Kira Jarmysch
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Zehn Tage Auszeit könnten Anja Romanowa gerade recht sein, um ein paar Dinge in ihrem achtundzwanzigjährigen Leben mit sich zu klären. Etwa ein verwirrendes Dreiecksverhältnis oder ihren missglückten Berufsstart im russischen Außenministerium mit seinen trinkfesten Zynikern. Nur verbringt Anja diese Zeit unfreiwillig mit fünf anderen jungen Frauen: Da ist Maja, die in «Brust- und Po-Tuning» investiert, um reichen Männern zu gefallen, Natascha, die das echte Straflager kennt, oder Irka, die die Alimente für ihre Tochter nicht gezahlt hat. Sie sind zusammen im Moskauer Gefängnis, weg...
Zehn Tage Auszeit könnten Anja Romanowa gerade recht sein, um ein paar Dinge in ihrem achtundzwanzigjährigen Leben mit sich zu klären. Etwa ein verwirrendes Dreiecksverhältnis oder ihren missglückten Berufsstart im russischen Außenministerium mit seinen trinkfesten Zynikern. Nur verbringt Anja diese Zeit unfreiwillig mit fünf anderen jungen Frauen: Da ist Maja, die in «Brust- und Po-Tuning» investiert, um reichen Männern zu gefallen, Natascha, die das echte Straflager kennt, oder Irka, die die Alimente für ihre Tochter nicht gezahlt hat. Sie sind zusammen im Moskauer Gefängnis, wegen Ordnungswidrigkeiten. Anja selbst verbüßt eine zehntägige Strafe, weil sie zu einer Demonstration gegen Regierungskorruption aufgerufen hat. Sechs Leben prallen aufeinander, explosiv und oft sehr komisch, in denen sich das heutige Russland spiegelt: Armut und Reichtum, Freiheitsgeist und Putin-Gläubigkeit, traditionelle Rollen und fluide Identitäten - die eine träumt von Buchweizen, die andere vermisst Bali. Und in all dem wird Anja einen Entschluss fassen.
Zart und cool, rau und zornig erzählt Kira Jarmysch davon, wie eine Frau in einer zerrissenen Gesellschaft zu sich findet, erzählt von Willkür und Repression, Freiheit und Aufbruch - mit der Kraft und Wucht einer neuen Generation, der trotz allem die Zukunft gehört.
Zart und cool, rau und zornig erzählt Kira Jarmysch davon, wie eine Frau in einer zerrissenen Gesellschaft zu sich findet, erzählt von Willkür und Repression, Freiheit und Aufbruch - mit der Kraft und Wucht einer neuen Generation, der trotz allem die Zukunft gehört.
Kira Jarmysch, geboren 1989, studierte Journalistik an der Diplomaten-Kaderschmiede MGIMO in Moskau - ohne Aufnahmeprüfung, da sie Siegerin der landesweiten 'Intelligenz-Olympiade' war. Ihr hochgelobter Debütroman erschien im Herbst 2020 in einem regimekritischen russischen Verlag. Seit 2014 arbeitet Kira Jarmysch als Sprecherin des prominentesten Oppositionspolitikers in Russland, Alexej Nawalny. Nach Nawalnys Rückkehr nach Moskau im Januar 2021 wurde auch Kira Jarmysch wegen Aufrufs zu Demonstrationen festgenommen. Olaf Kühl, 1955 geboren, studierte Slawistik, Osteuropäische Geschichte und Zeitgeschichte und arbeitete lange Jahre als Osteuropareferent für die Regierenden Bürgermeister von Berlin. Er ist Autor und einer der wichtigsten Übersetzer aus dem Polnischen und Russischen, u.a. wurde er mit dem Karl-Dedecius-Preis und dem Brücke Berlin-Preis ausgezeichnet. Sein zweiter Roman, 'Der wahre Sohn', war 2013 für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Produktbeschreibung
- Verlag: Rowohlt TB.
- Originaltitel: The Curious Events in Woman's Cell #3 ('¿¿¿¿¿¿¿¿¿¿¿ ¿¿¿¿¿¿¿¿¿¿¿¿ ¿ ¿¿¿¿¿¿¿ ¿¿¿¿¿¿ No 3')
- Artikelnr. des Verlages: 95709000
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 416
- Erscheinungstermin: 14. März 2023
- Deutsch
- Abmessung: 189mm x 125mm x 33mm
- Gewicht: 363g
- ISBN-13: 9783499008122
- ISBN-10: 3499008122
- Artikelnr.: 63745975
Herstellerkennzeichnung
Rowohlt Taschenbuch
Kirchenallee 19
20099 Hamburg
produktsicherheit@rowohlt.de
Ein richtig cooler Knastroman ... ausgesprochen kurzweilig Katharina Granzin taz 20211019
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Fritz Göttler liest Kira Jarmyschs Roman sicherlich mit neuen Augen. Was die junge Autorin, mit Bezügen zu eigenen Erfahrungen als Pressesprecherin Nawalnys, über die Arrest-Haft einer Aktivistin im heutigen Russland schreibt, hat für ihn nicht die Härte der großen russischen Lagerliteratur, sondern eine eigentümliche Gelassenheit und eine eher westliche Atmosphäre. Ernst findet er dennoch, was Jarmysch über das Schicksal ihrer Figuren schreibt, ihren Freiheitsdrang, ihren Glam und ihre Hoffnungen. In Russland steht das Buch demnächst wohl wegen seiner Drogen- und Sexinhalte auf dem Index, vermutet Göttler.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Anja Romanowa wird zu 10 Tagen Gefängnis verurteilt, da sie an einer Demonstration teilgenommen hat. Sie teilt sich die Zelle mit fünf weiteren Frauen, die verschiedener nicht sein könnten. Im tristen russischen Gefängnisalltag teilen sich die sechs Gefangenen Details über …
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Anja Romanowa wird zu 10 Tagen Gefängnis verurteilt, da sie an einer Demonstration teilgenommen hat. Sie teilt sich die Zelle mit fünf weiteren Frauen, die verschiedener nicht sein könnten. Im tristen russischen Gefängnisalltag teilen sich die sechs Gefangenen Details über ihr Leben und ihre Haftgründe mit und es stoßen Welten aufeinander. Und Anja beginnt, über ihr Leben zu reflektieren.
Kira Jarmysch ist an sich schon eine interessante Persönlichkeit und gerade durch ihre Hintergrundgeschichte und ihre Nähe zum Systemkritiker Alexej Nawalny erwartet man von ihr eine schonungslose Abrechnung mit den aktuellen Gegebenheiten in Russland. Leider kommt diese Kritik in ihrem Buch „DAFUQ“ nur sehr indirekt und weichgespült zum Vorschein, bissige ehrliche Worte sucht man leider vergebens.
Die Beschreibungen aus dem russischen Gefängnis sind in Teilen sehr interessant, nämlich dann, wenn die fünf Frauen aus unterschiedlichen Schichten und Hintergründen ihre jeweilige Story erzählen. Hier hatte ich wirklich den Eindruck, authentische Einblicke in verschiedene russische Lebensweisen zu erhalten. Auch Anjas Erinnerungen an früher lassen den Alltag junger Russinnen lebendig werden. Der Gefängnisalltag wird zwar ebenfalls realitätsnah beschrieben, allerdings ist dieser genauso wie erwartet: Sehr monoton und langweilig. Es kommt zu sehr vielen Wiederholungen und zähen Längen, was nicht besonders angenehm zu lesen ist. Die Geschichte nimmt dann auch noch einen skurrilen Zug an, als Anja zu halluzinieren beginnt. Diesen Handlungsstrang habe ich so gar nicht verstanden und empfang ihn auch als ziemlich unnötig. Und auch den Schluss fand ich sehr seltsam, er hat mich etwas ratlos und verwirrt zurückgelassen. Insgesamt habe ich mir leider mit der Handlung etwas schwer getan, da ich mir intensivere und kurzweiligere Einblicke versprochen hatte. Die Story kratzt leider nur an der Oberfläche und traut sich nicht wirklich, offen zu kritisieren.
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Gebundenes Buch
Ich fand das Buch wirklich extrem gut! Extrem gut geschrieben und extrem interessant. Die Autorin bringt in dem Buch ihre eigenen Erfahrungen mit der russischen Regierung und Justiz ein und hat das interessant eingebracht. Ich hatte das Gefühl so nochmal eine andere Perspektive auf die …
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Ich fand das Buch wirklich extrem gut! Extrem gut geschrieben und extrem interessant. Die Autorin bringt in dem Buch ihre eigenen Erfahrungen mit der russischen Regierung und Justiz ein und hat das interessant eingebracht. Ich hatte das Gefühl so nochmal eine andere Perspektive auf die Situation in Russland bekommen zu können und kann das Buch wirklich jedem empfehlen :) Schreibstil und Gestaltung des Buchs sind auch top. Es gibt auch Insights zu Rollenbildern und Feminismus in Russland, alles Themen über die ich ein bisschen was wusste, aber dank dem Buch noch viel mehr!
Das Buch ist traurig, emotional, spannend und für jeden etwas, der die Situation Russlands nicht nur aus den Nachrichten erfahren möchte, sondern auf einer Ebene, die tiefer geht und persönlicher ist. Große Empfehlung! Ich würde sofort wieder etwas von der Autorin lesen.
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Die Gestaltung des Buchcovers mit zwei küssenden Frauen (?) und den großen Lettern finde ich gut. Auch das Material des Buchdeckels mag ich, es ist starke Pappe. Das Thema ist ungewöhnlich und überwiegend spannend erzählt. Fünf verschiedene Frauen finden sich in einer …
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Die Gestaltung des Buchcovers mit zwei küssenden Frauen (?) und den großen Lettern finde ich gut. Auch das Material des Buchdeckels mag ich, es ist starke Pappe. Das Thema ist ungewöhnlich und überwiegend spannend erzählt. Fünf verschiedene Frauen finden sich in einer Arrestzelle ein, sei es wie die Hauptperson Anja, wegen einer politisch inkorrekten Demo oder Fahren oder Führerschein. Die junge russische Autorin schildert die Abläufe im Arrest, die sie ja ähnlich erlebt haben muss. Es ist weniger schlimm als erwartet und oft sogar langweilig. Die Gespräche unter den Frauen sind mal ernst, lustig, traurig. Anjas Vergangenheit wird gelegentlich beleuchtet. Man erfährt von ihrer Kindheit, Schule, Studium, Liebe und dem Praktikum im Außenministerium. Manche Stellen sind dennoch etwas langatmig und uninteressant erzählt. Am Ende fragt sich Anja, ob sie und ihre Mitinsassinnen Schicksalsgöttinnen sind und der Schluss des Buches lässt mich eigentlich etwas hilflos zurück. Irgendwie ergab das Buch für mich keinen richtigen Sinn, konnte mich aber ein wenig unterhalten.
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Anja wird bei einer Demonstration festgenommen und zu 10 Tagen Arrest verurteilt. Hier muss sie sich eine Zelle mit fünf anderen Frauen teilen. Da ist unter anderem Natascha, die schon einmal im Gulag war, Maja, die ihr Luxusleben und ihre Schönheits-OPs finanziert indem sie sich von …
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Anja wird bei einer Demonstration festgenommen und zu 10 Tagen Arrest verurteilt. Hier muss sie sich eine Zelle mit fünf anderen Frauen teilen. Da ist unter anderem Natascha, die schon einmal im Gulag war, Maja, die ihr Luxusleben und ihre Schönheits-OPs finanziert indem sie sich von reichen Männern aushalten lässt und auch Irka, die schwer alkoholabhängig ist und dafür fast alles machen würde.
In der kleinen Zellen prallen Welten aufeinander. Darüber hinaus ist Anja auch gewungen sich mir dem eigenen Leben und der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die Situation führt dazu, dass sie immer stärkere Wahnvorstellungen entwickelt. Dafuq!
Ein in vielerlei Hinsicht hochinteressantes Buch, das durch die vielen unterschiedlichen Charaktere ein Bild des heutigen Russland vermittelt. Interessant und umso glaubwürdiger auch deshalb, weil Kira Jarmysch, als Pressesprecherin von Alexey Nawalny, auch selbst schon festgenommen wurde und Zeit im Arrest verbracht hat.
Lesenswert!!
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Kira Jarmysch ist die Pressesprecherin des bekannten Oppositionellen Alexej Nawalni.
Ihre eigenen Hafterlebnisse verarbeitet sie in diesem Buch über das Arresterleben von Anja, die auf einer unangemeldeten Demonstration festgenommen wurde und für 10 Tage arrestiert wird.
Die Geschichte …
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Kira Jarmysch ist die Pressesprecherin des bekannten Oppositionellen Alexej Nawalni.
Ihre eigenen Hafterlebnisse verarbeitet sie in diesem Buch über das Arresterleben von Anja, die auf einer unangemeldeten Demonstration festgenommen wurde und für 10 Tage arrestiert wird.
Die Geschichte lebt von den Beschreibungen der Zellengenossinen.
Da ist Maja, ein Escortgirl, das in das Tuning ihres Körpers investiert, Natascha, die schon im Straflager war und von dort ganz eigene Erfahrungen mitbringt. Außerdem Irka, Tabletten- und Alkohlsüchtig, prostituiert sich für Bier und Katja und Diana, die nicht ganz soviel Raum einnehmen, aber auch Erfahrungen mit Gewalt und Gefängnis haben.
Die Willkür der russischen Justiz wird überdeutlich, das beginnt bei der Inhaftierung wegen der Demonstration und zieht sich durch den kompletten Arrest. Telefonzeit, Duschmöglichkeiten, Arztbesuche, alles hängt vom Wohlwollen der Aufseher ab.
Im Laufe des Buches entwickelt Anja vor lauter Monotonie und Ausgeliefert sein immer stärkere Wahnvorstellungen.
Schreibstil und Umsetzung des Themas sind sehr gelungen, das Buch lässt sich leicht lesen, ist mitunter durchaus witzig und durch die eingestreuten Rückblenden auf Anjas Leben wird es sehr lebhaft und abwechslungsreich.
In Russland fordern konservative Aktivisten derzeit den Verbot des Buches, weil es Drogen, Homosexualität und Suizid propagiere.
Ich finde dieses Buch absolut lesens- und empfehlenswert, es zeigt die Gedanken der jungen Frauen in Russland, derjenigen, die ein neues System etablieren möchten. Und es zeigt die verstaubten und mafiösen Strukturen der patriarchalen russischen Gesellschaft.
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Anders als erwartet
Die 28-Jährige Anja wird wegen vermeintlichen Anstiftens zu einer politischen Demonstration zu 10 Tagen Arrest verurteilt. Dabei lernt sie ihre Zellengenossinen besser kennen, erfährt surreales und lässt ihre Vergangenheit in Gedanken Revue passieren.
Die …
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Anders als erwartet
Die 28-Jährige Anja wird wegen vermeintlichen Anstiftens zu einer politischen Demonstration zu 10 Tagen Arrest verurteilt. Dabei lernt sie ihre Zellengenossinen besser kennen, erfährt surreales und lässt ihre Vergangenheit in Gedanken Revue passieren.
Die Leseprobe hat in mir die Neugierige geweckt, da ich dachte, in das heutige Russland eintauchen zu können. Dabei wurde ich allerdings leider ein wenig enttäuscht. Man hat zwar an einigen Stellen einen Einblick und kann die politische Lage erahnen, allerdings meist recht oberflächlich.
Die Sprache war zum Teil nicht authentisch, was an der Übersetzung liegen könnte.
Ich konnte mich außerdem sehr schlecht mit der Protagonisten identifizieren, die detaillierte Beschreibung von Selbstverletzung half dabei nicht wirklich.
Auch das übernatürliche, was mit Verlauf des Buches zunimmt hat mich noch mehr davon abgeschreckt, auch als Metapher konnte ich mich davon nicht begeistern.
Das Buch hatte zum Teil spannende Stellen, allerdings im großen und ganzen nicht meinen Geschmack getroffen.
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Gebundenes Buch
Anja demonstriert und landet für 10 Tage im Arrest. Trauriger Alltag in Russland, in diesem Werk gut geschildert und aufbereitet. Die Autorin lässt dabei sicherlich auch viele eigene Erfahrungen einfließen. Das gefällt und lässt das Geschilderte sehr authentisch und …
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Anja demonstriert und landet für 10 Tage im Arrest. Trauriger Alltag in Russland, in diesem Werk gut geschildert und aufbereitet. Die Autorin lässt dabei sicherlich auch viele eigene Erfahrungen einfließen. Das gefällt und lässt das Geschilderte sehr authentisch und realistisch wirken. Wer sich Einsichten in das Leben in Russland erhofft, wird mit diesem Buch nicht enttäuscht, Themen wie Alkoholismus, Korruption, Polizeiwillkür, Drogensucht, Homosexualität, Feminismus und Sexismus sowie das Männer-Frauen-Rollenverständnis werden durchaus am Rande erwähnt. Detailliert werden die Abläufe in der Polizeidienststelle und im Gericht, die Aufnahmeprozedur in der Haftanstalt sowie der Alltag dort beschrieben. Was mich erstaunt hat: Die Ordnungshüter wirken bis auf einzelne Ausnahmen insgesamt recht nett, verständnisvoll sowie korrekt. Beschwerden der Häftlinge werden ernst genommen, Anträge werden weitergegeben und schnell bearbeitet. Dennoch gibt es einzelne schwarze Schafe, unter deren Willkür die Häftlinge zu leiden haben. Auch die Mitinsassinen verhalten sich Anja gegenüber freundlich und offen. Als sie in ihrer Zelle ankommt, wird munter small-talk über die Haftgründe geführt, Scharade folgt, man bietet Anja sogar Tee an. Die Atmosphäre wirkt insgesamt wohlig warm, nur der psychische Zustand von Anja verschlechtert sich zusehends. Doch darauf komme ich weiter unten zurück.
Im Zentrum der Handlung steht Anja, ihren Gedanken und Gefühlen folgen wir vor allem als Leser. In eingeschobenen Rückblicken erfahren wir auch etwas über ihre Vergangenheit, vor allem über ihre verschiedenen Jugendsünden, ihre schwierige Dreiecksbeziehung mit Sonja und Sascha sowie über das Beziehungsverhältnis zu ihren Eltern, besonders das zu ihrem Vater. Neben Anja bekommen die Mitinsassinnen Irka und Maja noch viel Raum in dem Roman; am Beispiel von Irka wird uns eine gescheiterte Existenz vorgeführt, sie ist ein Opfer, abhängig von Tabletten und Alkohol, die sich sogar dafür prostitutiert und auch Misshandlung erlebt hat. Maja erscheint dem Leser hingegen als eine Art „Barbie-Püppchen“, die in sich selbst mit Schönheitsoperationen investiert, von ihren merkwürdigen geschäftlich-romantischen Beziehungen zu Männern erzählt und dabei ein absurdes Männerbild und Frauenrollenverständnis offenbart.
Der erzählerische Höhepunkt des Romans ist für mich aber die Darstellung der Verschlechterung des psychischen Zustands von Anja; spätestens im letzten Viertel des Romans, als sie allein in ihrer Zelle sitzt, weil die anderen Insassinnen bereits entlassen wurden, tritt ihr labiler innerer Zustand immer deutlicher zutage. Immer stärker fühlt sie sich der Willkür der sog. „Diensthabenden“ ausgeliefert, sie scheint das Zeitgefühl zu verlieren. Meisterhaft wird erzählt, dass Anja plötzlich Zusammenhänge entdeckt, wo keine sind, wie sie mystische Gedankengänge entwickelt, sie nimmt merkwürdige Zufälle wahr, sie erlebt Stimmungsschwankungen, Grübeleien, assoziative Erinnerungsketten, innere Angespanntheit, Manie und Größenwahn. Ihre Wut gipfelt letztlich sogar in der Vorstellung eines Mords. Und ich finde plausibel, dass man in einer solchen Situation von Isolation solche depressiv-psychotischen Gedanken entwickelt, zumal Anja bereits im Vorfeld, als ihre Mitinsassinnen noch anwesend waren, in Form von Halluzinationen dem Leser zu erkennen gibt, dass es ihr psychisch nicht gut geht.
Fazit: Ein Roman, der einen Einblick in das heutige Russland gewährt, vor allem in den Haftalltag von Arrestierten und darin, welch psychische Belastung ein solcher Aufenthalt für den/die Betroffene(n) sein kann.
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Gebundenes Buch
Gute Ansätze...
DAFUQ ist der Fluch, den Anja an ihrem vermeintlichen Entlassungstag von sich gibt - so sind es dann doch 10 Tage im Arrest geworden und nicht die erwarteten 9. Und weil der Ort der Handlung Russland ist, erwartet man als Leser natürlich eine ungeheure Brisanz, die …
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Gute Ansätze...
DAFUQ ist der Fluch, den Anja an ihrem vermeintlichen Entlassungstag von sich gibt - so sind es dann doch 10 Tage im Arrest geworden und nicht die erwarteten 9. Und weil der Ort der Handlung Russland ist, erwartet man als Leser natürlich eine ungeheure Brisanz, die sämtliche Menschenrechtsaktivisten auf den Plan gerufen hätte, wegen der unmenschlichen Zustände und der Gewaltanwendung durch das Gefängnispersonal, Brutalität und Willkür; man erwartet einen kritischen Exkurs über Freiheitseinschränkungen im Land, eine politische Kontroverse und die Analyse eines Unrechtsystems. Fünf Frauen für knapp 10 Tage in einer Arrestzelle, fünf Frauen mit ihrer sehr unterschiedlichen Geschichte - eigentlich eine hinreichende Ausgangsbasis für einen richtig guten Roman. Man hätte eine merscharfe Analyse der russischen Gegenwartsgesellschaft erwarten können, wo das Private immer auch politisch ist. Aber genau das bietet das Buch nur in sehr milder Form. Ja - ein bisschen wird über Willkür berichtet; locker-leichtes Erzählen darüber, dass die Beteiligung an Demonstrationen gefährlich sein kann; es geht aber auch um so banale Dinge wie 'Körperoptimierung' und Fingernägel, um Untreue; wir erfahren von schlechtem Essen im Arrest. Aber die Art, wie die Autorin erzählt, erweckt fast den Eindruck, dass es eine recht nette Erfahrung sein muss, in einer russischen Arrestzelle einzusitzen. Die gesamte Geschichte ist ein wenig wie halbgemütliches Geplaudere, während eigentlich drumherum das Leben mit seinen Katastrophen tobt. Nett zu lesen und zu hören - aber mehr auch nicht... Nur am Schluss - ein kleiner Exkurs über die magische Macht der Frauen über Leben und Tod und Fäden die reißen können - das gibt dann doch noch einen Sonderpunkt!
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Gebundenes Buch
Tragikomisch, vielstimmig, bitterböse
Die 28-jährige Anja wurde wegen unangemeldeten Demonstration gegen Regierungskorruption festgenommen und zu zehn Tage Arrest verurteilt. Sie landet in eine Moskauer Gefängniszelle, in dem sie mit weiteren fünf Frauen -die ebenfalls wegen …
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Tragikomisch, vielstimmig, bitterböse
Die 28-jährige Anja wurde wegen unangemeldeten Demonstration gegen Regierungskorruption festgenommen und zu zehn Tage Arrest verurteilt. Sie landet in eine Moskauer Gefängniszelle, in dem sie mit weiteren fünf Frauen -die ebenfalls wegen geringfügigen Ordnungswidrigkeiten sitzen müssen- nicht nur die Toilette, sondern auch eine Tasse lauwarmen Tee teilt. Die jungen Frauen stammen aus völlig anderen Gesellschaftssichten ab, dennoch reden die gerne miteinander, spielen erfundene Spiele und erzählen aus dem eigenen Leben. Anja nimmt alles erstmals wie eine Anekdote auf, die sie hinterher ihren Freunden erzählen möchte, denn das Essen schmeckt gut, die Insassen sind in Ordnung und es herrscht keine Gewalt, doch die Tage vergehen. Anjas Mitinsassen verlassen eine nach dem anderen die Zelle und sie bleibt mit ihren Gedanken und ihre Wahnvorstellungen alleine...
Hinter diesem „Gangsterhaften“ Titel, und ein Cover welches mich an einen modernen „Drogenroman“ erinnert, verbirgt sich eine aktuelle Geschichte über heutigen Russland. Sehr mutig, zugleich zornig ergreift die Autorin einige Themen wie russische Gesellschaftsspalt zwischen Armut und Reichtum, traditionelle Rollenverteilung, Regime-Gläubigkeit, Unabhängigkeitsdrang und Sexualität. Klingt zu Politisch? Ist es aber nicht. Denn Jarmysch hat ihre Figuren sehr kreativ und vielfältig kreiert und ihnen lustigen Stimmen gegeben, sodass ich immer wieder bei Dialogen lauthals lachen musste.
Kira Jarmysch ist als Alexej Nawalnys Pressesprecherin bekannt und es ist ihrer erster Roman, in dem sie einige biografische Eckdaten mitverarbeitet hat. Ein gut gelungenes, interessantes, außergewöhnliches und lesenswertes Debüt.
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Gebundenes Buch
10 Tage im Moskauer Gefängnis - DAFUQ
Die Journalistin Kira Jarmysch, die auch als Pressesprecherin für den Oppositionspolitiker Alexej Nawalny bekannt ist, hat mit ‚DAFUQ‘ [by the way: Kurzform von ‚What the fuck‘] ihren ersten Roman geschrieben.
Die …
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10 Tage im Moskauer Gefängnis - DAFUQ
Die Journalistin Kira Jarmysch, die auch als Pressesprecherin für den Oppositionspolitiker Alexej Nawalny bekannt ist, hat mit ‚DAFUQ‘ [by the way: Kurzform von ‚What the fuck‘] ihren ersten Roman geschrieben.
Die Protagonistin Anja (28 J.) wurde auf einer unerlaubten Demonstration gegen Regierungskorruption fest- und für 10 Tage in Arrest genommen. Im Moskauer Gefängnis trifft Anja auf fünf andere Frauen. Die Frauen sind alle aus verschiedenen Gesellschaftsschichten, sehr unterschiedlich und im Gefängnis prallen somit Welten aufeinander. Aufgrund der bildhaften Erzählung bekommen Leser:innen schnell einen Einblick in das Leben der einzelnen Personen sowie das Gefängnis-Dasein. Dieser neue, eintönige Alltag wird mit Einblicken in Anjas Vergangenheit ergänzt, welche sehr spannend ist! Themen wie Homosexualität, Drogen, Macht, Suizid und Kremelkritik werden in DAFUQ behandelt und zusätzlich erhalten Leser:innen Einblicke in das heutige Russland.
Besonders spannend: Kira Jarmysch wurde selbst im Januar 2021 aufgrund eines Aufrufs zur Demonstration festgenommen …
Insgesamt gibt es eine klare Leseempfehlung (trotz einiger Längen) für dieses gelungene und außergewöhnliche Debüt, das biografische Eckdaten mitverarbeitet!
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