Eine ummauerte Stadt, die nur betreten kann, wer seinen eigenen Schatten zurücklässt: Hier lebt das wahre Ich des Mädchens, in das sich der namenlose Erzähler mit siebzehn Jahren unsterblich verliebt. Er macht sich auf die Suche, gelangt in die Stadt und ihre geheimnisvolle Bibliothek, doch das Mädchen erkennt ihn nicht mehr. Unter rätselhaften Umständen gerät der Erzähler zurück in die Welt jenseits der Mauer. Er zieht nach Tokio, arbeitet im Buchhandel, hat wechselnde Freundinnen. Aber er kann das Mädchen nicht vergessen. Schließlich kündigt er und nimmt eine Stelle in einer alten Bücherei in der Präfektur Fukushima an. Die Erinnerung an die ummauerte Stadt kehrt mit aller Macht zurück, die Realität gerät knirschend ins Wanken - und der Erzähler muss sich fragen, was ihn an diese Welt bindet. Der neue große Roman von Haruki Murakami: ein melancholischer, zärtlicher und philosophischer Roman über eine verlorene Liebe, die Suche nach dem Selbst und die Möglichkeit, Mauern zu überwinden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.01.2024Mein wahres Ich ist meilenweit entfernt
Aber mein Schatten ist bei dir: Haruki Murakami greift für seinen neuen Roman "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer" auf ein altes Motiv zurück.
Zwei japanische Teenager lernen sich auf der Preisverleihung eines Schreibwettbewerbs kennen, bei der sie beide für ihre Geschichten ausgezeichnet werden. Der Junge ist siebzehn, das Mädchen ein Jahr jünger. Sie tauschen ihre Adressen aus, schreiben sich Briefe und treffen sich schließlich regelmäßig zu langen Spaziergängen durch Tokio. Es kommt zu Küssen, aber nicht zu mehr, obwohl der Junge sich danach sehnt. Auch das Mädchen sagt ihm, sie wolle "ganz und gar dir gehören" und "eins mit dir sein", nur fühle sie sich noch nicht bereit dafür, denn "mein Geist und mein Körper sind getrennt. Sie sind an verschiedenen Orten." Das geht so weit, dass sie sich manchmal vorkommt "wie jemandes Schatten", während ihr "wahres Ich irgendwo anders" sei.
Damit ist ein Thema umrissen, das Haruki Murakamis neuen Roman "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer" auf jeder Seite prägt. Wo denn das "wahre Ich" der Freundin sei, fragt der Siebzehnjährige, der den Roman über ebenso namenlos bleibt wie sie und noch zahlreiche andere Figuren. Das Mädchen erzählt von einer Stadt hinter einer Backsteinmauer, irgendwo am Ende der Welt, in der es kein Gas und keine Elektrizität gebe. Am Tor stehe ein Wächter, der jeden Morgen eine Herde Einhörner zum Grasen in die Stadt lasse und abends wieder hinaus. Ein Fluss, überspannt von drei Brücken, teile die Stadt in zwei Hälften. Im Zentrum stehe ein Uhrturm ohne Zeiger und unweit von ihm eine Bibliothek, in der ihr wahres Ich als Bibliothekarin arbeite. Übrigens habe niemand in der Stadt einen Schatten, und wer sie als Fremder betrete, müsse seinen Schatten beim Wächter abgeben. Einen Weg wieder hinaus gebe es nicht.
Murakamis Lesern dürfte das alles nicht fremd sein. Im Grunde ist es der dritte Anlauf, den der Autor nimmt, um jene Stadt literarisch zu erkunden. Noch bevor er sich aus dem von ihm gegründeten Jazzclub zurückzog, um nur noch zu schreiben, veröffentlichte er eine hundert Seiten lange Geschichte, die von einer solchen Stadt handelt. Wenig später, im Roman "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" von 1985, ist die Konstruktion ganz ähnlich, dem Buch ist sogar eine Karte der Stadt beigegeben, die deren Beschreibung im knapp vierzig Jahre jüngeren Roman sehr ähnlich sieht. Auch die Flucht, die der Held am Ende unternimmt, um seinen dahinwelkenden Schatten zu retten, und die finale Entscheidung, doch noch zu bleiben, während der Schatten ins Land jenseits der Mauer entkommt, steht so ähnlich in beiden Texten. Murakami erklärt das in seinem Nachwort: Er sei nicht ganz zufrieden mit den Lösungen gewesen, die er seinerzeit für das Sujet von der ummauerten Komplementärstadt gefunden habe, also habe er sich in der Corona-Zeit noch einmal darangemacht, die Geschichte neu zu erzählen.
Das Ergebnis ist ein funkelnder, überlegen komponierter Roman, der um Arabesken ärmer und an eindrucksvollen Bildern reicher ist als das frühere Werk. Das beginnt mit der Entstehungsgeschichte der Stadt, die hier den Gesprächen zwischen den jungen Liebenden zugeschrieben wird - das Mädchen erzählt, der Junge notiert jede Einzelheit in einem Heft, fragt auch mal nach, wenn ihm etwas unklar ist, und trägt mit Eigenem dazu bei. Die Liebesgeschichte, die bald an ein abruptes Ende kommt, weil das Mädchen einfach verschwindet, wird durch Schilderungen vom Aufenthalt des älter gewordenen Geliebten unterbrochen, der tatsächlich in die Stadt gelangt und das "wahre Ich" der Freundin dort antrifft - sie ist um keinen Tag gealtert, weiß nichts von ihm und der gemeinsamen Vergangenheit, ist ihm aber bei seiner Aufgabe behilflich, in der Bibliothek der Stadt die eiförmig materialisierten Träume früherer Bewohner zu lesen und zu deuten.
Oder verhält es sich ganz anders? Die Gewissheit des Mädchens über das wahre Ich in der Gegenwelt und den Schatten in der gewohnten Realität teilt der Erzähler nicht, der im zweiten Teil des Romans aus Tokio in eine Kleinstadt der Präfektur Fukushima flieht, um dort als Leiter der örtlichen Bibliothek zu arbeiten. Murakami spannt ein Netz von Verweisen auf, gewohnt aus und doch erheblich zwingender als in vielen seiner Bücher, bringt den Flüchtigen in Kontakt mit großartigen Nebenfiguren wie seinem geisterhaften Vorgänger, einem stillen jugendlichen Leser oder einer keuschen Coffeeshopbetreiberin und erweitert zugleich den Kreis derer, für die jene backsteinummauerte Stadt zum Sehnsuchtsort wird, zum Gegenmodell einer gewöhnlichen Welt, für die sie sich nicht gemacht fühlen.
Damit geht einher, dass der Roman zunehmend eine Hierarchie der Welten unterläuft. Wer real ist oder - in der Sprache des Romans - "wahr" und wer den Schatten darstellt, ist Ansichtssache und hängt nicht zuletzt davon ab, wer erzählt. Wenn gleich zu Beginn des Romans der Handlungsstrang der verliebten Teenager in der zweiten Person Singular erzählt wird ("anscheinend müde vom Gehen setzt du dich ins Gras"), dann lässt das die Möglichkeit offen, es handele sich um eine Fiktion, die der in die ummauerte Stadt gelangte Erzähler für die dortige Bibliothekarin entwirft - er spricht von einer gemeinsamen Geschichte, an die sie sich doch bitte erinnern soll. Und was hat es mit dem jungen Leser auf sich, der in der Kleinstadtbibliothek den Weg in die Sehnsuchtsstadt sucht, ohne dass seine Motive dafür deutlich würden, der aber in seiner Lesewut wiederum an den isolierten Liebenden des Anfangs erinnert und schließlich mit ihm verschmelzen wird - zwei Hälften einer Person, die jeweils ohne die andere ein unvollkommenes Leben führen?
"Ich fühlte einfach, dass diese Realität nicht zu mir passte", sagt der Erzähler, bevor er seine Arbeitsstelle in Tokio aufgibt, und dieses Gefühl teilt er mit einigen Gestalten dieses Romans, mutmaßlich auch mit manchem Leser. Murakami aber stellt auch die andere Seite dar, indem er die Verzweiflung des jungen Mannes über die in die Gegenwelt abdriftende Geliebte darstellt oder die hilflose Suche der Familie des jungen Lesers nach dessen Verschwinden.
Natürlich schließt sich hier der Kreis in Murakamis Werk, in dem solche Gegenwelten entdeckt werden und die Entdecker durchaus faszinieren, um später ihre bedrohliche Seite zu offenbaren. Denn die erzwungene Trennung vom eigenen Schatten ist ein überdeutlicher Hinweis des mit allen Wassern der Schauerromantik gewaschenen Autors auf den Preis, den man für das Glücksversprechen auf der anderen Seite der Mauer bezahlt, und auch die eigentlich verbotene Rückkehr auf die andere Seite der Welt sollte Warnung genug sein. Hinzu kommt, dass Murakamis Zeichensystem, allem voran die Reihe der quadratischen Räume im Herzen der jeweiligen Umgebung, die deutlich als Übergangsstellen gezeichnet sind, jeder Behauptung über die Gesetze der einen oder anderen Welt zuwiderläuft. Letztlich erschafft sich jeder seinen Kosmos inklusive aller Regeln, die jederzeit revidierbar sind.
Für die Liebenden vom Romananfang heißt das, dass ihre Welt, erzählt vom Mädchen und niedergeschrieben vom Jungen, so lange in ihrer Weise besteht, wie sich beide darüber einig sind. Ein gemeinsamer Fluchtort aber kann sie nicht sein. Auch wenn derjenige, der mit dem aufgeschlagenen Heft zurückbleibt, in mehreren Anläufen daraus einen Roman formt. TILMAN SPRECKELSEN
Haruki Murakami: "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer". Roman.
Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. DuMont, Köln 2024. 640 S., geb., 34,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aber mein Schatten ist bei dir: Haruki Murakami greift für seinen neuen Roman "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer" auf ein altes Motiv zurück.
Zwei japanische Teenager lernen sich auf der Preisverleihung eines Schreibwettbewerbs kennen, bei der sie beide für ihre Geschichten ausgezeichnet werden. Der Junge ist siebzehn, das Mädchen ein Jahr jünger. Sie tauschen ihre Adressen aus, schreiben sich Briefe und treffen sich schließlich regelmäßig zu langen Spaziergängen durch Tokio. Es kommt zu Küssen, aber nicht zu mehr, obwohl der Junge sich danach sehnt. Auch das Mädchen sagt ihm, sie wolle "ganz und gar dir gehören" und "eins mit dir sein", nur fühle sie sich noch nicht bereit dafür, denn "mein Geist und mein Körper sind getrennt. Sie sind an verschiedenen Orten." Das geht so weit, dass sie sich manchmal vorkommt "wie jemandes Schatten", während ihr "wahres Ich irgendwo anders" sei.
Damit ist ein Thema umrissen, das Haruki Murakamis neuen Roman "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer" auf jeder Seite prägt. Wo denn das "wahre Ich" der Freundin sei, fragt der Siebzehnjährige, der den Roman über ebenso namenlos bleibt wie sie und noch zahlreiche andere Figuren. Das Mädchen erzählt von einer Stadt hinter einer Backsteinmauer, irgendwo am Ende der Welt, in der es kein Gas und keine Elektrizität gebe. Am Tor stehe ein Wächter, der jeden Morgen eine Herde Einhörner zum Grasen in die Stadt lasse und abends wieder hinaus. Ein Fluss, überspannt von drei Brücken, teile die Stadt in zwei Hälften. Im Zentrum stehe ein Uhrturm ohne Zeiger und unweit von ihm eine Bibliothek, in der ihr wahres Ich als Bibliothekarin arbeite. Übrigens habe niemand in der Stadt einen Schatten, und wer sie als Fremder betrete, müsse seinen Schatten beim Wächter abgeben. Einen Weg wieder hinaus gebe es nicht.
Murakamis Lesern dürfte das alles nicht fremd sein. Im Grunde ist es der dritte Anlauf, den der Autor nimmt, um jene Stadt literarisch zu erkunden. Noch bevor er sich aus dem von ihm gegründeten Jazzclub zurückzog, um nur noch zu schreiben, veröffentlichte er eine hundert Seiten lange Geschichte, die von einer solchen Stadt handelt. Wenig später, im Roman "Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt" von 1985, ist die Konstruktion ganz ähnlich, dem Buch ist sogar eine Karte der Stadt beigegeben, die deren Beschreibung im knapp vierzig Jahre jüngeren Roman sehr ähnlich sieht. Auch die Flucht, die der Held am Ende unternimmt, um seinen dahinwelkenden Schatten zu retten, und die finale Entscheidung, doch noch zu bleiben, während der Schatten ins Land jenseits der Mauer entkommt, steht so ähnlich in beiden Texten. Murakami erklärt das in seinem Nachwort: Er sei nicht ganz zufrieden mit den Lösungen gewesen, die er seinerzeit für das Sujet von der ummauerten Komplementärstadt gefunden habe, also habe er sich in der Corona-Zeit noch einmal darangemacht, die Geschichte neu zu erzählen.
Das Ergebnis ist ein funkelnder, überlegen komponierter Roman, der um Arabesken ärmer und an eindrucksvollen Bildern reicher ist als das frühere Werk. Das beginnt mit der Entstehungsgeschichte der Stadt, die hier den Gesprächen zwischen den jungen Liebenden zugeschrieben wird - das Mädchen erzählt, der Junge notiert jede Einzelheit in einem Heft, fragt auch mal nach, wenn ihm etwas unklar ist, und trägt mit Eigenem dazu bei. Die Liebesgeschichte, die bald an ein abruptes Ende kommt, weil das Mädchen einfach verschwindet, wird durch Schilderungen vom Aufenthalt des älter gewordenen Geliebten unterbrochen, der tatsächlich in die Stadt gelangt und das "wahre Ich" der Freundin dort antrifft - sie ist um keinen Tag gealtert, weiß nichts von ihm und der gemeinsamen Vergangenheit, ist ihm aber bei seiner Aufgabe behilflich, in der Bibliothek der Stadt die eiförmig materialisierten Träume früherer Bewohner zu lesen und zu deuten.
Oder verhält es sich ganz anders? Die Gewissheit des Mädchens über das wahre Ich in der Gegenwelt und den Schatten in der gewohnten Realität teilt der Erzähler nicht, der im zweiten Teil des Romans aus Tokio in eine Kleinstadt der Präfektur Fukushima flieht, um dort als Leiter der örtlichen Bibliothek zu arbeiten. Murakami spannt ein Netz von Verweisen auf, gewohnt aus und doch erheblich zwingender als in vielen seiner Bücher, bringt den Flüchtigen in Kontakt mit großartigen Nebenfiguren wie seinem geisterhaften Vorgänger, einem stillen jugendlichen Leser oder einer keuschen Coffeeshopbetreiberin und erweitert zugleich den Kreis derer, für die jene backsteinummauerte Stadt zum Sehnsuchtsort wird, zum Gegenmodell einer gewöhnlichen Welt, für die sie sich nicht gemacht fühlen.
Damit geht einher, dass der Roman zunehmend eine Hierarchie der Welten unterläuft. Wer real ist oder - in der Sprache des Romans - "wahr" und wer den Schatten darstellt, ist Ansichtssache und hängt nicht zuletzt davon ab, wer erzählt. Wenn gleich zu Beginn des Romans der Handlungsstrang der verliebten Teenager in der zweiten Person Singular erzählt wird ("anscheinend müde vom Gehen setzt du dich ins Gras"), dann lässt das die Möglichkeit offen, es handele sich um eine Fiktion, die der in die ummauerte Stadt gelangte Erzähler für die dortige Bibliothekarin entwirft - er spricht von einer gemeinsamen Geschichte, an die sie sich doch bitte erinnern soll. Und was hat es mit dem jungen Leser auf sich, der in der Kleinstadtbibliothek den Weg in die Sehnsuchtsstadt sucht, ohne dass seine Motive dafür deutlich würden, der aber in seiner Lesewut wiederum an den isolierten Liebenden des Anfangs erinnert und schließlich mit ihm verschmelzen wird - zwei Hälften einer Person, die jeweils ohne die andere ein unvollkommenes Leben führen?
"Ich fühlte einfach, dass diese Realität nicht zu mir passte", sagt der Erzähler, bevor er seine Arbeitsstelle in Tokio aufgibt, und dieses Gefühl teilt er mit einigen Gestalten dieses Romans, mutmaßlich auch mit manchem Leser. Murakami aber stellt auch die andere Seite dar, indem er die Verzweiflung des jungen Mannes über die in die Gegenwelt abdriftende Geliebte darstellt oder die hilflose Suche der Familie des jungen Lesers nach dessen Verschwinden.
Natürlich schließt sich hier der Kreis in Murakamis Werk, in dem solche Gegenwelten entdeckt werden und die Entdecker durchaus faszinieren, um später ihre bedrohliche Seite zu offenbaren. Denn die erzwungene Trennung vom eigenen Schatten ist ein überdeutlicher Hinweis des mit allen Wassern der Schauerromantik gewaschenen Autors auf den Preis, den man für das Glücksversprechen auf der anderen Seite der Mauer bezahlt, und auch die eigentlich verbotene Rückkehr auf die andere Seite der Welt sollte Warnung genug sein. Hinzu kommt, dass Murakamis Zeichensystem, allem voran die Reihe der quadratischen Räume im Herzen der jeweiligen Umgebung, die deutlich als Übergangsstellen gezeichnet sind, jeder Behauptung über die Gesetze der einen oder anderen Welt zuwiderläuft. Letztlich erschafft sich jeder seinen Kosmos inklusive aller Regeln, die jederzeit revidierbar sind.
Für die Liebenden vom Romananfang heißt das, dass ihre Welt, erzählt vom Mädchen und niedergeschrieben vom Jungen, so lange in ihrer Weise besteht, wie sich beide darüber einig sind. Ein gemeinsamer Fluchtort aber kann sie nicht sein. Auch wenn derjenige, der mit dem aufgeschlagenen Heft zurückbleibt, in mehreren Anläufen daraus einen Roman formt. TILMAN SPRECKELSEN
Haruki Murakami: "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer". Roman.
Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. DuMont, Köln 2024. 640 S., geb., 34,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Zwei Welten durchdringen sich in Haruki Murakamis neuem Roman, führt Rezensentin Katharina Granzin aus. Ausgangspunkt ist eine in Du-Form erzählte Liebesgeschichte, ein 17-jähriger verliebt sich in eine 16-jährige, sie erzählt ihm von einer Stadt, in der ihr wahres Ich lebt, und in die er selbst auch bald einzieht, als Traumleser. Jahrzehnte später treffen wir den Erzähler dann laut Rezensentin in der echten Welt wieder, er zieht aus Tokyo in einen Bergort und arbeitet dort als Bibliothekar. Auch diese Realität ist allerdings, fährt die Zusammenfassung fort, nicht allzu stabil. Dass Murakami selbst einen Erklärungsvorschlag für diese Verschmelzung unterschiedlicher Welten in sein Buch einbaut, wenn er die Figuren über magischen Realismus sinnieren lässt, irritiert die die Rezensentin ein wenig. Sie selbst vergleicht die Erzählung mit japanischen Anime, insbesondere Hayao Miyazakis "Der Junge und der Reiher". Insgesamt hat Miyazaki ein reichlich düsteres Buch geschrieben, schließt die Rezension, aber gleichzeitig eines, das, auch dank der wieder hervorragenden Arbeit seiner Übersetzerin Ursula Gräfe, den typischen, trostreichen Murakami-Sog entwickelt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»[Murakami] schafft es, meine Wahrnehmung von Realität ein Stück weit zu verschieben.« Svenja Flaßpöhler, DAS LITERARISCHE QUARTETT »Seit E.T.A. Hoffmann hat niemand mehr so bezwingend und kunstvoll das Geheimnis der Poesie offenbart, die uns Leserinnen und Leser ein glückliches Doppelleben ermöglicht« Denis Scheck, TAGESSPIEGEL »Absolut bestechend, extrem befreiend und außerdem ein großes Leseabenteuer« Gert Scobel, 3SAT BUCHZEIT »Eine schaurig behagliche Weltflucht [...] in dieser sonst ja überhaupt nicht behaglichen Zeit« Ronald Düker, DIE ZEIT »So zart und wirklich, das ist doch vielleicht das Allerschönste, was Haruki Murakami in seiner langen Zeit als Autor gelungen ist« Alex Rühle, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Ein Triumph des Erzählens [...] ein funkelnder, überlegen komponierter Roman [...] [reich] an eindrucksvollen Bildern« Tilman Spreckelsen, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG »[In] diesem Buch [wohnt] jene verlässliche, seltsame Murakami-Magie inne, die bewirkt, dass seine tiefe Traurigkeit paradoxerweise gleichzeitig auch tröstlich schön ist..« Katharina Granzin, DIE TAGESZEITUNG »Die einst unfertige Kurzgeschichte hat in diesem bemerkenswerten Roman eine Heimat gefunden.« Katharina Borchardt, DEUTSCHLANDFUNK KULTUR »Ich bin seinem sprachlichen Sog durchaus erlegen. Auch hier in diesem Buch kriegt er mich, allein schon durch diese wahnsinnig schöne, einfache, meditative Sprache, immer wieder am Wickel.« Iris Radisch, DIE ZEIT Podcast Was liest du gerade? »Es ist als würde man am Meer sitzen und zuzusehen, wie die Welle sich bricht. [...] Das hat etwas unglaublich meditatives.« Bettina Steiner, DIE PRESSE Podcast Bücherei »Einen Murakami lesen, ist wie Pause machen« Katharina Borchardt, SWR JOURNAL AM ABEND »Ein packender und zutiefst menschlicher Roman« Barbara Geschwinde, WDR »Dies ist ein ganz großer Roman, dass hat sicherlich auch damit zu tun, dass er ganz großartig übersetzt ist von Ursula Gräfe [...] und das ist sicher auch ein Grund dafür, dass sich dieser Roman ganz leicht liest und diesen flirrenden Effekt hat, den niemand so beherrscht wie Haruki Murakami« Katrin Schumacher, MDR KULTUR UNTER BÜCHERN »Ein Page-Turner mit hypnotischer Wirkung: Einmal drin, kommt man nicht wieder raus« Roland Gutsch, PROG & PROSA »Der Murakami-Sound: Sein schnörkelloses, klares Erzählen hat eine eigenartige Sogwirkung.« Juliane Liebert, STERN »Eine Art heitere Meditation« Wolfgang Höbel, DER SPIEGEL »Murakami zu lesen, ist wie mit offenen Augen zu träumen« Peter Praschl, DIE WELT AM SONNTAG »Meister Murakami [schreibt] zärtlicher, ruhiger und bewusstseinserweiternder denn je.« Günter Keil, PLAYBOY »Murakami in Bestform« Angela Wittmann, BRIGITTE »Gerade 75 geworden, beweist Japans Literaturstar [...] wieder seine Meisterschaft.« HÖRZU »Murakami rückt Mauern - reale wie metaphorische - und deren Überwindung ins Licht.« Yuriko Wahl-Immel, DEUTSCHE PRESSE-AGENTUR »Er [bringt] alles zum Leuchten, was seine Literatur ausmacht. [...] Schreibend beweist sich Murakami seit Jahrzehnten als Meister des Unbewussten [...] Murakami erzählt hier eine Liebesgeschichte, wie sie nur große Autoren schreiben können.« Thomas Hummitzsch, DER FREITAG »[Haruki Murakami] hat sich und unserer atemlosen Zeit ein Geschenk gemacht.« Bettina Steiner, DIE PRESSE »Murakami ist abermals ein faszinierender psychologischer Entwicklungsroman gelungen - mit seinen typischen Motiven der Einsamkeit des Großstädters, viel Jazz-Musik, romantischen Begegnungen und gemeinsamem Kochen« Florian Schmid, NEUES DEUTSCHLAND »Der Murakami-Ton ist immer wieder magisch. [...] Er hat etwas, dass einen immer wieder in seinen Bann zieht [...] » [Murakami verknüpft] absolute Simplizität mit dem großen Anspruch einer Wiederverzauberung des Alltags. [...] ein typischer Murakami.« Iris Radisch, SWR2 »Ein Roman voller Poesie [...] wieder ist ihm ein packendes, zutiefst menschliches und feines Buch gelungen.« Barbara Geschwinde, WDR »ein Meisterwerk« Welf Grombacher, MÜNCHNER MERKUR »Wieder einmal ein Meisterwerk.« Ulrike Borowczyk, BERLINER MORGENPOST »Murakami, dessen eleganten, flotten und punktuell saloppen Stil Ursula Gräfe in ein wunderbar unbeschwertes Deutsch übersetzt hat, weiß wie immer mit exquisiten Vergleichen und Bildern zu überraschen.« Judith von Sternburg, FRANKFURTER RUNDSCHAU »Zwanglos bewegt er sich zwischen Tiefsinn und Kolportage, zwischen Ost und West, Pop- und Hochkultur, Fantastik und ausgenüchtertem Realismus - und hat bei alldem einen so eigenen Ton gefunden [...]« Stefan Kister, STUTTGARTER ZEITUNG »Die Mischung aus mystischen und realistischen Elementen macht den Reiz vieler Murakami-Geschichten aus. [...] Fließend entfalten sich die Geschichten auf mehreren Ebenen« Bettina Thienhaus, NÜRNBERGER NACHRICHTEN »Einmal mehr wirft Haruki Murakami Träume in die Luft, jongliert mit Erinnerung, Wahrheit, Möglichkeit und Erfindung und räumt dem Bewusstsein einen Platz zwischen den Sternen ein.« Ingrid Mylo, BADISCHE ZEITUNG »Er versteht es, Unglaubliches fast plausibel darzustellen. Nach der Lektüre betrachtet man die Welt eine Zeit lang etwas anders: durch Murakamis Brille.« Sebastian Fasthuber, FALTER »Ehe man sich versieht, fühlt man sich in der Stadt mit den Mauern und ohne Zeit genauso zu Hause wie in dem von den Bergen umgebenen Ort in der Region Fukushima.« Gerrit Bartels, TAGESSPIEGEL »Am Ende ist eine mystische Welt entstanden, wie sie nur wenige außer Haruki Murakami erschaffen können. Beeindruckend. Großartig. Lesenswert. « Andreas Hartl, LITERATURBLOG