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Abends in Alis Kiez-Späti, wenn das Spiel läuft und Ben im Kreise seiner Freunde ist, scheint die Welt in Ordnung, aber an allen anderen Fronten muss der junge Berliner Rückschläge einstecken. Bens IT-Job ist eine Sackgasse, seine eigentliche Leidenschaft, das Zeichnen, bereitet ihm auch keine Freude mehr und wegen seiner chronisch trüben Laune hat seine Freundin das Weite gesucht. Wie der ewig gestrafte Sisyphos, der in jedem von Bens Bildern auftaucht, müht er sich mit seinem ziellosen Alltag ab, bis jede Pore seines Körpers nach Veränderung schreit. Aber sich selbst neu zu erfinden, ist…mehr

Produktbeschreibung
Abends in Alis Kiez-Späti, wenn das Spiel läuft und Ben im Kreise seiner Freunde ist, scheint die Welt in Ordnung, aber an allen anderen Fronten muss der junge Berliner Rückschläge einstecken. Bens IT-Job ist eine Sackgasse, seine eigentliche Leidenschaft, das Zeichnen, bereitet ihm auch keine Freude mehr und wegen seiner chronisch trüben Laune hat seine Freundin das Weite gesucht. Wie der ewig gestrafte Sisyphos, der in jedem von Bens Bildern auftaucht, müht er sich mit seinem ziellosen Alltag ab, bis jede Pore seines Körpers nach Veränderung schreit. Aber sich selbst neu zu erfinden, ist selbst in Berlin, wo die Inspiration an jeder Ecke wartet, keine leichte Aufgabe.

Mit viel Selbstironie und einem virtuosen Strich erzählt der deutsch-iranische Zeichner Hamed Eshrat in seinem Deutschland-Debüt eine charmante, beinah alltägliche Großstadtgeschichte, die nicht nur wegen plattensammelnder Kiezhelden und gebrochener Herzen an Nick Hornbys High Fidelity erinnert. Zeitgleich ist Eshrats Venustransit ein elegantes Portrait des modernen Berlins, das zwischen Easyjet-Touristen und Gentrifizierung um seine Freiräume kämpft.
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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.03.2016

Sisyphus-Trip
Hamed Eshrat reflektiert sein
Dichterleben in „Venustransfer“
Ben hat’s nicht leicht. Der Brötchenjob als Programmierer ödet ihn an, und beim Comic-Machen, seiner eigentlichen Berufung, fehlt es ihm an Elan. Schlechte Laune ist angesagt, die dadurch nicht besser wird, dass seine hübsche Freundin Julia ihn zugunsten des angeberischen Alex verlässt. Auf einer langen Indienfahrt sucht Ben Erleuchtung. Nach Berlin zurückgekehrt, findet er eine neue Freundin. Gleichzeitig erfährt er, dass Julia schwanger ist – fragt sich nur, von wem.
  Ähnlich seiner Hauptfigur, die zwischen mehreren Lebensentwürfen schwankt, probiert Hamed Eshrat in seinen Bleistiftzeichnungen verschiedene Stile aus. Das sorgt für Abwechslung; allerdings enthält die Wiedergabe von Bens gezeichnetem Reisetagebuch einiges ziemlich banale Gekritzel, das nur den Umfang, nicht aber den Wert dieser Graphic Novel steigert. Auch die Idee, die nicht allzu arge Hipster-Trübsal in so monumentalen Referenzen wie Camus’ „Mythos von Sisyphos“ und Kafkas „Verwandlung“ zu spiegeln, kann nicht recht überzeugen.
  Am besten ist „Venustransit“, wenn mit wenig oder gar keinen Worten von Entfremdung und Sehnsucht erzählt wird, etwa wenn Ben melancholisch eine zerbeulte Plastikflasche betrachtet, die in der Spree treibt, oder wenn er, ohne damit glücklich zu werden, im Nachtleben One-Night-Stands aufgabelt. In diesen Momenten besitzt der Comic eine Dichte, eine poetische Kraft, die er sonst vermissen lässt – vielleicht sollte Eshrat sich einmal an Kurzgeschichten versuchen?
CHRISTOPH HAAS
Hamed Eshrat (Text und Zeichnungen): Venustransit. Avant Verlag, Berlin 2015. 255 S., 24,95 Euro.
Aufgeweckter Autor.
Foto: Avant Verlag
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