Wen interessieren schon verstaubte Schwämme, Schrottautos oder gestapelte Hirsche? Muss man dafür ins Museum gehen? Unbedingt! Mit Humor und einer tüchtigen Portion Selbstironie zeigt dieses Buch, wieso Moderne Kunst Spaß macht und Interesse weckt. Fasziniert stehen wir vor Duane Hansons "Dame mit Handtasche", die so lebensecht wirkt, dass sie von Museumsbesuchern bereits mehrfach umgerannt wurde. Lange rätselten Betrachter vor Yves Kleins Schwammrelief: Gehört der Staubteppich zum Kunstwerk? Und den Damen vom SPD Ortsvereins, die Beuys' Badewanne als Sektkübel benutzten, ist ihr Faux-Pas nicht vorzuwerfen, oder doch?Diese Stories beweisen: Der Umgang mit Moderner Kunst verläuft nicht immer in beabsichtigten Bahnen. Es lohnt sich, Kunstwerke ganz unbefangen zu betrachten - denn dann zeigt sich schnell: Kunst ist sauinteressant!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.2011Kunstverstand
Unter den vielen betont respektlosen Kunsthandbüchern, die in letzter Zeit erschienen sind, trägt dieses hier den scheußlichsten Titel mit der brachialsten Ironie. Es heißt: "Kunst interessiert keine Sau". Als erste Einführung ist der schmale Bildband trotzdem nützlich. Sandra Danicke stellt zwanzig Einzelwerke aus Richtungen wie Pop-Art, Minimal Art, Aktions- oder Konzeptkunst vor. Die meisten sind aus Fundstücken des Alltags hergestellt, sie können exemplarisch für ein typisches, bisweilen geschmähtes oder unverstandenes Erscheinungsbild der Gegenwartskunst stehen. Unter anderem gibt es zerknülltes Papier von Martin Creed, eine Installation aus Kühlschränken von Thomas Rentmeister, einen Arzneischrank von Damien Hirst und einen Verkaufsstand mit Schneebällen von David Hammons zu sehen. Die Autorin führt vor, wie diese Werke auch ohne Fachwissen genossen und gedeutet werden können, indem sie sie beschreibt und mit spielerischen Assoziationen verknüpft - ein empfehlenswertes Verfahren zur Entmystifizierung von bildender Kunst. Allerdings scheint Sandra Danicke zu verkennen, dass ihre Eingebungen durchaus auf Fachwissen beruhen. Würde auch ein Unerfahrener Hirsts Hausapotheke als "Spiegelbild einer neurotischen Gesellschaft" oder Hammons' Schneebälle als "ironischen Kommentar zum Stellenwert von Kunst als Handelsware" erkennen? Insofern wirkt die Behauptung des Buches, Kunstbetrachtung sei "weder schwierig noch geheim, noch sonst irgendwie besonders elitär", ein wenig betriebsblind. (Sandra Danicke: "Kunst interessiert keine Sau". Belser Verlag, Stuttgart 2011. 88 S., geb., 12,95 [Euro].)
fxe
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Unter den vielen betont respektlosen Kunsthandbüchern, die in letzter Zeit erschienen sind, trägt dieses hier den scheußlichsten Titel mit der brachialsten Ironie. Es heißt: "Kunst interessiert keine Sau". Als erste Einführung ist der schmale Bildband trotzdem nützlich. Sandra Danicke stellt zwanzig Einzelwerke aus Richtungen wie Pop-Art, Minimal Art, Aktions- oder Konzeptkunst vor. Die meisten sind aus Fundstücken des Alltags hergestellt, sie können exemplarisch für ein typisches, bisweilen geschmähtes oder unverstandenes Erscheinungsbild der Gegenwartskunst stehen. Unter anderem gibt es zerknülltes Papier von Martin Creed, eine Installation aus Kühlschränken von Thomas Rentmeister, einen Arzneischrank von Damien Hirst und einen Verkaufsstand mit Schneebällen von David Hammons zu sehen. Die Autorin führt vor, wie diese Werke auch ohne Fachwissen genossen und gedeutet werden können, indem sie sie beschreibt und mit spielerischen Assoziationen verknüpft - ein empfehlenswertes Verfahren zur Entmystifizierung von bildender Kunst. Allerdings scheint Sandra Danicke zu verkennen, dass ihre Eingebungen durchaus auf Fachwissen beruhen. Würde auch ein Unerfahrener Hirsts Hausapotheke als "Spiegelbild einer neurotischen Gesellschaft" oder Hammons' Schneebälle als "ironischen Kommentar zum Stellenwert von Kunst als Handelsware" erkennen? Insofern wirkt die Behauptung des Buches, Kunstbetrachtung sei "weder schwierig noch geheim, noch sonst irgendwie besonders elitär", ein wenig betriebsblind. (Sandra Danicke: "Kunst interessiert keine Sau". Belser Verlag, Stuttgart 2011. 88 S., geb., 12,95 [Euro].)
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