Sabrina Janesch
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Die goldene Stadt
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Peru, 1887. Das ganze Land redet nur von einem Mann - und seiner großen Entdeckung: Augusto Berns will die verlorene Stadt der Inka gefunden haben. Das Medienecho reicht von Lima bis London. Doch wer ist der Mann, der vielleicht El Dorado entdeckt hat? Alles beginnt mit einem Jungen, der am Rhein Gold wäscht und der später in Berlin den glühend verehrten Alexander von Humboldt trifft. Schließlich wagt er die Überfahrt nach Peru, wird eher zufällig zum Helden im Spanisch-Amerikanischen Krieg und sammelt als Ingenieur der Eisenbahn Mittel für seine Expedition. Mit dem Amerikaner Harry Si...
Peru, 1887. Das ganze Land redet nur von einem Mann - und seiner großen Entdeckung: Augusto Berns will die verlorene Stadt der Inka gefunden haben. Das Medienecho reicht von Lima bis London. Doch wer ist der Mann, der vielleicht El Dorado entdeckt hat? Alles beginnt mit einem Jungen, der am Rhein Gold wäscht und der später in Berlin den glühend verehrten Alexander von Humboldt trifft. Schließlich wagt er die Überfahrt nach Peru, wird eher zufällig zum Helden im Spanisch-Amerikanischen Krieg und sammelt als Ingenieur der Eisenbahn Mittel für seine Expedition. Mit dem Amerikaner Harry Singer besteigt er die Höhen der Anden und schlägt sich durch tiefsten Dschungel - um an einen Ort zu gelangen, der phantastischer ist als alles, was er sich je vorgestellt hat.
Sabrina Janesch, geboren 1985 im niedersächsischen Gifhorn, studierte Kulturjournalismus in Hildesheim und Polonistik in Krakau. 2010 erschien ihr Romandebüt 'Katzenberge', das u.a. mit dem Mara-Cassens-Preis und dem Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet wurde. Über ihren Roman 'Die goldene Stadt' (2017), der zum Bestseller wurde, schrieb Sten Nadolny: 'Makellos geschrieben, fesselnde Figuren, Reichtum, wohin man sieht - plastisch, farbig und unvergesslich.' Sabrina Janesch, die Stipendiatin des Ledig House, New York, war und Stadtschreiberin von Danzig, lebt mit ihrer Familie in Münster.
Produktbeschreibung
- rororo Taschenbücher 27258
- Verlag: Rowohlt TB.
- Artikelnr. des Verlages: 20197
- 6. Aufl.
- Seitenzahl: 528
- Erscheinungstermin: 20. November 2018
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 124mm x 42mm
- Gewicht: 454g
- ISBN-13: 9783499272585
- ISBN-10: 349927258X
- Artikelnr.: 52471409
Herstellerkennzeichnung
Rowohlt Taschenbuch
Kirchenallee 19
20099 Hamburg
produktsicherheit@rowohlt.de
Sabrina Janesch versteht ihr Handwerk. Das erklärt jedoch noch nicht die Wirkung des Buchs. Diese ergibt sich vielmehr aus der Liebe zu ihrem Helden ... Darin wurzelt die emotionale Kraft des Buchs. Die Zeit
Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles
Sabrina Janesch erzählt in ihrem neuen Roman die verblüffende Geschichte des Entdeckers von Machu Picchu
Wenn alle Quellen ausgeschöpft sind und kein Erklärungsmodell der Archäologen und Historiker sich hat durchsetzen können, dann schlägt manchmal die Stunde der Literatur. Nicht weil sie Erkenntnisse ersetzen könnte, sondern weil sie mit der Kraft der Imagination die Dinge in einem neuen Licht erscheinen lässt. In Sabrina Janeschs neuem Roman "Die goldene Stadt" wird weder das Geheimnis der Inkastadt Machu Picchu aufgedeckt, noch die Frage definitiv beantwortet, wer sie denn nun zuallererst entdeckt hat. Ob sie Nekropole, Pilgerstätte, Sommersitz oder Fluchtort war, das
Sabrina Janesch erzählt in ihrem neuen Roman die verblüffende Geschichte des Entdeckers von Machu Picchu
Wenn alle Quellen ausgeschöpft sind und kein Erklärungsmodell der Archäologen und Historiker sich hat durchsetzen können, dann schlägt manchmal die Stunde der Literatur. Nicht weil sie Erkenntnisse ersetzen könnte, sondern weil sie mit der Kraft der Imagination die Dinge in einem neuen Licht erscheinen lässt. In Sabrina Janeschs neuem Roman "Die goldene Stadt" wird weder das Geheimnis der Inkastadt Machu Picchu aufgedeckt, noch die Frage definitiv beantwortet, wer sie denn nun zuallererst entdeckt hat. Ob sie Nekropole, Pilgerstätte, Sommersitz oder Fluchtort war, das
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muss ein Roman auch nicht klären. Er kann aber davon erzählen, wie diese Ruinenstadt, 2400 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, im fünfzehnten Jahrhundert gebaut, zu einem mythischen Ort wurde, zum El Dorado, zur großen Projektionsfläche - und zur lebenslangen Obsession eines Mannes, der sich nie mit dem begnügen mochte, was mit bloßem Auge zu sehen ist.
Dieser Mann ist natürlich nicht Hiram Bingham, der Amerikaner aus Yale, der Jahrzehnte lang als Entdecker von Machu Picchu galt, bis ein amerikanischer Wissenschaftler 2008 in der Staatsbibliothek von Lima aufschlussreiche Dokumente fand. Sie belegen, dass ein deutschstämmiger Unternehmer, Ingenieur, Sägemühlenbesitzer, Abenteurer und Hochstapler namens Augusto R. Berns die Stadt auf dem Bergrücken hoch über dem Urubamba um 1876 entdeckt hat, 35 Jahre vor Bingham. Als Sabrina Janesch davon in der Zeitung las, fing sie sofort Feuer. Während sie mit Historikern in den Vereinigten Staaten und in Peru Kontakt aufnahm, begann sie, nach Berns' deutschen Wurzeln zu suchen. Und schließlich reiste sie selbst nach Peru.
Erfahrung kann man hier also wörtlich nehmen. Bevor sie eine Geschichte erzählte, musste sie Historikerin werden, und nachdem sie einen historischen Rahmen rekonstruiert hatte, konnte sie innerhalb dieses Rahmens eine Geschichte erzählen. Sabrina Janesch, obwohl erst 32 Jahre alt, hat vor der "Goldenen Stadt" bereits drei Romane publiziert, die beiden ersten, "Katzenberge" (2010) und "Ambra" (2012), reflektierten dabei ihren deutsch-polnischen Familienhintergrund. Auf den Weg nach Westen, nach Peru und in die Anden hat sie die Begeisterung für die Abenteuergeschichten der Kindheit geführt, die Anziehungskraft der Ruinenstadt, deren Bild jeder auf Anhieb erkennt, mit dem leuchtenden Dschungelgrün, dem aufragenden Granitgipfel, der terrassierten Anlage.
Der Roman beginnt im Lima des Jahres 1887, kurz vor Berns' größtem Coup. Präsident Cáceres, den er lange kennt, dem er als Artillerist das Leben gerettet hat, preist ihn als Macher und sagt, er sei "ein ganz großer Realist" - ohne jeden Hintersinn. Die Schilderung der frühen Jahre des Entdeckers fällt zunächst etwas langatmig aus, weil Janesch es mit der Teleologie übertreibt. Alles muss schon angelegt sein im jungen Rudolph, der 1842 in Uerdingen geboren wurde. Früh kommt es ihm vor, "als sei die Welt in seinem Kopf wesentlicher als die, die ihn umgab", und ein Kaleidoskop setzt das prompt "kaleidoskopische Denken" in Gang. Ziemlich überinszeniert wirkt es auch, wenn die Berliner Jahre der Familie Berns damit enden, dass Rudolph zufällig in der Wohnung des greisen Alexander von Humboldt landet, um unmittelbar nach der Heimkehr von Humboldt den Vater tot vorzufinden.
Die Erzählung nimmt Fahrt auf, wenn Berns in die Neue Welt aufbricht, nach trister Schlosserlehre in der Nähe von Solingen, wo er von der goldenen Stadt der Inkas träumt. Er flieht vor dem preußischen Militärdienst und landet in Peru, wo er sich sofort Augusto Rodolfo Berns nennt. Er arbeitet beim Militär und als Ingenieur bei der Eisenbahn, doch längst ist es zur fixen Idee geworden, die verlorene Inkastadt zu finden. Wie Sabrina Janesch von seiner Unbeirrbarkeit erzählt, von der Hartnäckigkeit, den Strapazen, den Qualen, das ist so anschaulich, drastisch und auch grausam, dass man unweigerlich mitgerissen wird.
Janesch stellt Berns einen klassischen Buddy zur Seite, den amerikanischen Mineralogen und Abenteurer Harry Singer. Die Suche nach dem Gold treibt beide immer weiter, auch wenn sie auf der Reise durch die Cordillera Vilcabamba wenig finden außer überwucherten Ruinen. Es ist ein Wahnsinnstrip, ein Hauch von "Aguirre" und "Fitzcarraldo" ist da zu spüren. Singer stellt Berns auch die entscheidende Frage: ",Woher weißt du eigentlich, dass es El Dorado ist, wenn du es einmal gefunden hast?" Die Antwort erklärt den Mann, der Berns war, dieses Oszillieren zwischen Phantasie und Phantasterei, zwischen Unbeugsamkeit und Größenwahn: "El Dorado wurde von Leuten wie mir erbaut. Deshalb werden Leute wie ich es finden."
Bis er es findet, vergehen Jahre. Finanzieller Ruin und goldene Ruine scheinen immer nur einen Buchstaben voneinander entfernt. Im Triumph der Entdeckung lauert dann die Enttäuschung, doch aus der Enttäuschung wächst abermals eine Vision der goldenen Stadt. Wie einen großen Kinomoment hat Sabrina Janesch die Entdeckung von Machu Picchu inszeniert: als Naturschauspiel, bei dem der Nebel sich plötzlich hebt, die Bergflanke entblößt und vor Berns die Stadt sichtbar wird. Im Gegenschuss sieht man ihn, überwältigt, schwindelnd, als er begreift, wo er ist - und sofort geistert es durch seinen Kopf: "Müsste die Stadt nicht aus Gold bestehen?"
Mehr als eine Silberfigurine bringt er von dort oben nicht mit. Und aus der ungläubigen Frage wird ein Glauben wider alle Wahrscheinlichkeit. Seine Obsession verwandelt den Abenteurer Berns in den begnadeten Hochstapler. Sein Lebenstraum hat sich erfüllt - und zugleich kann das nicht alles gewesen sein. Aus diesem Dilemma entsteht ein Plan. Investoren sollen ihr Geld in eine Aktiengesellschaft stecken, um die Schätze der Inkas, "Huacas del Inca", in der verlorenen Stadt zu erschließen. Es ist ein filigranes und fintenreiches Täuschungsmanöver, das Berns hier auf den Weg bringt, und Sabrina Janeschs Schilderung ist so brillant wie die große Show, die Augusto Rodolfo Berns für die ahnungslosen Aktionäre veranstaltet. "Dies hier war seine, Berns', ureigene, angestammte Wahrheit", heißt es, "und dass die Realität ihr nicht entsprochen hatte, war ein Detail, das ausgespart werden durfte."
Dass sich Berns' historische Spur nach dem Coup verliert, kann in der Fiktion nicht das letzte Wort sein. Sabrina Janesch hat ihm daher einen traurig-ironischen Epilog entworfen, in dem die exzentrische Bahn dieses Lebens sich konsequent vollendet. Wir wissen nun zwar immer noch nicht, wo das Gold von Machu Picchu ist oder ob dort je welches war. Aber man erliegt dafür bei der Lektüre mitunter einer ähnlichen Faszination, wie sie diesen späten Nachfahren der Konquistadoren getrieben haben muss.
PETER KÖRTE
Sabrina Janesch: "Die goldene Stadt". Roman.
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2017. 544 S., geb., 22,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dieser Mann ist natürlich nicht Hiram Bingham, der Amerikaner aus Yale, der Jahrzehnte lang als Entdecker von Machu Picchu galt, bis ein amerikanischer Wissenschaftler 2008 in der Staatsbibliothek von Lima aufschlussreiche Dokumente fand. Sie belegen, dass ein deutschstämmiger Unternehmer, Ingenieur, Sägemühlenbesitzer, Abenteurer und Hochstapler namens Augusto R. Berns die Stadt auf dem Bergrücken hoch über dem Urubamba um 1876 entdeckt hat, 35 Jahre vor Bingham. Als Sabrina Janesch davon in der Zeitung las, fing sie sofort Feuer. Während sie mit Historikern in den Vereinigten Staaten und in Peru Kontakt aufnahm, begann sie, nach Berns' deutschen Wurzeln zu suchen. Und schließlich reiste sie selbst nach Peru.
Erfahrung kann man hier also wörtlich nehmen. Bevor sie eine Geschichte erzählte, musste sie Historikerin werden, und nachdem sie einen historischen Rahmen rekonstruiert hatte, konnte sie innerhalb dieses Rahmens eine Geschichte erzählen. Sabrina Janesch, obwohl erst 32 Jahre alt, hat vor der "Goldenen Stadt" bereits drei Romane publiziert, die beiden ersten, "Katzenberge" (2010) und "Ambra" (2012), reflektierten dabei ihren deutsch-polnischen Familienhintergrund. Auf den Weg nach Westen, nach Peru und in die Anden hat sie die Begeisterung für die Abenteuergeschichten der Kindheit geführt, die Anziehungskraft der Ruinenstadt, deren Bild jeder auf Anhieb erkennt, mit dem leuchtenden Dschungelgrün, dem aufragenden Granitgipfel, der terrassierten Anlage.
Der Roman beginnt im Lima des Jahres 1887, kurz vor Berns' größtem Coup. Präsident Cáceres, den er lange kennt, dem er als Artillerist das Leben gerettet hat, preist ihn als Macher und sagt, er sei "ein ganz großer Realist" - ohne jeden Hintersinn. Die Schilderung der frühen Jahre des Entdeckers fällt zunächst etwas langatmig aus, weil Janesch es mit der Teleologie übertreibt. Alles muss schon angelegt sein im jungen Rudolph, der 1842 in Uerdingen geboren wurde. Früh kommt es ihm vor, "als sei die Welt in seinem Kopf wesentlicher als die, die ihn umgab", und ein Kaleidoskop setzt das prompt "kaleidoskopische Denken" in Gang. Ziemlich überinszeniert wirkt es auch, wenn die Berliner Jahre der Familie Berns damit enden, dass Rudolph zufällig in der Wohnung des greisen Alexander von Humboldt landet, um unmittelbar nach der Heimkehr von Humboldt den Vater tot vorzufinden.
Die Erzählung nimmt Fahrt auf, wenn Berns in die Neue Welt aufbricht, nach trister Schlosserlehre in der Nähe von Solingen, wo er von der goldenen Stadt der Inkas träumt. Er flieht vor dem preußischen Militärdienst und landet in Peru, wo er sich sofort Augusto Rodolfo Berns nennt. Er arbeitet beim Militär und als Ingenieur bei der Eisenbahn, doch längst ist es zur fixen Idee geworden, die verlorene Inkastadt zu finden. Wie Sabrina Janesch von seiner Unbeirrbarkeit erzählt, von der Hartnäckigkeit, den Strapazen, den Qualen, das ist so anschaulich, drastisch und auch grausam, dass man unweigerlich mitgerissen wird.
Janesch stellt Berns einen klassischen Buddy zur Seite, den amerikanischen Mineralogen und Abenteurer Harry Singer. Die Suche nach dem Gold treibt beide immer weiter, auch wenn sie auf der Reise durch die Cordillera Vilcabamba wenig finden außer überwucherten Ruinen. Es ist ein Wahnsinnstrip, ein Hauch von "Aguirre" und "Fitzcarraldo" ist da zu spüren. Singer stellt Berns auch die entscheidende Frage: ",Woher weißt du eigentlich, dass es El Dorado ist, wenn du es einmal gefunden hast?" Die Antwort erklärt den Mann, der Berns war, dieses Oszillieren zwischen Phantasie und Phantasterei, zwischen Unbeugsamkeit und Größenwahn: "El Dorado wurde von Leuten wie mir erbaut. Deshalb werden Leute wie ich es finden."
Bis er es findet, vergehen Jahre. Finanzieller Ruin und goldene Ruine scheinen immer nur einen Buchstaben voneinander entfernt. Im Triumph der Entdeckung lauert dann die Enttäuschung, doch aus der Enttäuschung wächst abermals eine Vision der goldenen Stadt. Wie einen großen Kinomoment hat Sabrina Janesch die Entdeckung von Machu Picchu inszeniert: als Naturschauspiel, bei dem der Nebel sich plötzlich hebt, die Bergflanke entblößt und vor Berns die Stadt sichtbar wird. Im Gegenschuss sieht man ihn, überwältigt, schwindelnd, als er begreift, wo er ist - und sofort geistert es durch seinen Kopf: "Müsste die Stadt nicht aus Gold bestehen?"
Mehr als eine Silberfigurine bringt er von dort oben nicht mit. Und aus der ungläubigen Frage wird ein Glauben wider alle Wahrscheinlichkeit. Seine Obsession verwandelt den Abenteurer Berns in den begnadeten Hochstapler. Sein Lebenstraum hat sich erfüllt - und zugleich kann das nicht alles gewesen sein. Aus diesem Dilemma entsteht ein Plan. Investoren sollen ihr Geld in eine Aktiengesellschaft stecken, um die Schätze der Inkas, "Huacas del Inca", in der verlorenen Stadt zu erschließen. Es ist ein filigranes und fintenreiches Täuschungsmanöver, das Berns hier auf den Weg bringt, und Sabrina Janeschs Schilderung ist so brillant wie die große Show, die Augusto Rodolfo Berns für die ahnungslosen Aktionäre veranstaltet. "Dies hier war seine, Berns', ureigene, angestammte Wahrheit", heißt es, "und dass die Realität ihr nicht entsprochen hatte, war ein Detail, das ausgespart werden durfte."
Dass sich Berns' historische Spur nach dem Coup verliert, kann in der Fiktion nicht das letzte Wort sein. Sabrina Janesch hat ihm daher einen traurig-ironischen Epilog entworfen, in dem die exzentrische Bahn dieses Lebens sich konsequent vollendet. Wir wissen nun zwar immer noch nicht, wo das Gold von Machu Picchu ist oder ob dort je welches war. Aber man erliegt dafür bei der Lektüre mitunter einer ähnlichen Faszination, wie sie diesen späten Nachfahren der Konquistadoren getrieben haben muss.
PETER KÖRTE
Sabrina Janesch: "Die goldene Stadt". Roman.
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2017. 544 S., geb., 22,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Die verblüffende Geschichte des Entdeckers von Machu Picchu ... Man erliegt bei der Lektüre mitunter einer ähnlichen Faszination, wie sie diesen späten Nachfahren getrieben haben muss. FAZ
Gebundenes Buch
Ein rheinischer Entdecker in Peru, ist Rudolfo Augusto Berns, ursprünglich aus Solingen, der sich in dem Andenstaat ordentlich ausgetobt hat. Er soll nämlich Machu Picchu, die Stadt der Götter oder hier: die goldene Stadt "in Echt" entdeckt haben und nicht etwa der Brite …
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Ein rheinischer Entdecker in Peru, ist Rudolfo Augusto Berns, ursprünglich aus Solingen, der sich in dem Andenstaat ordentlich ausgetobt hat. Er soll nämlich Machu Picchu, die Stadt der Götter oder hier: die goldene Stadt "in Echt" entdeckt haben und nicht etwa der Brite Hiram Bingham. Dies jedenfalls die Theorie - eine von vielen - die Sabrina Janesch in ihrem Roman zum Leben erweckt.
Eine von vielen Theorien, muss man sagen, der sich die Autorin aber so richtig gründlich gewidmet hat. Und glaubwürdig wirkt es definitiv, wirkt all das, was sie schreibt und es ist auf jeden Fall alles sehr, sehr sorgfältig recherchiert.
Das kann ich ganz sicher behaupten, denn ich kenne Machu Picchu und einige der Geschichten um diesen sagenhaften Fund herum (wenn auch nicht die von Berns, denn 2001, als ich diese so faszinierende Stätte besucht habe, war noch nicht die Rede von ihm).
Von der Autorin kenne und liebe ich bereits "Tango für einen Hund, einen Roman, in dem Sabrina Janesch auf genialste Weise Aberwitziges auffährt und literarisch alle Register zieht. Hier ist es eher die historische Sorgfalt und Gründlichkeit, die sie walten lässt, sie schmeisst sich ganz schön rein in dieses historische Genre und beackert es so sorgfältig, dass ihre Biografie des Rudolfo Augusto Berns - denn nichts anderes ist dieses Buch im Grunde - ein paar der Umsicht und Akribie geschuldete Längen aufweist.
Dennoch habe ich es richtig gern gelesen, denn Sabrina Janesch ist eine Autorin, die ihr Handwerk definitiv versteht, in das von ihr Geschriebene kann man sich definitiv reinlegen. Und man sollte sich als Leser vor der Sorgfalt, mit der die Autorin ihres Amtes waltet, verneigen und zwar richtig tief! Hier ist wirklich an alles gedacht worden, wenngleich historische Romane nicht unbedingt das Genre sind, in dem ich ihr eine glorreiche Zukunft prophezeihe!
Trotzdem, die Lektüre lohnt sich auf jeden Fall: Und die Autorin Sabrina Janesch gilt es, im Auge zu behalten - ich denke, von ihr werden wir noch Großes lesen. Und wenn nicht, dann können wir uns doch auf viel Abwechslung und hochwertige Unterhaltung freuen!
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Gebundenes Buch
Inhalt:
Die goldene Stadt beschreibt das Leben von Augusto Berns. Einem Deutschen, den schon sehr früh die Leidenschaft für die alten Inka und ihre Baukunst befällt. Alt genug, kehrt er Deutschland den Rücken und bricht auf nach Peru, um das sagenumwobene
El Dorado zu finden. …
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Inhalt:
Die goldene Stadt beschreibt das Leben von Augusto Berns. Einem Deutschen, den schon sehr früh die Leidenschaft für die alten Inka und ihre Baukunst befällt. Alt genug, kehrt er Deutschland den Rücken und bricht auf nach Peru, um das sagenumwobene
El Dorado zu finden. Das Buch erzählt dabei seine Lebensgeschichte, die über spannende Umwege, wie den Eisenbahnbau oder den Krieg gegen die Spanier, letztendlich zu seinem Ziel führt.
Meinung:
Ich muss der Autorin vorab ein großes Kompliment machen. Die Rechercheleistung zu diesem Buch ist großartig. Man merkt auf jeder Seite, das Sabrina Janesch weiß worüber sie schreibt und sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Sie hat versucht diese spannenden geschichtlichen Fakten mit eigener Fantasie auszuschmücken, was ihr größtenteils wirklich gut gelungen ist.
Denn eins ist die goldene Stadt auf jeden Fall - informativ. Man lernt als Leser viel über Südamerika und die Lebensweise zur damaligen Zeit. Über den Krieg, den Bau der Eisenbahn, den Panamakanal, das Leben in New York etc. Eine bunte Vielfalt an Informationen, die wirklich Spaß macht. Ebenso wie die abenteuerlichen Abschnitte, bei denen die Begeisterung Berns für sein eigenes Tun überschwappt.
Leider ist Berns als Protagonist nicht immer so einfach zu haben. Er schwankt zwischen begeistertem kleinen Jungen, den man einfach lieb haben muss und großkotzigem Goldsucher, den man gerne schütteln mag. Das selbe Wechselbad bieten auch die einzelnen Abschnitte. Manche sind abenteuerlich und mitreißend, manche langweilen mit viel zu detailierten Belanglosigkeiten. Mal hat man das Gefühl einen Abenteuerroman zu lesen, mal sitzt man in einem langweiligen Sachbuch fest. Deshalb lande ich auch bei der Bewertung bei einem gemischten Urteil von 3,5 Sternen.
Fazit:
Tolle Fakten, besonderer Lebenslauf, zwischendurch aber zäh. Daher gemischte 3,5 Sterne für mich.
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Gebundenes Buch
Rudolf August Berns- eigentlich kein Name für einen Entdecker, wie sein Besitzer findet. Dennoch gibt Berns seinen Traum nicht auf. Aufgewachsen Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland in zunächst recht wohlhabenden Verhältnisse, ändert sich sein Leben radikal nach dem Tod des …
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Rudolf August Berns- eigentlich kein Name für einen Entdecker, wie sein Besitzer findet. Dennoch gibt Berns seinen Traum nicht auf. Aufgewachsen Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland in zunächst recht wohlhabenden Verhältnisse, ändert sich sein Leben radikal nach dem Tod des Vaters. Die Mutter heiratet erneut und Berns muss in der Schmiede des Onkels arbeiten. Doch als sich die Möglichkeit ergibt nach Übersee zu reisen, packt er die Gelegenheit beim Schopf, wild entschlossen, eines Tages El Dorado, die goldene Stadt der Inka, zu entdecken.
In „Die goldene Stadt“ beschreibt Sabrina Janesch das Leben des echten Entdeckers August Berns, jedoch mit vielen fiktiven Elementen und spannenden Weiterentwicklungen. Die Geschichte ist so bewegend beschrieben und mitreißend angelegt, dass man sich als Leser nur schwer wieder davon trennen kann. Rudolfo Augusto Berns, wie er sich in Peru nennt, nimmt einen einfach direkt mit auf seine Entdeckungsreisen. Fasziniert haben mich besonders sein Ehrgeiz und sein bloßer Wille, mit dem er Dinge erreicht und umsetzt, egal welche Widrigkeiten ihm von außen entgegen schlagen. All dies erzählt Janesch mit einer wunderbar detaillierten und farbenfrohen Sprache, die einem die Städte Perus und die alten Stätten der Inka direkt vor dem inneren Auge entstehen lässt. Man liest nicht nur darüber, man ist dabei, wenn Berns sich auf den Weg macht. Besonders positiv fällt dabei die realistische Erzählweise auf, die auf eine verkitschende Darstellung des Entdeckerlebens völlig verzichtet und auch dem Umgang mit den ursprünglichen Einwohnern Perus keinesfalls unkritisch gegenübersteht, obwohl Berns sich selbst moralisch als teilweise recht flexibel erweist.
Mir hat „Die goldene Stadt“ ausgesprochen gut gefallen, das Thema des Romans ist an sich schon spannend und von Sabrina Janesch auch noch großartig umgesetzt worden. Der Roman macht zudem noch Lust, mehr über Berns herauszufinden, denn wer weiß schon, dass Machu Picchu von einem Deutschen entdeckt wurde? Ein Abenteuerroman, wie er sein sollte –spannend, mit tollen Figuren, fremden Kulturen und vielen Gefahren und Unwägbarkeiten, absolut empfehlenswert.
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