Die Firmengründer Holger Jung und Jean-Remy von Matt erzielen in ihrer Kreativ-Agenturgruppe Jung von Matt seit 20 Jahren Spitzenleistungen. Keine Agentur hat mehr populäre Slogans geschaffen, darunter "Drei, zwei, eins - meins!" oder "BILD Dir Deine Meinung". Und keine Agentur hat mehr Filme produziert, die bei YouTube millionenfach heruntergeladen wurden.
Die Marke Jung von Matt widerlegt das Vorurteil, Kreativität blühe nur im Chaos. Eine strenge Organisation und eine ungewöhnliche Unternehmenskultur stehen hinter dem Erfolg dieser Agentur. Der Grundsatz "Wir bleiben unzufrieden" treibt Chefs und Mitarbeiter an, sich immer wieder selbst zu übertreffen. Das "Hauptquartier der Versuchung" (Der Spiegel) ist ein Vorbild für Unternehmer und Manager sowie eine Quelle der Inspiration für Social-Media-User und alle Liebhaber flotter Sprüche.
Heide Neukirchen hat mehrere Monate in der Agentur recherchiert. Sie hat mit den Gründern, den Vorständen, den Kreativ-Stars und allen wichtigen Mitarbeitern intensive Gespräche geführt. Auch Kunden und Konkurrenten kamen zu Wort. Der Blick hinter die Kulissen beantwortet die Frage, wie bei Jung von Matt gearbeitet wird, um dauerhaft auf Erfolgskurs zu bleiben.
Die Marke Jung von Matt widerlegt das Vorurteil, Kreativität blühe nur im Chaos. Eine strenge Organisation und eine ungewöhnliche Unternehmenskultur stehen hinter dem Erfolg dieser Agentur. Der Grundsatz "Wir bleiben unzufrieden" treibt Chefs und Mitarbeiter an, sich immer wieder selbst zu übertreffen. Das "Hauptquartier der Versuchung" (Der Spiegel) ist ein Vorbild für Unternehmer und Manager sowie eine Quelle der Inspiration für Social-Media-User und alle Liebhaber flotter Sprüche.
Heide Neukirchen hat mehrere Monate in der Agentur recherchiert. Sie hat mit den Gründern, den Vorständen, den Kreativ-Stars und allen wichtigen Mitarbeitern intensive Gespräche geführt. Auch Kunden und Konkurrenten kamen zu Wort. Der Blick hinter die Kulissen beantwortet die Frage, wie bei Jung von Matt gearbeitet wird, um dauerhaft auf Erfolgskurs zu bleiben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.04.2011Kreativität braucht kein Chaos
In ihren Köpfen entstehen Kampagnen, die im Gedächtnis bleiben: Holger Jung und Jean-Remy von Matt gehören zu Deutschlands Top-Werbestrategen. Ihre Agentur hat Angela Merkels Frisur Kultstatus verliehen und Geiz geil werden lassen. Die Journalistin Heide Neukirchen zeigt Einblicke in den kreativen Arbeitsalltag, der erstaunlich anders ist als erwartet. Nicht etwa Chaos und Exzess, sondern Ordnung und Disziplin sind oberstes Gebot: kein "Feuerwasser" während der Arbeitszeit, Pünktlichkeit bei Meetings, strenge Haushaltsführung. Denn: "Schulden sind Teufelskram." Kritische Distanz zwischen Autorin und Agentur gibt es kaum. Deren Grundsatz - "Wir bleiben unzufrieden" - wird dieses Buch somit nicht ganz gerecht.
jeti.
Heide Neukirchen: Wer hat's erfunden? Die Geheimnisse von Europas einflussreichster Werbeagentur. Redline Verlag München, 24,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In ihren Köpfen entstehen Kampagnen, die im Gedächtnis bleiben: Holger Jung und Jean-Remy von Matt gehören zu Deutschlands Top-Werbestrategen. Ihre Agentur hat Angela Merkels Frisur Kultstatus verliehen und Geiz geil werden lassen. Die Journalistin Heide Neukirchen zeigt Einblicke in den kreativen Arbeitsalltag, der erstaunlich anders ist als erwartet. Nicht etwa Chaos und Exzess, sondern Ordnung und Disziplin sind oberstes Gebot: kein "Feuerwasser" während der Arbeitszeit, Pünktlichkeit bei Meetings, strenge Haushaltsführung. Denn: "Schulden sind Teufelskram." Kritische Distanz zwischen Autorin und Agentur gibt es kaum. Deren Grundsatz - "Wir bleiben unzufrieden" - wird dieses Buch somit nicht ganz gerecht.
jeti.
Heide Neukirchen: Wer hat's erfunden? Die Geheimnisse von Europas einflussreichster Werbeagentur. Redline Verlag München, 24,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.04.2011Von denen, die die
Kanzlerin zerzausten
Die Werbeagentur Jung von Matt ist aus vielen verschiedenen Gründen berühmt. Da sind zum Beispiel die Kampagnen. Manche der Kreationen, die man sich in der Hamburger Agentur ausgedacht hat, bewegen Deutschland noch Jahre später: jene mit der Kanzlerin etwa, die mit völlig zerzaustem Haar unfreiwillig als Werbegesicht für den Autovermieter Sixt und seine Cabrios herhalten musste. Manche Claims aus dem Hause Jung von Matt setzen sich dauerhaft fest in der Alltagssprache der Deutschen: „Geiz ist geil“ etwa. Oder auch „Wer hat’s erfunden?“
Jung von Matt ist aber auch abseits der großen Kampagnen spannend, etwa wegen seiner Gründer. Es war Anfang der 1990er Jahre, als Jean-Remy von Matt und Holger Jung an der Alster ihr eigenes Ding machen wollten – und mit Jung von Matt eine Agentur ins Leben riefen, die alsbald für die pointierte Provokation berühmt war. Ihr Einfluss reichte schnell weit über die Grenzen Deutschlands hinaus, nicht zuletzt, weil die beiden auch die Selbstvermarktung ziemlich gut drauf hatten: Holger Jung und Jean-Remy von Matt suchten die Öffentlichkeit, sie inszenierten sich mit der gleichen Liebe zum Detail, die sie auch in ihren Arbeiten erkennen ließen. So wurden sie die Überväter einer eitlen Branche, der Inbegriff der schillernden, hedonistischen Exzentriker, die man in der Agenturwelt so oft vermutet und so bedauerlich selten findet.
Es gibt also eine Menge Stoff rund um diese Agentur in der Hamburger Glashüttenstraße, Stoff für mehr als ein Buch eigentlich, aber die Journalistin Heide Neukirchen hat nun eben mal angefangen. „Wer hat’s erfunden? Die Geheimnisse von Europas einflussreichster Werbeagentur“ heißt ihr Werk. Neukirchen hat sich einen guten Zeitpunkt dafür ausgesucht, denn Jung von Matt ist gerade im Umbruch, wie wohl nie zuvor in seiner knapp 20-jährigen Geschichte: Holger Jung hat seine Vorstandsagenden im vergangenen Sommer abgegeben, auch sein Kompagnon Jean-Remy von Matt tritt jetzt kürzer. Der neue starke Mann ist einer von außen: Peter Figge, eine ganze Ecke jünger und – huch! – Experte für die neuen Werbeformen im Internet, ein Feld, in dem sich Jung von Matt bislang nicht in gleichem Maße hervortun konnte wie mit Anzeigen oder Fernseh-Spots.
Neukirchen genoss bei den Recherchen zu diesem Buch eine privilegierte Position: Sie begleitet die Gründer ebenso im Alltag wie den neuen Chef Peter Figge, vor allem aber recherchierte sie penibel Mythen und Geschichten aus der Anfangszeit der Agentur – etwa jene um den berühmten Satz von Jean-Remy von Matt, in dem er Blogs als die „Klowände des Internets“ bezeichnete, weil dort jeder irgendwelchen Schwachsinn verbreiten könne – eine Formulierung, die es bis in die New York Times schaffte.
Mit den Ergebnissen ihrer Recherche und mit diesem Zugang zu allen Räumen, Ebenen und Entscheidungsgremien versucht Neukirchen ein Gesamtgemälde dieser Agentur zu zeichnen. Leider, und das ist in ihrem Buch schließlich in jeder Zeile zu erkennen, ließ sie sich dabei allzu sehr vom Erfolg des Unternehmens, vor allem aber von der Aura seiner Gründer beeindrucken. So heißen dann auch die Kapitel „Die Mutigen“, „die Unbeirrbaren“ und „die Verführer“, und unter einem Bild von Figge und Jung steht auch gerne mal „So sehen Sieger aus“. Bei so viel Anbiederung bleibt der Lesegenuss auch überschaubar. Der kritische, ewig unzufriedene Geist – der einen Gutteil des Erfolgs dieser Agentur begründet – schlägt sich in diesem Buch bedauerlicherweise nicht nieder. Eine verschenkte Chance also, man könnte fast sagen: zum Haare raufen.
Angelika Slavik
Heide Neukirchen: Wer hat‘s erfunden? Die Geheimnisse von Europas einflussreichster Werbeagentur – Jung von Matt. Redline Verlag, München 2011. 208 Seiten. 24,99 Euro.
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Kanzlerin zerzausten
Die Werbeagentur Jung von Matt ist aus vielen verschiedenen Gründen berühmt. Da sind zum Beispiel die Kampagnen. Manche der Kreationen, die man sich in der Hamburger Agentur ausgedacht hat, bewegen Deutschland noch Jahre später: jene mit der Kanzlerin etwa, die mit völlig zerzaustem Haar unfreiwillig als Werbegesicht für den Autovermieter Sixt und seine Cabrios herhalten musste. Manche Claims aus dem Hause Jung von Matt setzen sich dauerhaft fest in der Alltagssprache der Deutschen: „Geiz ist geil“ etwa. Oder auch „Wer hat’s erfunden?“
Jung von Matt ist aber auch abseits der großen Kampagnen spannend, etwa wegen seiner Gründer. Es war Anfang der 1990er Jahre, als Jean-Remy von Matt und Holger Jung an der Alster ihr eigenes Ding machen wollten – und mit Jung von Matt eine Agentur ins Leben riefen, die alsbald für die pointierte Provokation berühmt war. Ihr Einfluss reichte schnell weit über die Grenzen Deutschlands hinaus, nicht zuletzt, weil die beiden auch die Selbstvermarktung ziemlich gut drauf hatten: Holger Jung und Jean-Remy von Matt suchten die Öffentlichkeit, sie inszenierten sich mit der gleichen Liebe zum Detail, die sie auch in ihren Arbeiten erkennen ließen. So wurden sie die Überväter einer eitlen Branche, der Inbegriff der schillernden, hedonistischen Exzentriker, die man in der Agenturwelt so oft vermutet und so bedauerlich selten findet.
Es gibt also eine Menge Stoff rund um diese Agentur in der Hamburger Glashüttenstraße, Stoff für mehr als ein Buch eigentlich, aber die Journalistin Heide Neukirchen hat nun eben mal angefangen. „Wer hat’s erfunden? Die Geheimnisse von Europas einflussreichster Werbeagentur“ heißt ihr Werk. Neukirchen hat sich einen guten Zeitpunkt dafür ausgesucht, denn Jung von Matt ist gerade im Umbruch, wie wohl nie zuvor in seiner knapp 20-jährigen Geschichte: Holger Jung hat seine Vorstandsagenden im vergangenen Sommer abgegeben, auch sein Kompagnon Jean-Remy von Matt tritt jetzt kürzer. Der neue starke Mann ist einer von außen: Peter Figge, eine ganze Ecke jünger und – huch! – Experte für die neuen Werbeformen im Internet, ein Feld, in dem sich Jung von Matt bislang nicht in gleichem Maße hervortun konnte wie mit Anzeigen oder Fernseh-Spots.
Neukirchen genoss bei den Recherchen zu diesem Buch eine privilegierte Position: Sie begleitet die Gründer ebenso im Alltag wie den neuen Chef Peter Figge, vor allem aber recherchierte sie penibel Mythen und Geschichten aus der Anfangszeit der Agentur – etwa jene um den berühmten Satz von Jean-Remy von Matt, in dem er Blogs als die „Klowände des Internets“ bezeichnete, weil dort jeder irgendwelchen Schwachsinn verbreiten könne – eine Formulierung, die es bis in die New York Times schaffte.
Mit den Ergebnissen ihrer Recherche und mit diesem Zugang zu allen Räumen, Ebenen und Entscheidungsgremien versucht Neukirchen ein Gesamtgemälde dieser Agentur zu zeichnen. Leider, und das ist in ihrem Buch schließlich in jeder Zeile zu erkennen, ließ sie sich dabei allzu sehr vom Erfolg des Unternehmens, vor allem aber von der Aura seiner Gründer beeindrucken. So heißen dann auch die Kapitel „Die Mutigen“, „die Unbeirrbaren“ und „die Verführer“, und unter einem Bild von Figge und Jung steht auch gerne mal „So sehen Sieger aus“. Bei so viel Anbiederung bleibt der Lesegenuss auch überschaubar. Der kritische, ewig unzufriedene Geist – der einen Gutteil des Erfolgs dieser Agentur begründet – schlägt sich in diesem Buch bedauerlicherweise nicht nieder. Eine verschenkte Chance also, man könnte fast sagen: zum Haare raufen.
Angelika Slavik
Heide Neukirchen: Wer hat‘s erfunden? Die Geheimnisse von Europas einflussreichster Werbeagentur – Jung von Matt. Redline Verlag, München 2011. 208 Seiten. 24,99 Euro.
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