Die Autorin konnte mich mit ihrem sehr persönlichen Buch sehr begeistern, da ich viele Gedanken und Ängste bezüglich der Coronapandemie absolut teile. Gerade die Anfänge, als wir alle noch nicht wussten, wie wir reagieren und agieren sollen, empfand ich als sehr beängstigend und es gab eben auch die
Tage im Lockdown, die in mir echte Furcht ausgelöst haben, dabei ging es aber nicht um mich und…mehrDie Autorin konnte mich mit ihrem sehr persönlichen Buch sehr begeistern, da ich viele Gedanken und Ängste bezüglich der Coronapandemie absolut teile. Gerade die Anfänge, als wir alle noch nicht wussten, wie wir reagieren und agieren sollen, empfand ich als sehr beängstigend und es gab eben auch die Tage im Lockdown, die in mir echte Furcht ausgelöst haben, dabei ging es aber nicht um mich und meine Gesundheit, sondern um meine Liebsten oder auch Menschen aus meinem Bekanntenkreis oder meines Arbeitsplatzes mit Vorerkrankungen.
Man kann "Als die Welt stehen blieb" betrachten wie man möchte, mir hat es gefallen, das die Autorin ehrlich und authentisch ihr Denken und Handeln beschreibt, so wie jede/r es in diesen Zeiten hätte tun können. Maja Lunde selbst erzählt auch davon, wie angespannt sie war und das sie ihre Kinder auch mal angeschrien hat, was mir leider sehr bekannt war, da ich nicht begreifen konnte, das meine Tochter lieber am Handy sitzt. als ihre Hausaufgaben zu erledigen. Der Lockdown in Norwegen unterscheidet sich kaum, von dem, was ich erlebt habe, dennoch war ich gerade bezüglich der Einrichtung in der ich arbeite, mittendrin. Besuche durften nicht mehr empfangen werden, die Werkstätten wurden geschlossen und unsere Klienten mussten von morgens bis abends versorgt und bespaßt werden. Die Befindlichkeiten mussten aufgefangen werden und das war wirklich hart am Anfang, gerade für die Klienten, die 24/7 in ihren Zimmern quasi eingesperrt wurden zu ihrem Schutz. Maja Lunde berichtet diesbezüglich über ihre Großmutter mit Demenz, die nun keinen Besuch empfangen durfte und über ihre Befürchtung, sie nicht mehr lebend sehen zu können, als diese erkrankt. Warum soll man sich nicht alles von der Seele schreiben dürfen? Einzig der Preis für die wenigen Seiten ist nicht gerechtfertigt, ansonsten ist "Als die Welt stehen blieb" sehr authentisch und ich konnte mich in einigen Dingen absolut wiederfinden. Zwischen den Zeilen gelesen geht die Autorin auch auf Tabuthemen wie häusliche Gewalt ein, was gerade in der Pandemie durch Überforderung und der Tatsache ans Haus gebunden zu sein, keine Entschuldigung ist, auch nicht verständlich, aber absolut vorhanden. Es gab Tage, da habe ich mich unter meiner Bettdecke verkrochen und es gab Tage, da war ich so sauer, das ich Türen geknallt habe. Die Pandemie hat uns verändert und es sind nicht nur die wirtschaftlichen Folgen, die uns treffen werden, sondern auch innerlich durch Vereinsamung, was ich gerade an meinem Kind sehr gemerkt habe. Auch 12 jährige zeigen Anfänge einer Depression, wenn sie ihre Freundinnen nicht treffen dürfen.
Insgesamt empfand ich "Als die Welt stehen blieb" als interessant und ehrlich, daher spreche ich sehr gerne eine Leseempfehlung aus. Der Lockdown und das was noch folgt, betrifft uns alle und ich hoffe wirklich sehr, das wir irgendwann die Pandemie überwunden haben. Man könnte vieles schreiben und das Buch komplett zerreißen, da es eben anders ist, als vorherigen die Bücher der Autorin. Hier erzählt eine Frau wie in einem Tagebuch über ihr Erleben und solange es Verlage findet, die dieses herausbringt, wird es Leser/-innen finden, die sich damit identifizieren oder auch nicht. Der Klappentext bereitet schon darauf vor, das dieses Buch anders ist und daher kann ich bis auf den Preis für wenige Seiten nichts negatives finden.