23,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
  • Gebundenes Buch

7 Kundenbewertungen

SHORTLIST DEUTSCHER BUCHPREIS 2024
Der Wolf ist zurück in der Lüneburger Heide. Und während Jannes - wie schon sein Vater und sein Großvater - täglich seine Schafe über die Heideflächen treibt, kochen die Emotionen im Dorf hoch. Kann Heimatschutz Gewalt rechtfertigen? Wo es vordergründig um Wolfspolitik geht, stößt er bald auf Hass, völkische Ideologie - und auf ein tiefes Schweigen. "Von Norden rollt ein Donner" ist eine Spurensuche in der westdeutschen Provinz, die Geschichte eines brüchigen "urdeutschen" Idylls.
Täglich treiben der 19-jährige Jannes und seine Familie die Schafe über
…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
SHORTLIST DEUTSCHER BUCHPREIS 2024

Der Wolf ist zurück in der Lüneburger Heide. Und während Jannes - wie schon sein Vater und sein Großvater - täglich seine Schafe über die Heideflächen treibt, kochen die Emotionen im Dorf hoch. Kann Heimatschutz Gewalt rechtfertigen? Wo es vordergründig um Wolfspolitik geht, stößt er bald auf Hass, völkische Ideologie - und auf ein tiefes Schweigen. "Von Norden rollt ein Donner" ist eine Spurensuche in der westdeutschen Provinz, die Geschichte eines brüchigen "urdeutschen" Idylls.

Täglich treiben der 19-jährige Jannes und seine Familie die Schafe über die Flächen der Lüneburger Heide. Doch es herrscht eine gärende Unruhe in der Gegend, der Wolf ist zurück. Es mehren sich Schafsrisse und mit ihnen Konflikte im Dorf, die schnell politisch werden. Während völkische Siedler versuchen, das Thema für ihre Zwecke in Beschlag zu nehmen, die Situation sich zuspitzt und in Selbstjustiz der Bevölkerung zu eskalieren droht, flüchtet sich Jannes zu seinen Schafen in die Heide. Doch dort wird durch eine gespenstische Begegnung plötzlich die düstere Ortsgeschichte aufgefächert, die ihren langen Schatten in die Gegenwart wirft. Markus Thielemann schreibt mit seinem Anti-Heimatroman das Psychogramm einer Sehnsuchtslandschaft und zeigt auf ebenso subtile wie fesselnde Weise, wie sich ein Idyll in sein Gegenteil verkehren kann.

"Ihm kommt ein absurder Gedanke: Vielleicht ist es das Land, das ihm etwas sagen will, das ihm etwas antun will, vielleicht ist es die Heide." Eine literarische Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen und politischen Klima in der westdeutschen Provinz Über Heimat und Gewalt, Verdrängung und Schweigen, Tradition und Verantwortung
Autorenporträt
Markus Thielemann, geboren 1992, lebt in Hannover. Er studierte Geografie und Philosophie in Osnabrück, anschließend Literarisches Schreiben in Hildesheim. "Von Norden rollt ein Donner" ist sein zweiter Roman.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Mit Rechtsradikalen im Osten hatte man es in der Literatur der letzten Jahre häufiger zu tun, aber dass Markus Thielemann sich nun wachsenden rechten Strömungen in der Lüneburger Heide zuwendet, ist neu, konstatiert Rezensentin Julia Hubernagel. Der Protagonist Jannes ist ein neunzehnjähriger Schäfer, wortkarg, einsam, zwischen Angst und Wut - Angst, dass der Wolf in die Heide zurückkehrt, Wut, dass niemand etwas dagegen unternimmt, so Hubernagel. Es gibt zwar keine Skinheads, aber "Wolfsangeln", Heimat und Tradition und den "antisemitischen Heidedichter" Hermann Löns - politisch ist das aufgeladen, was aber im Roman nicht überdeutlich ausbuchstabiert, sondern eher den Überlegungen der Kritikerin überlassen wird, wie diese lobt. Abschließend kommt ihr die Einteilung David Goodharts in "Anywheres" und "Somewheres" in den Sinn, letztere sind jene, die wie Jannes abgehängt in ihrem Dorf festsitzen und denen darüber auch im politischen Sinne "die Sicht verschwimmt."

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.10.2024

Hoffnung gibt es hier nicht
Zwei Anti-Heimatromane von Markus Thielemann und
Domenico Müllensiefen zeichnen ein düsteres Bild der deutschen Provinz.
Wer im Speckgürtel der Großstadt lebt, dem kommt nicht selten der Gedanke: Warum nicht aufs Land ziehen, ins Grüne, wo es noch viel Platz gibt? Eine kleine Kirche, ein Marktplatz, Wald, reicht das nicht, um glücklich zu sein? Und wirken Menschen, die auf dem Land leben, nicht ausgeglichener als die ständig nach Selbstverwirklichung strebenden Großstädter, die früher oder später dann in der „einsamen Masse“ (David Riesman) zu versinken drohen? Wer sich also gelegentlich bei solchen Gedanken erwischt, der sollte vorher vorsichtshalber die neuen Romane von Markus Thielemann und Domenico Müllensiefen lesen, am besten nacheinander. Beide Erzählungen spielen in abgelegenen Gegenden, die eine im Westen, die andere im Osten: in der Lüneburger Heide und in der Altmark.
Auf den ersten Blick mag die Lüneburger Heide tatsächlich wie das romantische Gegenstück zur entzauberten Großstadtmoderne erscheinen, die Gegend lebt vom Tourismus. Wer sich die Fotos der Tourismusverbände anschaut, sieht friedliche Heideflächen und schnuckelige Landgasthöfe. Als „schönster Wanderweg in Norddeutschland“ wird der Heidschnuckenweg beworben. In dem Roman „Von Norden rollt ein Donner“ von Thielemann, der auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises steht, entpuppt sich diese heile Welt jedoch schnell als Fassade.
Mit feiner Ironie beschreibt Thielemann die tiefe Kluft zwischen den Heidnern und den Städtern, die sich zwar an Sonn- und Feiertagen regelmäßig begegnen, aber trotzdem kaum etwas voneinander wissen. „Mit den Tieren und der Landschaft? Bockstark, sag ich“, ruft ein Städter dem Hirten zu. Die Touristen suchen in der Heide Nostalgie und Folklore. Die Menschen dort betrachten die Touristen zwar mit einer gewissen Verachtung, sind aber gleichzeitig auf sie angewiesen. Und so spielen sie das Spiel mit, organisieren Osterfeuer, verklären Hermann Löns zum Heidedichter und öffnen ihre Tore sogar für das Fernsehen. Doch abseits der Fassade herrscht dröhnendes Schweigen.
Der 31-jährige Autor, der vor zwei Jahren seinen Debütroman „Zwischen den Kiefern“ veröffentlichte, ist selbst auf dem niedersächsischen Land aufgewachsen, fürs Studium zog er nach Hannover. „Von Norden rollt ein Donner“ handelt nun von der Rückkehr des Wolfes, jenem sagenumwobenen Tier, das über hundert Jahre lang in Deutschland ausgerottet war. Gleichzeitig zeichnet Thielemann das Porträt einer Gemeinschaft, die es nicht schafft, sich aus den Schatten der Vergangenheit zu lösen.
Im Mittelpunkt steht der 19-jährige Schäfer Jannes Kohlmeyer, der auf einem Hof gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Großvater lebt. Statt wie seine früheren Klassenkameraden auf WG-Partys abzuhängen, übernimmt er Verantwortung auf dem Hof, während sein Vater immer stärker dement wird. Viele Stunden verbringt Jannes allein mit der Herde draußen auf der Heide, wo seine Gedanken immer um dieselben Themen kreisen: seinen Vater, den Hof, den Wolf, der seit Kurzem wieder in der Gegend leben soll. Ohne viel zu beschreiben, erzeugt Thielemann eine beklemmende Düsternis, die Dinge und die Menschen sprechen für sich: „Von Norden rollt ein Donner und verhallt. Keines der Tiere zuckt, auch der Hirte nicht. Er schaut nicht einmal auf, trottet weiter“, heißt es gleich auf der ersten Seite. Je weiter die Erzählung fortschreitet, desto feindseliger erscheint die Heidelandschaft, desto hilfloser und verängstigter die Menschen. Spätestens als Jannes eine seltsame Gestalt erscheint, eine Hexe im Gestrüpp, bekommt man das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Ist es die Heide, die Jannes etwas sagen will? Woher kommt der Spuk, der auf dieser seltsamen Gemeinschaft zu liegen scheint?
Nur ganz langsam fügen sich die Erzählstränge des Anti-Heimatromans zu einem Gesamtbild zusammen: Die Streunerin, Jannes’ düstere Familienvergangenheit, der völkische Nachbar, mit dem sich der Vater neuerdings gegen den Wolf verbündet, den noch nie jemand gesehen hat, aber über den alle reden. Um den Wolf geht es nur vordergründig, tatsächlich geht es um Fragen der Identität und Anerkennung, Stadt-Land-Gegensätze, Generationenkonflikte. „Das Einzige, was den Wolf aufhält, sind Kugeln“, wettert der Großvater.
Dieses Gefühl des Alleinseins durchzieht auch Müllensiefens Roman „Schnall dich an, es geht los“. Das Buch spielt in einer Gegend, in die sich nicht einmal mehr Touristen hin verirren, in der erst die Post, dann die Läden und auch die Schule dichtgemacht wurden. Müllensiefen blickt auf die erste Generation, die im wiedervereinigten Deutschland aufwuchs, auf die erste Generation, „über die es nichts mehr zu berichten gab und für die sich niemand interessierte“, wie Marcel, der Erzähler, der als Drehspießverkäufer beim Bahnhofs arbeitet, es einmal formuliert. Die Aufbruchsstimmung der Wende ist der Resignation gewichen. Wer nicht das Weite sucht, wartet darauf, „dass der heutige Tag vom nächsten abgelöst wird“, Ziele und Träume hat hier schon lange keiner mehr.
In beiden Roman sind die Figuren in der Vergangenheit gefangen. Die meiste Zeit geht es um alte Geschichten – um Marcels seltsame Beziehung zu Steffi, der Tochter seiner Lehrerin, um seine kleine Schwester, die sich mit einem getunten Wagen umgebracht hat, um die krummen Geschäfte seines arbeitslosen Vaters, der eines Tages einfach verschwindet. Thielemann und Müllensiefen berichten beide von gebrochenem Stolz, ohne hochnäsig zu wirken. Ob die vor explodierenden Mieten fliehenden Großstädter hier willkommen wären? Eher nicht. Dafür gibt es wohl noch zu viel aufzuarbeiten, zu viele Missverständnisse zu beseitigen, zu viel aufzuräumen. Auf beiden Seiten.
SEBASTIAN JUTISZ
Die Landbewohner schaffen es in den Romanen nicht, sich von der Vergangenheit zu lösen.
Foto: Toni Heigl
Markus Thielemann: Von Norden rollt ein Donner. Roman. C. H. Beck,
München 2024.
287 Seiten, 23 Euro.
Domenico Müllensiefen: Schnall dich an, es geht los. Roman. Kanon, Berlin 2024. 352 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
"Mit seinen 32 Jahren ist Thielemann ein großer Roman gelungen. Der in einer kraftvollen Sprache voller Poesie zugleich modern und spannend erzählt wird. Unbedingt lesenswert."
NDR Kultur, Jens Büchsenmann

"Um den Wolf geht es nur vordergründig, tatsächlich geht es um Fragen der Identität und Anerkennung, Stadt-Land-Gegensätze, Generationenkonflikte."
Süddeutsche Zeitung, Sebastian Jutisz

"Einer der vielversprechendsten Nachwuchsautoren Deutschlands."
Redaktionsnetzwerk Deutschland, Maike Jacobs

"Zwischen poetisch stimmungsvoller Bildgewalt und dem rauen Jargon der Landwirtschaft - Thielemann zeichnet die Welt der Heideschäfer als archaische Moderne. Ein kraftvoller, eindrücklicher Sound, der nachhallt."
Julja Linhof, Autorin von "Krummes Holz"

"Ich bin so gebannt von der Geschichte und vor allem so unendlich begeistert und beeindruckt von der Sprache dieses Romans. Meine Güte!"
Maria-Christina Piwowarski

"Ein Glanzstück der Entschleunigung und ein faszinierender Heide-Text, der vor der verqueren Heimatideologie der Blut-und-Boden-Neuansiedler nicht zurückschreckt."
dpa, Sebastian Fischer

"Bildhafte Prosa, die reich an atmosphärischen Landschaftsimpressionen, aber frei von jedem Schäferidyll ist."
Tagesspiegel, Gunda Bartels

"Ein Buch wie diese Landschaft - so packend wie düster, so real wie mythisch."
NDR Kulturjournal, Thorsten Mack

"Ein verblüffender, überaus aktueller Anti-Heimatroman."
WDR 5 Bücher 'Buch der Woche', Uli Hufen

"Ein Roman, der sich wirklich wichtigen Fragen der Gegenwart widmet."
BR Kultur, Niels Beintker

"Ein Buch, das unterschätzt wurde bislang."
Deutschlandfunk Kultur, Carsten Hueck

"Markus Thielemann schreibt an den politischen Verwerfungslinien der Gegenwart."
RBB Radio Eins, Thomas Böhm

"Die Jury des Deutschen Buchpreises entscheidet sich sehr deutlich für das ästhetisch Ungewöhnliche und Anspruchsvolle, das die deutsche Literaturlandschaft außerdem auch geografisch über ausgetretene Pfade hinaus erweitert."
Süddeutsche Zeitung, Marie Schmidt

"Legt die idyllische Lüneburger Heide als historisch kontaminiertes Gelände frei."
WELT, Richard Kämmerlings

"Wenn du dieses Jahr nur noch ein Buch lesen könntest, sollte es das hier sein. Markus Thielemann macht in diesem Buch so viel so richtig und so perfekt, dass man wirklich von Anfang bis Ende hooked ist."
@pechsee via TikTok

"Markus Thielemann erzählt langsam und behutsam, mit feinen, detaillierten Beobachtungen der Landschaften und Lebensweisen, von den Verstrickungen zwischen Idylle und Ideologien und davon, welche Gefahren in Schweigen, Verdrängung und Verklärung des Alten liegen."
Börsenblatt, DBP-Jury-Begründung Shortlist

"Sucht das Unheimliche in der vermeintlichen Idylle. ... Thielemann zeichnet eine Welt im Umbruch."
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Tilman Spreckelsen

"Ein Roman der kaum aktueller sein könnte. ... Es ist ein verdichtetes Gelände, in dem Thielemann seine Geschichte platziert, man will es ergründen wie ein Ethnologe."
Die ZEIT, Ronald Düker

"Ein ungewöhnliches, kluges und literarisch hochinteressantes Buch."
SWR Kultur, Christoph Schröder

"In nur wenigen Sätzen schafft es Thielemann ein typisch deutsches Stillleben zu zeichnen."
taz, Julia Hubernagel

"Thielemann hat dramatische Entwicklungen zu bieten und eine bittere Schlusspointe. Der Sieg der Idylle über die Realität, wer hätte gedacht, dass das heute immer noch möglich ist. Ist es."
Berliner Zeitung, Judith von Sternburg
…mehr