Mit Helgoland verbindet Isabel Bogdan eine innige Schreibbeziehung. Oft schon ist sie in Hamburg auf den Katamaran gestiegen, der sie zu »Deutschlands einziger Hochseeinsel« bringt. Denn dort, mit Rundumblick aufs Meer, schreibt es sich viel besser als am heimischen Schreibtisch (wo sie dafür problemlos übersetzen kann). Doch warum ist das so? Nähert man sich einer Geschichte auf dieselbe Weise, wie man eine Insel für sich entdeckt? Auf welcher Seite der Insel beginnt man - und wie findet man in einen Roman?Isabel Bogdan erzählt nicht nur von den Besonderheiten kleiner Inselgemeinden, von Helgolands wechselvoller Historie, von seltenen Vögeln oder Geheimrezepten gegen Seekrankheit.Vielmehr spannt sie den Bogen vom Schaffen des berühmtesten Helgoländer Geschichtenerzählers James Krüss zu der Frage, was gutes Erzählen eigentlich ausmacht und ob man es erlernen kann.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2023Schreiben ist eine Insel
Für manche ist Helgoland ein ewiges Sehnsuchtsziel, andere verbinden mit der Insel Seekrankheit, Schnaps, eine etwas robuste Bevölkerung, dramatisch schöne Natur und gewöhnungsbedürftige Architektur. Die Autorin dieses Büchleins liebt Helgoland. Nicht nur als Urlauberin, sondern vor allem als Übersetzerin und Autorin, die dort, fern der profanen Alltagswelt, Muße und Inspiration findet. Manchmal in der Gesellschaft von Kolleginnen: "Ich war mit Anne da, das Wetter war ausnahmsweise grau, wir saßen vormittags nebeneinander auf dem Bett, die Laptops auf den Knien, eine Kilotüte M&Ms (Zollfrei! Steuerfrei!) zwischen uns." In diesem dahinplätschernden Ton berichtet sie vom Helgoländer Leben mit seinen Besonderheiten - der Vogelwelt, den Kegelrobben, skurrilen Inselpersönlichkeiten, den doch sehr überschaubaren Sehenswürdigkeiten und allerlei Anekdoten. Das ist liebenswürdig erzählt, doch viel Neues erfährt man nicht. Gibt es einmal etwas Außergewöhnliches, wie den "aufsehenerregenden Homosexuellenprozess des Jahres 1938", so bleibt es genau dabei. Kein Wort mehr. Dafür reflektiert die Autorin ausführlich über die Schwierigkeit des literarischen Schreibens und Übersetzens. Dann wird über Fragen nachgedacht wie "Adjektive ja oder nein?" Oder erklärt: "Schreiben ist auch eine Insel. Man ist allein mit dem Text." Manchmal ist man als Leser auch mit einem Buch allein. üte
"Mein Helgoland" von Isabel Bogdan. mare Verlag, Hamburg 2021. 112 Seiten. Gebunden, 18 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für manche ist Helgoland ein ewiges Sehnsuchtsziel, andere verbinden mit der Insel Seekrankheit, Schnaps, eine etwas robuste Bevölkerung, dramatisch schöne Natur und gewöhnungsbedürftige Architektur. Die Autorin dieses Büchleins liebt Helgoland. Nicht nur als Urlauberin, sondern vor allem als Übersetzerin und Autorin, die dort, fern der profanen Alltagswelt, Muße und Inspiration findet. Manchmal in der Gesellschaft von Kolleginnen: "Ich war mit Anne da, das Wetter war ausnahmsweise grau, wir saßen vormittags nebeneinander auf dem Bett, die Laptops auf den Knien, eine Kilotüte M&Ms (Zollfrei! Steuerfrei!) zwischen uns." In diesem dahinplätschernden Ton berichtet sie vom Helgoländer Leben mit seinen Besonderheiten - der Vogelwelt, den Kegelrobben, skurrilen Inselpersönlichkeiten, den doch sehr überschaubaren Sehenswürdigkeiten und allerlei Anekdoten. Das ist liebenswürdig erzählt, doch viel Neues erfährt man nicht. Gibt es einmal etwas Außergewöhnliches, wie den "aufsehenerregenden Homosexuellenprozess des Jahres 1938", so bleibt es genau dabei. Kein Wort mehr. Dafür reflektiert die Autorin ausführlich über die Schwierigkeit des literarischen Schreibens und Übersetzens. Dann wird über Fragen nachgedacht wie "Adjektive ja oder nein?" Oder erklärt: "Schreiben ist auch eine Insel. Man ist allein mit dem Text." Manchmal ist man als Leser auch mit einem Buch allein. üte
"Mein Helgoland" von Isabel Bogdan. mare Verlag, Hamburg 2021. 112 Seiten. Gebunden, 18 Euro.
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