Ich habe Vorurteile gegen preisgekrönte Bücher, insbesondere, wenn sie auch noch mit dem Portrait der Autorin illustriert sind. Beides kam in vorliegendem Roman zusammen, Buchpreis in Basel und Bild der Preisträgerin. Und doch konnte ich es nicht lassen: ich habe es gelesen. Mein Vorurteil wurde
bestätigt: ich halte „Eins im Anderen“ für kein gutes Buch.
Meine Kritik beginnt mit dem Titel. Warum…mehrIch habe Vorurteile gegen preisgekrönte Bücher, insbesondere, wenn sie auch noch mit dem Portrait der Autorin illustriert sind. Beides kam in vorliegendem Roman zusammen, Buchpreis in Basel und Bild der Preisträgerin. Und doch konnte ich es nicht lassen: ich habe es gelesen. Mein Vorurteil wurde bestätigt: ich halte „Eins im Anderen“ für kein gutes Buch.
Meine Kritik beginnt mit dem Titel. Warum so rätselhaft? Vielleicht besser Eins ins Andere? Ich habe ihn auch nach 232 Seiten nicht verstanden. Den Inhalt schon eher: es ist ein Buch über die Schwierigkeiten, den Richtigen zu finden. Somit nichts Neues. Ein bißchen ungewöhnlich aber ist die Form, in der das Thema abgehandelt wird. Frau Schwitter präsentiert diverse Männer, ob real oder erfunden, sei dahingestellt, welche als Liebhaber oder Lebensgefährten der Protagonistin, die als namenloses Ich (im weiteren mit NN bezeichnet, auch wenn sich die Vermutung aufdrängt, daß es sich dabei um keine andere als die Autorin handelt) mit eben dieser ein eher triviales Alltagsleben führen. Während ich die ersten hundert Seiten flott lesen konnte und ich zeitweilig das Gefühl hatte, dies und das hat sie schön und mit hohem Einfühlungsvermögen geschrieben, wurden die letzten hundert Seiten immer mühseliger. Abstruse Einfälle, Träume, Wünsche, Halluzinationen, Reales mit Irrealem gerieten durcheinander und wurden miteinander verschnitten, um so - natürlich absichtlich - ein wenig aus der Spur zu geraten und damit dem Hang der Lektoren und Kritikaster nach Abspenstigem in Sprache und Inhalt zu frönen. Jedenfalls fand ich das Morsealphabet im Kopf von NN, das bei der Aktivierung ihrer Hormone im Kopf hämmert, wie auch den Pinguin, der ihrem Fahrrad vorauseilt, die Ratte, die das Liebespaar mit Anhang im Bett begleitet, die Stürze vom Fahrrad, die sie wiederholt heimsuchen, die Kleider, die ihr mehrmals vom Leibe gerissen werden, weil die Liebeslust der von NN betörten Liebhaber keinen Aufschub duldet, unter anderem, absolut entbehrlich.
Hier schreibt eine Frau, die die Männer mag, vorausgesetzt, sie sind wohlgestalten, geschmeidig wie eine Katze, hochgewachsen, mit schönen Augen, verheißungsvollen Lippen und geradem Rücken; da gibt es nichts zu meckern, selten, daß sich eine literarische Frau so sehr zum Männlichen bekennt. Nicht alle kommen bei ihr an, der Glattrasierte mit grauem Geschlecht zwischen den zusammengekniffenen Beinen hat das Nachsehen, aber Regisseur Tadeusz, dem sie eifersüchtig kein gutes Wort gönnt, als sie ihn mit einer vierzig Jahre jüngeren Studentin wiedersieht, kommt zum Zuge, aber da war er noch jünger. Überhaupt die Eifersucht – allgegenwärtig, denn sie wird betrogen, und sie betrügt. Das Übliche.
Ein Kapitel hat mir gefallen, es war das mit „Spielmacher“ überschriebene. Da gibt es gelungene Einfälle, mit denen sie ihre lernunwilligen Schüler („mit Migrationshintergrund“) traktiert. Natürlich auch hier mit Blick auf das Männliche: gerade so eben verdrängt sie im Buch ihre Erregung, sich lustvoll des schönen Siebzehnjährigen zu bemächtigen, bevor sie sich eine Klage wegen sexueller Handlung mit Abhängigen einhandelt. Gleichwohl, alles menschlich, alles denkbar, alles schon vorgekommen.
Fazit: Sie kann sie nicht vergessen, die Männer, mit denen sie zusammen war, und sie hinterfragt die Liebe, „wohin geht sie, wenn sie geht?“ Sie hat vergessen zu fragen: Wer ist der nächste?
Dennoch möchte ich festhalten: die Problematik von NN ist eine universelle, und einige Fragen im Roman sind unbestritten ernsthafter Natur. Mein Eindruck ist aber, daß sie der Lösung der Fragen kein Stück näher gekommen ist. Was auch daran liegen mag, daß sie - so scheint mir - Liebe mit sinnlicher Lust durcheinander bringt. Liebe hat mit letzterer nicht viel zu tun, wohl aber, zum Beispiel, mit dem Gefühl der Innigkeit und Geborgenheit.