Ein Journalist, der zu viel weiß. Ein Sohn, der seinen Vater verrät. Ein Oligarch, der keine Gnade kennt. Ein korrupter Schreiberling ohne jeden Skrupel. Medien, die auf Bestellung einen Ruf ruinieren. Sasha Filipenko erzählt die Geschichte des idealistischen Journalisten Anton Quint, der sich mit einem Oligarchen anlegt. Worauf dieser den Befehl gibt, Quint fertigzumachen. Die Hetzjagd ist eröffnet.
»'Die Jagd' ist ein Pageturner.« Uli Hufen / WDR 3 WDR 3
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2022Wie das Gute hinter Gitter gekommen ist
Sasha Filipenko stammt aus Belarus. In seinen Romanen hat er hellsichtig die Entwicklung Osteuropas vorhergesagt. Jetzt ist auf Deutsch "Die Jagd" erschienen, schon vor sechs Jahren geschrieben, aber wie eine Parabel auf die Gegenwart zu lesen: als Porträt des Systems Putin mit dessen systematischer Zerstörung allen gesellschaftlichen Eigenlebens.
Von Kerstin Holm
Kaputtmachen ist nicht aufbauen - die Seele tut nicht weh" (Lomat ne stroit - duscha ne bolit), lautet ein russisches Sprichwort. Es erklärt, warum das Zerstören leichter fällt als das Schaffen: Man braucht nichts von sich zu investieren. Diese Redensart, die auch den Nationalcharakter beschreiben soll, geht einem in diesen Tagen nicht aus dem Sinn, da die russische Armee ukrainische Wohngebiete mit Artillerie beschießt, um das Land unter dem grotesken Vorwand, dessen frei gewählte Regierung bestünde aus Nazis, und Ukrainer hätten einen "Genozid" an Russen verübt, zu "befrieden" und als Vasallenstaat in Russlands Einflusszone zurückzuzwingen. Was schon der Philosoph Nikolai Berdjajew (1874 bis 1948) an vielen seiner Landsleute zu beobachten glaubte, eine soziale Intelligenz, die sich vorzugsweise in Gemeinheiten kundtue, während sie für konstruktives Handeln zwei linke Hände hätten, das scheint sich bei Putins Feldzug in grandiosem Ausmaß zu bestätigen. Russlands immer brutalere Methoden, das gen Westen strebende Nachbarland an sich zu fesseln, haben erst vitale ostukrainische Städte wie Donezk und Lugansk kaputtgemacht und sollen nun offenbar die Metropolen Charkiw und Kiew (das als "Mutter der russischen Städte" gilt), in Schutt und Asche legen. Das offizielle Ziel der Operation, die "Entnazifizierung" eines Landes, das von einem russischsprachigen Juden angeführt wird, klingt wie Hohn. Der Tod Tausender Soldaten und Zivilisten, ein ewiger Hass zwischen den Völkern, wovor patriotische Veteranen gewarnt hatten - all das scheint der Oberkommandierende nicht als Problem zu betrachten.
Jetzt wird auch deutlich, dass Putins planmäßiges Zerstörungswerk an der russischen Gesellschaft diesen Krieg erst möglich gemacht hat. Oppositionsstimmen gibt es so gut wie keine mehr, Demonstranten gegen den Krieg werden zu Tausenden verhaftet, die Medien, die noch kritisch berichten, aufgelöst, blockiert oder mit einem Maulkorb versehen, der sie verpflichtet, viele Inhalte zu löschen. Zuvor waren über Jahre hinweg eigenständige, strahlkräftige Figuren oder Organisationen zu "ausländischen Agenten" oder gar zu "Terroristen" erklärt, zerschlagen, vertrieben, ermordet worden - ob investigative Journalisten, die Menschenrechtsgesellschaft "Memorial" oder der charismatische Korruptionsbekämpfer Alexej Nawalnyj mit seinem landesweiten Netzwerk aus engagierten jungen Leuten. Diese Verfolgung der Besten der Nation, für die der Staat ein immer dichteres Netz von Strafverfolgern aufbaute, trainiert dazu und belohnt es, komplexere Naturen zu erniedrigen, wofür auch der Präsident ein Faible hat. Putins frühe Replik gegenüber einem kritischen französischen Reporter, dem er eine "Beschneidung" empfahl, bei der "nichts nachwachse", oder seine verliebte Umarmung mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der gerade den Journalisten Jamal Kashoggi hatte ermorden lassen, sind ebenso unvergesslich wie unlängst sein Vergleich der Ukraine mit einer Frauenleiche, die eine Vergewaltigung hinzunehmen habe ("Ob es dir gefällt oder nicht, du musst es dulden, meine Schöne"). Die echte Glut, die ihn in solchen Situationen erfasst, öffnet unter der Geheimdienstlermaske immer wieder Fenster in Putins Seele.
Putin achtet das Gesetz des Dschungels und die Raubtiernatur, die darin regiert. Gern zitiert er aus Rudyard Kiplings "Dschungelbuch", vergleicht den westlichen Hegemon Amerika mit dem mächtigen Tiger Shir Khan, den diverse Schakale - damit sind dann die Europäer gemeint - umschmeicheln, um ihn günstig zu stimmen. Putins Verhältnis zu seinen Vertrauten erinnert ans Ethos eines Rudels von Wölfen, das über die Zivilgesellschaft verfügt. Mit den von Kipling als verächtlich dargestellten Bandar-Log-Affen, die nur für den Moment leben und nichts von morgen wissen, verglich Putin 2011 die von ihm verachtete friedliche Protestbewegung gegen seine Wiederwahl als Präsident.
Der belarussische Schriftsteller Sasha Filipenko, der bis 2020 in Sankt Petersburg gelebt hat, entwarf schon vor sechs Jahren in seinem Roman "Die Jagd" das Bild einer Gesellschaft, in der die Hetze - und das Vergnügen daran - die wichtigste Klammer darstellt. In dem jetzt auf Deutsch herausgekommenen Buch (dessen Originaltitel "Trawlja" meint eher eine Hetzjagd) wird ein Schriftsteller, der als Investigativjournalist die Vermögensverhältnisse eines pseudopatriotischen Oligarchen ausleuchtet, von dessen Trollen in den persönlichen Ruin getrieben. Das Sujet entfaltet sich in filmischen Szenen, die zwischen den Perspektiven des sich seiner Mission bewussten Autors und der auf ihren Zynismus stolzen Verfolger hin und her springen. Dass Filipenko, der einst Cello studiert hat, das polyphone Textgebilde nach dem Bauplan eines Sonatenhauptsatze organisiert, gibt dem brutalen Stoff etwas gleichnishaft Überzeitliches.
Die Trawlja-Hetzjagd ist historisch ein grausames Spektakel, bei dem Hunde auf einen angebundenen Bären losgelassen werden und ihn am Ende zerfetzen. Bezeichnenderweise amüsiert sich damit im Roman der staatsnahe Oligarch, der ein Meister darin ist, mit kriminellen Mitteln Geld aus dem Land zu ziehen und vor der Fernsehkamera Verzicht zu predigen. Mit seinem Namen Wladimir Slawin scheint er das System Putin zu symbolisieren. Das geradezu klischeehafte Dolce Vita der Familie von "Onkel Wolodja", wie Bekannte ihn nennen, auf einer Luxusyacht vor Nizza wird gestört durch eine Publikation über seine ausländischen Immobilien und Konten. Deren Autor Anton Quint - sein russischer Name Pjatyj oder "Der Fünfte" enthält eine Anspielung auf die "Fünfte Kolonne" - lässt an den flammenden Korruptionsbekämpfer Alexej Nawalnyj denken. Ihm ist bewusst, dass der aggressiv unterwürfige Massenmensch, der am liebsten andere erniedrigt, gegen Leute mit Überzeugung wie ihn einen Verdrängungskrieg führt. Daraus extrapoliert Quint eine literarische Dystopie, bei der es zur Fernsehunterhaltung gehört, das Publikum per Knopfdruck Todesurteile fällen zu lassen.
Filipenko motiviert die Schadenfreude seiner Figuren auch dadurch, dass sie selbst gedemütigt wurden und nun den Spieß umdrehen. Der käufliche Hetzreporter Lew Smyslow, den Slawin auf Quint ansetzt, fühlte sich als Kind erniedrigt, als sein Vater infolge der Moskauer Finanzkrise von 1998 seine Geschäfte verlor und er selbst vom Luxusboy zum armen Jungen abstieg. Ein dreister Zigeuner, der ihm hilft, hat als Kind infolge eines Überfalls von Messerstechern seine ganze Familie verloren. Die beiden quartieren unter der Wohnung von Quint Statisten ein, die randalieren, laute Musik spielen, sein Türschloss verkleben, und sorgen dafür, dass der Revierpolizist sich taub stellt. Sie setzen eine Prostituierte auf Quint an, überfallen seine Frau, organisieren Artikel und Sendungen, die ihn als Marionette des westlichen Auslands schmähen. Das Leitmotiv seines gut bezahlten Jobs sei es, klarzustellen, dass an allen hausgemachten Problemen, vom U-Boot-Unglück bis zur Polizeifolter, Amerika schuld sei, erklärt Lew Smyslow, der bekennt, dieses kreative Lügenhandwerk mache ihm Spaß. Und die "patriotischen" Netznutzer, so beobachtet er, veranstalteten vollkommen gratis einen Shitstorm gegen sein Hetzobjekt, um sich dadurch den staatlichen Administratoren anzudienen.
Während Quint übernächtigt und entnervt sein Enthüllungswerk fortsetzt, sagt sich die Schwiegermutter von ihm los, er überwirft sich mit den Fußballkumpeln und seiner Frau. Neue Enthüllungen über Slawin und Quints Weigerung zu emigrieren beantworten die Verfolger mit einer Fernsehshow, die den Journalisten als Kinderschänder hinstellt, und einem Menschenauflauf vor dessen Haus, der aus einem Horrorfilm zu stammen scheint und zu einem schrecklichen Ende führt. Vor seinem Gewissen rechtfertigt Lew Smyslow sich mit dem Argument, Quint habe eben die Hyänen gereizt, also das Gesetz des Dschungels mutwillig herausgefordert.
Seit der Erstveröffentlichung von Filipenkos "Jagd" haben sich die Repressionsmethoden des Putin-Staates in vielem genau nach diesem Drehbuch weiterentwickelt. So wurde der Geschichtsforscher Juri Dmitrijew, der als Leiter des Regionalbüros der historischen Gesellschaft "Memorial" im nordrussischen Karelien Massengräber mit Überresten von Stalin-Opfern fand, 2016 wegen angeblicher Verfertigung von Kinderpornographie verhaftet und angeklagt. Der Freispruch von 2018 wurde wieder kassiert, eine neue Anklage lautete auf sexuelle Übergriffe auf seine Adoptivtochter. Das Verfahren, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, sollte vor allem Dmitrijews hohes Ansehen zerstören. Die Haftstrafe wurde mehrfach, zuletzt Ende des vergangenen Jahres, verlängert; der mittlerweile 66 Jahre alte Forscher soll offenbar sein Leben hinter Gittern beschließen.
Russische Fernsehtalkshows haben sich zu einem regelrechten Hetzjagdritual entwickelt. Ob "Sonntag Abend" (Woskresnyj Wetscher) mit Wladimir Solowjow, ob "Die Zeit wird's zeigen" (Wremja pokaschet) mit Artjom Schejnin - stets erlebt man staatstreue "Experten", deren Lieblingssport es ist, Einzelgäste, die Positionen etwa Polens oder der Ukraine vertreten, gemeinsam niederzuschreien und zu verhöhnen. Wie bei Filipenko verbreiten Armeen bezahlter Trolle Falschnachrichten, gern auch über den inhaftierten Nawalnyj, um inzwischen weitgehend gesperrte Informationen über ihn vergessen zu machen, und fluten die Medien mit Pro-Putin-Kommentaren. Zugleich verzeichnet seit dem Kriegsausbruch selbst das als seriös geltende Levada-Umfragezentrum, das zum "ausländischen Agenten" erklärt wurde, gestiegene Zustimmungswerte für Präsident Putin von nunmehr 71 Prozent. Zwar ist der Demoskopie unter Diktaturen kaum zu trauen. Doch zumindest der Hälfte der russischen Bevölkerung scheint die Rücksichtslosigkeit, mit der Putin die Welt umbaut, zu imponieren.
Doch was der Schriftsteller noch nicht ahnen konnte, ist das Ausmaß physischer Gewalt und Zerstörung, die das System Putin in der lange vorbereiteten heißen Phase des Krieges gegen das Nachbarland Ukraine, aber auch gegen die Kulturschicht in Russland selbst entfalten würde. Die mutigen Menschen, die weiterhin täglich gegen den Krieg demonstrieren, werden von Polizeibeamten wie Freiwild gejagt und auf der Wache verprügelt und verhöhnt. Wie die "Nowaja gaseta" dokumentierte, misshandeln die Polizisten auch Frauen, denen sie ganz offen erklären, Putin unterstütze das, und die Gewaltexzesse würden mit Prämien belohnt. Seit am vergangenen Wochenende das Gesetz verabschiedet wurde, wonach öffentliche Äußerungen über den Krieg, die der offiziellen Lesart widersprechen, mit bis zu fünfzehn Jahren Haft bestraft werden können, ist ein großer Teil der Intelligenz - Schriftsteller, Journalisten, Musiker, Theaterleute, Ärzte - aus Russland in alle Himmelsrichtungen geflohen, nach Armenien, nach Usbekistan, nach Israel, nach Lettland, nach Deutschland. Von den Verbliebenen suchen jetzt viele ihr Heil im Lobgesang auf den Präsidenten und seinen Feldzug - womit sie das Menschliche in sich abtöten, wie der Psychologe Alexander Asmolow sagt, der solche Leute versteht, aber auch bedauert. Putin, der auch in diesem Konflikt um jeden Preis siegen will, ist bereit, dafür nicht nur der Ukraine, sondern auch dem eigenen Land das Rückgrat zu brechen.
Sasha Filipenko: "Die Jagd". Roman.
Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer. Diogenes Verlag 2022.
288 S., geb., 23,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sasha Filipenko stammt aus Belarus. In seinen Romanen hat er hellsichtig die Entwicklung Osteuropas vorhergesagt. Jetzt ist auf Deutsch "Die Jagd" erschienen, schon vor sechs Jahren geschrieben, aber wie eine Parabel auf die Gegenwart zu lesen: als Porträt des Systems Putin mit dessen systematischer Zerstörung allen gesellschaftlichen Eigenlebens.
Von Kerstin Holm
Kaputtmachen ist nicht aufbauen - die Seele tut nicht weh" (Lomat ne stroit - duscha ne bolit), lautet ein russisches Sprichwort. Es erklärt, warum das Zerstören leichter fällt als das Schaffen: Man braucht nichts von sich zu investieren. Diese Redensart, die auch den Nationalcharakter beschreiben soll, geht einem in diesen Tagen nicht aus dem Sinn, da die russische Armee ukrainische Wohngebiete mit Artillerie beschießt, um das Land unter dem grotesken Vorwand, dessen frei gewählte Regierung bestünde aus Nazis, und Ukrainer hätten einen "Genozid" an Russen verübt, zu "befrieden" und als Vasallenstaat in Russlands Einflusszone zurückzuzwingen. Was schon der Philosoph Nikolai Berdjajew (1874 bis 1948) an vielen seiner Landsleute zu beobachten glaubte, eine soziale Intelligenz, die sich vorzugsweise in Gemeinheiten kundtue, während sie für konstruktives Handeln zwei linke Hände hätten, das scheint sich bei Putins Feldzug in grandiosem Ausmaß zu bestätigen. Russlands immer brutalere Methoden, das gen Westen strebende Nachbarland an sich zu fesseln, haben erst vitale ostukrainische Städte wie Donezk und Lugansk kaputtgemacht und sollen nun offenbar die Metropolen Charkiw und Kiew (das als "Mutter der russischen Städte" gilt), in Schutt und Asche legen. Das offizielle Ziel der Operation, die "Entnazifizierung" eines Landes, das von einem russischsprachigen Juden angeführt wird, klingt wie Hohn. Der Tod Tausender Soldaten und Zivilisten, ein ewiger Hass zwischen den Völkern, wovor patriotische Veteranen gewarnt hatten - all das scheint der Oberkommandierende nicht als Problem zu betrachten.
Jetzt wird auch deutlich, dass Putins planmäßiges Zerstörungswerk an der russischen Gesellschaft diesen Krieg erst möglich gemacht hat. Oppositionsstimmen gibt es so gut wie keine mehr, Demonstranten gegen den Krieg werden zu Tausenden verhaftet, die Medien, die noch kritisch berichten, aufgelöst, blockiert oder mit einem Maulkorb versehen, der sie verpflichtet, viele Inhalte zu löschen. Zuvor waren über Jahre hinweg eigenständige, strahlkräftige Figuren oder Organisationen zu "ausländischen Agenten" oder gar zu "Terroristen" erklärt, zerschlagen, vertrieben, ermordet worden - ob investigative Journalisten, die Menschenrechtsgesellschaft "Memorial" oder der charismatische Korruptionsbekämpfer Alexej Nawalnyj mit seinem landesweiten Netzwerk aus engagierten jungen Leuten. Diese Verfolgung der Besten der Nation, für die der Staat ein immer dichteres Netz von Strafverfolgern aufbaute, trainiert dazu und belohnt es, komplexere Naturen zu erniedrigen, wofür auch der Präsident ein Faible hat. Putins frühe Replik gegenüber einem kritischen französischen Reporter, dem er eine "Beschneidung" empfahl, bei der "nichts nachwachse", oder seine verliebte Umarmung mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der gerade den Journalisten Jamal Kashoggi hatte ermorden lassen, sind ebenso unvergesslich wie unlängst sein Vergleich der Ukraine mit einer Frauenleiche, die eine Vergewaltigung hinzunehmen habe ("Ob es dir gefällt oder nicht, du musst es dulden, meine Schöne"). Die echte Glut, die ihn in solchen Situationen erfasst, öffnet unter der Geheimdienstlermaske immer wieder Fenster in Putins Seele.
Putin achtet das Gesetz des Dschungels und die Raubtiernatur, die darin regiert. Gern zitiert er aus Rudyard Kiplings "Dschungelbuch", vergleicht den westlichen Hegemon Amerika mit dem mächtigen Tiger Shir Khan, den diverse Schakale - damit sind dann die Europäer gemeint - umschmeicheln, um ihn günstig zu stimmen. Putins Verhältnis zu seinen Vertrauten erinnert ans Ethos eines Rudels von Wölfen, das über die Zivilgesellschaft verfügt. Mit den von Kipling als verächtlich dargestellten Bandar-Log-Affen, die nur für den Moment leben und nichts von morgen wissen, verglich Putin 2011 die von ihm verachtete friedliche Protestbewegung gegen seine Wiederwahl als Präsident.
Der belarussische Schriftsteller Sasha Filipenko, der bis 2020 in Sankt Petersburg gelebt hat, entwarf schon vor sechs Jahren in seinem Roman "Die Jagd" das Bild einer Gesellschaft, in der die Hetze - und das Vergnügen daran - die wichtigste Klammer darstellt. In dem jetzt auf Deutsch herausgekommenen Buch (dessen Originaltitel "Trawlja" meint eher eine Hetzjagd) wird ein Schriftsteller, der als Investigativjournalist die Vermögensverhältnisse eines pseudopatriotischen Oligarchen ausleuchtet, von dessen Trollen in den persönlichen Ruin getrieben. Das Sujet entfaltet sich in filmischen Szenen, die zwischen den Perspektiven des sich seiner Mission bewussten Autors und der auf ihren Zynismus stolzen Verfolger hin und her springen. Dass Filipenko, der einst Cello studiert hat, das polyphone Textgebilde nach dem Bauplan eines Sonatenhauptsatze organisiert, gibt dem brutalen Stoff etwas gleichnishaft Überzeitliches.
Die Trawlja-Hetzjagd ist historisch ein grausames Spektakel, bei dem Hunde auf einen angebundenen Bären losgelassen werden und ihn am Ende zerfetzen. Bezeichnenderweise amüsiert sich damit im Roman der staatsnahe Oligarch, der ein Meister darin ist, mit kriminellen Mitteln Geld aus dem Land zu ziehen und vor der Fernsehkamera Verzicht zu predigen. Mit seinem Namen Wladimir Slawin scheint er das System Putin zu symbolisieren. Das geradezu klischeehafte Dolce Vita der Familie von "Onkel Wolodja", wie Bekannte ihn nennen, auf einer Luxusyacht vor Nizza wird gestört durch eine Publikation über seine ausländischen Immobilien und Konten. Deren Autor Anton Quint - sein russischer Name Pjatyj oder "Der Fünfte" enthält eine Anspielung auf die "Fünfte Kolonne" - lässt an den flammenden Korruptionsbekämpfer Alexej Nawalnyj denken. Ihm ist bewusst, dass der aggressiv unterwürfige Massenmensch, der am liebsten andere erniedrigt, gegen Leute mit Überzeugung wie ihn einen Verdrängungskrieg führt. Daraus extrapoliert Quint eine literarische Dystopie, bei der es zur Fernsehunterhaltung gehört, das Publikum per Knopfdruck Todesurteile fällen zu lassen.
Filipenko motiviert die Schadenfreude seiner Figuren auch dadurch, dass sie selbst gedemütigt wurden und nun den Spieß umdrehen. Der käufliche Hetzreporter Lew Smyslow, den Slawin auf Quint ansetzt, fühlte sich als Kind erniedrigt, als sein Vater infolge der Moskauer Finanzkrise von 1998 seine Geschäfte verlor und er selbst vom Luxusboy zum armen Jungen abstieg. Ein dreister Zigeuner, der ihm hilft, hat als Kind infolge eines Überfalls von Messerstechern seine ganze Familie verloren. Die beiden quartieren unter der Wohnung von Quint Statisten ein, die randalieren, laute Musik spielen, sein Türschloss verkleben, und sorgen dafür, dass der Revierpolizist sich taub stellt. Sie setzen eine Prostituierte auf Quint an, überfallen seine Frau, organisieren Artikel und Sendungen, die ihn als Marionette des westlichen Auslands schmähen. Das Leitmotiv seines gut bezahlten Jobs sei es, klarzustellen, dass an allen hausgemachten Problemen, vom U-Boot-Unglück bis zur Polizeifolter, Amerika schuld sei, erklärt Lew Smyslow, der bekennt, dieses kreative Lügenhandwerk mache ihm Spaß. Und die "patriotischen" Netznutzer, so beobachtet er, veranstalteten vollkommen gratis einen Shitstorm gegen sein Hetzobjekt, um sich dadurch den staatlichen Administratoren anzudienen.
Während Quint übernächtigt und entnervt sein Enthüllungswerk fortsetzt, sagt sich die Schwiegermutter von ihm los, er überwirft sich mit den Fußballkumpeln und seiner Frau. Neue Enthüllungen über Slawin und Quints Weigerung zu emigrieren beantworten die Verfolger mit einer Fernsehshow, die den Journalisten als Kinderschänder hinstellt, und einem Menschenauflauf vor dessen Haus, der aus einem Horrorfilm zu stammen scheint und zu einem schrecklichen Ende führt. Vor seinem Gewissen rechtfertigt Lew Smyslow sich mit dem Argument, Quint habe eben die Hyänen gereizt, also das Gesetz des Dschungels mutwillig herausgefordert.
Seit der Erstveröffentlichung von Filipenkos "Jagd" haben sich die Repressionsmethoden des Putin-Staates in vielem genau nach diesem Drehbuch weiterentwickelt. So wurde der Geschichtsforscher Juri Dmitrijew, der als Leiter des Regionalbüros der historischen Gesellschaft "Memorial" im nordrussischen Karelien Massengräber mit Überresten von Stalin-Opfern fand, 2016 wegen angeblicher Verfertigung von Kinderpornographie verhaftet und angeklagt. Der Freispruch von 2018 wurde wieder kassiert, eine neue Anklage lautete auf sexuelle Übergriffe auf seine Adoptivtochter. Das Verfahren, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, sollte vor allem Dmitrijews hohes Ansehen zerstören. Die Haftstrafe wurde mehrfach, zuletzt Ende des vergangenen Jahres, verlängert; der mittlerweile 66 Jahre alte Forscher soll offenbar sein Leben hinter Gittern beschließen.
Russische Fernsehtalkshows haben sich zu einem regelrechten Hetzjagdritual entwickelt. Ob "Sonntag Abend" (Woskresnyj Wetscher) mit Wladimir Solowjow, ob "Die Zeit wird's zeigen" (Wremja pokaschet) mit Artjom Schejnin - stets erlebt man staatstreue "Experten", deren Lieblingssport es ist, Einzelgäste, die Positionen etwa Polens oder der Ukraine vertreten, gemeinsam niederzuschreien und zu verhöhnen. Wie bei Filipenko verbreiten Armeen bezahlter Trolle Falschnachrichten, gern auch über den inhaftierten Nawalnyj, um inzwischen weitgehend gesperrte Informationen über ihn vergessen zu machen, und fluten die Medien mit Pro-Putin-Kommentaren. Zugleich verzeichnet seit dem Kriegsausbruch selbst das als seriös geltende Levada-Umfragezentrum, das zum "ausländischen Agenten" erklärt wurde, gestiegene Zustimmungswerte für Präsident Putin von nunmehr 71 Prozent. Zwar ist der Demoskopie unter Diktaturen kaum zu trauen. Doch zumindest der Hälfte der russischen Bevölkerung scheint die Rücksichtslosigkeit, mit der Putin die Welt umbaut, zu imponieren.
Doch was der Schriftsteller noch nicht ahnen konnte, ist das Ausmaß physischer Gewalt und Zerstörung, die das System Putin in der lange vorbereiteten heißen Phase des Krieges gegen das Nachbarland Ukraine, aber auch gegen die Kulturschicht in Russland selbst entfalten würde. Die mutigen Menschen, die weiterhin täglich gegen den Krieg demonstrieren, werden von Polizeibeamten wie Freiwild gejagt und auf der Wache verprügelt und verhöhnt. Wie die "Nowaja gaseta" dokumentierte, misshandeln die Polizisten auch Frauen, denen sie ganz offen erklären, Putin unterstütze das, und die Gewaltexzesse würden mit Prämien belohnt. Seit am vergangenen Wochenende das Gesetz verabschiedet wurde, wonach öffentliche Äußerungen über den Krieg, die der offiziellen Lesart widersprechen, mit bis zu fünfzehn Jahren Haft bestraft werden können, ist ein großer Teil der Intelligenz - Schriftsteller, Journalisten, Musiker, Theaterleute, Ärzte - aus Russland in alle Himmelsrichtungen geflohen, nach Armenien, nach Usbekistan, nach Israel, nach Lettland, nach Deutschland. Von den Verbliebenen suchen jetzt viele ihr Heil im Lobgesang auf den Präsidenten und seinen Feldzug - womit sie das Menschliche in sich abtöten, wie der Psychologe Alexander Asmolow sagt, der solche Leute versteht, aber auch bedauert. Putin, der auch in diesem Konflikt um jeden Preis siegen will, ist bereit, dafür nicht nur der Ukraine, sondern auch dem eigenen Land das Rückgrat zu brechen.
Sasha Filipenko: "Die Jagd". Roman.
Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer. Diogenes Verlag 2022.
288 S., geb., 23,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Kerstin Holm kann nur staunen, wie genau der belarussische Schriftsteller Sasha Filipenko schon vor sechs Jahren in seinem Roman um einen Investigativjournalisten auf Oligarchenjagd, der schließlich selbst zur Beute wird, russische Verhältnisse abgebildet hat. Auch wenn der Autor den heutigen Grad der Verrohung des Systems Putin damals noch nicht erahnen konnte, entfaltet er in musikalisch gesetzten "filmischen Szenen" seinen "brutalen Stoff", erklärt Holm. Übereinstimmungen mit der Wirklichkeit, namentlich Figuren-Ähnlichkeiten mit Alexej Nawalnyi oder Juri Dmitrijewdem sind ausdrücklich gewollt, ahnt Holm.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Wie das Gute hinter Gitter gekommen ist
Sasha Filipenko stammt aus Belarus. In seinen Romanen hat er hellsichtig die Entwicklung Osteuropas vorhergesagt. Jetzt ist auf Deutsch "Die Jagd" erschienen, schon vor sechs Jahren geschrieben, aber wie eine Parabel auf die Gegenwart zu lesen: als Porträt des Systems Putin mit dessen systematischer Zerstörung allen gesellschaftlichen Eigenlebens.
Von Kerstin Holm
Kaputtmachen ist nicht aufbauen - die Seele tut nicht weh" (Lomat ne stroit - duscha ne bolit), lautet ein russisches Sprichwort. Es erklärt, warum das Zerstören leichter fällt als das Schaffen: Man braucht nichts von sich zu investieren. Diese Redensart, die auch den Nationalcharakter beschreiben soll, geht einem in diesen Tagen nicht aus dem Sinn, da die russische Armee ukrainische Wohngebiete mit Artillerie beschießt, um das Land unter dem grotesken Vorwand, dessen frei gewählte Regierung bestünde aus Nazis, und Ukrainer hätten einen "Genozid" an Russen verübt, zu "befrieden" und als Vasallenstaat in Russlands Einflusszone zurückzuzwingen. Was schon der Philosoph Nikolai Berdjajew (1874 bis 1948) an vielen seiner Landsleute zu beobachten glaubte, eine soziale Intelligenz, die sich vorzugsweise in Gemeinheiten kundtue, während sie für konstruktives Handeln zwei linke Hände hätten, das scheint sich bei Putins Feldzug in grandiosem Ausmaß zu bestätigen. Russlands immer brutalere Methoden, das gen Westen strebende Nachbarland an sich zu fesseln, haben erst vitale ostukrainische Städte wie Donezk und Lugansk kaputtgemacht und sollen nun offenbar die Metropolen Charkiw und Kiew (das als "Mutter der russischen Städte" gilt), in Schutt und Asche legen. Das offizielle Ziel der Operation, die "Entnazifizierung" eines Landes, das von einem russischsprachigen Juden angeführt wird, klingt wie Hohn. Der Tod Tausender Soldaten und Zivilisten, ein ewiger Hass zwischen den Völkern, wovor patriotische Veteranen gewarnt hatten - all das scheint der Oberkommandierende nicht als Problem zu betrachten.
Jetzt wird auch deutlich, dass Putins planmäßiges Zerstörungswerk an der russischen Gesellschaft diesen Krieg erst möglich gemacht hat. Oppositionsstimmen gibt es so gut wie keine mehr, Demonstranten gegen den Krieg werden zu Tausenden verhaftet, die Medien, die noch kritisch berichten, aufgelöst, blockiert oder mit einem Maulkorb versehen, der sie verpflichtet, viele Inhalte zu löschen. Zuvor waren über Jahre hinweg eigenständige, strahlkräftige Figuren oder Organisationen zu "ausländischen Agenten" oder gar zu "Terroristen" erklärt, zerschlagen, vertrieben, ermordet worden - ob investigative Journalisten, die Menschenrechtsgesellschaft "Memorial" oder der charismatische Korruptionsbekämpfer Alexej Nawalnyj mit seinem landesweiten Netzwerk aus engagierten jungen Leuten. Diese Verfolgung der Besten der Nation, für die der Staat ein immer dichteres Netz von Strafverfolgern aufbaute, trainiert dazu und belohnt es, komplexere Naturen zu erniedrigen, wofür auch der Präsident ein Faible hat. Putins frühe Replik gegenüber einem kritischen französischen Reporter, dem er eine "Beschneidung" empfahl, bei der "nichts nachwachse", oder seine verliebte Umarmung mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der gerade den Journalisten Jamal Kashoggi hatte ermorden lassen, sind ebenso unvergesslich wie unlängst sein Vergleich der Ukraine mit einer Frauenleiche, die eine Vergewaltigung hinzunehmen habe ("Ob es dir gefällt oder nicht, du musst es dulden, meine Schöne"). Die echte Glut, die ihn in solchen Situationen erfasst, öffnet unter der Geheimdienstlermaske immer wieder Fenster in Putins Seele.
Putin achtet das Gesetz des Dschungels und die Raubtiernatur, die darin regiert. Gern zitiert er aus Rudyard Kiplings "Dschungelbuch", vergleicht den westlichen Hegemon Amerika mit dem mächtigen Tiger Shir Khan, den diverse Schakale - damit sind dann die Europäer gemeint - umschmeicheln, um ihn günstig zu stimmen. Putins Verhältnis zu seinen Vertrauten erinnert ans Ethos eines Rudels von Wölfen, das über die Zivilgesellschaft verfügt. Mit den von Kipling als verächtlich dargestellten Bandar-Log-Affen, die nur für den Moment leben und nichts von morgen wissen, verglich Putin 2011 die von ihm verachtete friedliche Protestbewegung gegen seine Wiederwahl als Präsident.
Der belarussische Schriftsteller Sasha Filipenko, der bis 2020 in Sankt Petersburg gelebt hat, entwarf schon vor sechs Jahren in seinem Roman "Die Jagd" das Bild einer Gesellschaft, in der die Hetze - und das Vergnügen daran - die wichtigste Klammer darstellt. In dem jetzt auf Deutsch herausgekommenen Buch (dessen Originaltitel "Trawlja" meint eher eine Hetzjagd) wird ein Schriftsteller, der als Investigativjournalist die Vermögensverhältnisse eines pseudopatriotischen Oligarchen ausleuchtet, von dessen Trollen in den persönlichen Ruin getrieben. Das Sujet entfaltet sich in filmischen Szenen, die zwischen den Perspektiven des sich seiner Mission bewussten Autors und der auf ihren Zynismus stolzen Verfolger hin und her springen. Dass Filipenko, der einst Cello studiert hat, das polyphone Textgebilde nach dem Bauplan eines Sonatenhauptsatze organisiert, gibt dem brutalen Stoff etwas gleichnishaft Überzeitliches.
Die Trawlja-Hetzjagd ist historisch ein grausames Spektakel, bei dem Hunde auf einen angebundenen Bären losgelassen werden und ihn am Ende zerfetzen. Bezeichnenderweise amüsiert sich damit im Roman der staatsnahe Oligarch, der ein Meister darin ist, mit kriminellen Mitteln Geld aus dem Land zu ziehen und vor der Fernsehkamera Verzicht zu predigen. Mit seinem Namen Wladimir Slawin scheint er das System Putin zu symbolisieren. Das geradezu klischeehafte Dolce Vita der Familie von "Onkel Wolodja", wie Bekannte ihn nennen, auf einer Luxusyacht vor Nizza wird gestört durch eine Publikation über seine ausländischen Immobilien und Konten. Deren Autor Anton Quint - sein russischer Name Pjatyj oder "Der Fünfte" enthält eine Anspielung auf die "Fünfte Kolonne" - lässt an den flammenden Korruptionsbekämpfer Alexej Nawalnyj denken. Ihm ist bewusst, dass der aggressiv unterwürfige Massenmensch, der am liebsten andere erniedrigt, gegen Leute mit Überzeugung wie ihn einen Verdrängungskrieg führt. Daraus extrapoliert Quint eine literarische Dystopie, bei der es zur Fernsehunterhaltung gehört, das Publikum per Knopfdruck Todesurteile fällen zu lassen.
Filipenko motiviert die Schadenfreude seiner Figuren auch dadurch, dass sie selbst gedemütigt wurden und nun den Spieß umdrehen. Der käufliche Hetzreporter Lew Smyslow, den Slawin auf Quint ansetzt, fühlte sich als Kind erniedrigt, als sein Vater infolge der Moskauer Finanzkrise von 1998 seine Geschäfte verlor und er selbst vom Luxusboy zum armen Jungen abstieg. Ein dreister Zigeuner, der ihm hilft, hat als Kind infolge eines Überfalls von Messerstechern seine ganze Familie verloren. Die beiden quartieren unter der Wohnung von Quint Statisten ein, die randalieren, laute Musik spielen, sein Türschloss verkleben, und sorgen dafür, dass der Revierpolizist sich taub stellt. Sie setzen eine Prostituierte auf Quint an, überfallen seine Frau, organisieren Artikel und Sendungen, die ihn als Marionette des westlichen Auslands schmähen. Das Leitmotiv seines gut bezahlten Jobs sei es, klarzustellen, dass an allen hausgemachten Problemen, vom U-Boot-Unglück bis zur Polizeifolter, Amerika schuld sei, erklärt Lew Smyslow, der bekennt, dieses kreative Lügenhandwerk mache ihm Spaß. Und die "patriotischen" Netznutzer, so beobachtet er, veranstalteten vollkommen gratis einen Shitstorm gegen sein Hetzobjekt, um sich dadurch den staatlichen Administratoren anzudienen.
Während Quint übernächtigt und entnervt sein Enthüllungswerk fortsetzt, sagt sich die Schwiegermutter von ihm los, er überwirft sich mit den Fußballkumpeln und seiner Frau. Neue Enthüllungen über Slawin und Quints Weigerung zu emigrieren beantworten die Verfolger mit einer Fernsehshow, die den Journalisten als Kinderschänder hinstellt, und einem Menschenauflauf vor dessen Haus, der aus einem Horrorfilm zu stammen scheint und zu einem schrecklichen Ende führt. Vor seinem Gewissen rechtfertigt Lew Smyslow sich mit dem Argument, Quint habe eben die Hyänen gereizt, also das Gesetz des Dschungels mutwillig herausgefordert.
Seit der Erstveröffentlichung von Filipenkos "Jagd" haben sich die Repressionsmethoden des Putin-Staates in vielem genau nach diesem Drehbuch weiterentwickelt. So wurde der Geschichtsforscher Juri Dmitrijew, der als Leiter des Regionalbüros der historischen Gesellschaft "Memorial" im nordrussischen Karelien Massengräber mit Überresten von Stalin-Opfern fand, 2016 wegen angeblicher Verfertigung von Kinderpornographie verhaftet und angeklagt. Der Freispruch von 2018 wurde wieder kassiert, eine neue Anklage lautete auf sexuelle Übergriffe auf seine Adoptivtochter. Das Verfahren, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, sollte vor allem Dmitrijews hohes Ansehen zerstören. Die Haftstrafe wurde mehrfach, zuletzt Ende des vergangenen Jahres, verlängert; der mittlerweile 66 Jahre alte Forscher soll offenbar sein Leben hinter Gittern beschließen.
Russische Fernsehtalkshows haben sich zu einem regelrechten Hetzjagdritual entwickelt. Ob "Sonntag Abend" (Woskresnyj Wetscher) mit Wladimir Solowjow, ob "Die Zeit wird's zeigen" (Wremja pokaschet) mit Artjom Schejnin - stets erlebt man staatstreue "Experten", deren Lieblingssport es ist, Einzelgäste, die Positionen etwa Polens oder der Ukraine vertreten, gemeinsam niederzuschreien und zu verhöhnen. Wie bei Filipenko verbreiten Armeen bezahlter Trolle Falschnachrichten, gern auch über den inhaftierten Nawalnyj, um inzwischen weitgehend gesperrte Informationen über ihn vergessen zu machen, und fluten die Medien mit Pro-Putin-Kommentaren. Zugleich verzeichnet seit dem Kriegsausbruch selbst das als seriös geltende Levada-Umfragezentrum, das zum "ausländischen Agenten" erklärt wurde, gestiegene Zustimmungswerte für Präsident Putin von nunmehr 71 Prozent. Zwar ist der Demoskopie unter Diktaturen kaum zu trauen. Doch zumindest der Hälfte der russischen Bevölkerung scheint die Rücksichtslosigkeit, mit der Putin die Welt umbaut, zu imponieren.
Doch was der Schriftsteller noch nicht ahnen konnte, ist das Ausmaß physischer Gewalt und Zerstörung, die das System Putin in der lange vorbereiteten heißen Phase des Krieges gegen das Nachbarland Ukraine, aber auch gegen die Kulturschicht in Russland selbst entfalten würde. Die mutigen Menschen, die weiterhin täglich gegen den Krieg demonstrieren, werden von Polizeibeamten wie Freiwild gejagt und auf der Wache verprügelt und verhöhnt. Wie die "Nowaja gaseta" dokumentierte, misshandeln die Polizisten auch Frauen, denen sie ganz offen erklären, Putin unterstütze das, und die Gewaltexzesse würden mit Prämien belohnt. Seit am vergangenen Wochenende das Gesetz verabschiedet wurde, wonach öffentliche Äußerungen über den Krieg, die der offiziellen Lesart widersprechen, mit bis zu fünfzehn Jahren Haft bestraft werden können, ist ein großer Teil der Intelligenz - Schriftsteller, Journalisten, Musiker, Theaterleute, Ärzte - aus Russland in alle Himmelsrichtungen geflohen, nach Armenien, nach Usbekistan, nach Israel, nach Lettland, nach Deutschland. Von den Verbliebenen suchen jetzt viele ihr Heil im Lobgesang auf den Präsidenten und seinen Feldzug - womit sie das Menschliche in sich abtöten, wie der Psychologe Alexander Asmolow sagt, der solche Leute versteht, aber auch bedauert. Putin, der auch in diesem Konflikt um jeden Preis siegen will, ist bereit, dafür nicht nur der Ukraine, sondern auch dem eigenen Land das Rückgrat zu brechen.
Sasha Filipenko: "Die Jagd". Roman.
Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer. Diogenes Verlag 2022.
288 S., geb., 23,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sasha Filipenko stammt aus Belarus. In seinen Romanen hat er hellsichtig die Entwicklung Osteuropas vorhergesagt. Jetzt ist auf Deutsch "Die Jagd" erschienen, schon vor sechs Jahren geschrieben, aber wie eine Parabel auf die Gegenwart zu lesen: als Porträt des Systems Putin mit dessen systematischer Zerstörung allen gesellschaftlichen Eigenlebens.
Von Kerstin Holm
Kaputtmachen ist nicht aufbauen - die Seele tut nicht weh" (Lomat ne stroit - duscha ne bolit), lautet ein russisches Sprichwort. Es erklärt, warum das Zerstören leichter fällt als das Schaffen: Man braucht nichts von sich zu investieren. Diese Redensart, die auch den Nationalcharakter beschreiben soll, geht einem in diesen Tagen nicht aus dem Sinn, da die russische Armee ukrainische Wohngebiete mit Artillerie beschießt, um das Land unter dem grotesken Vorwand, dessen frei gewählte Regierung bestünde aus Nazis, und Ukrainer hätten einen "Genozid" an Russen verübt, zu "befrieden" und als Vasallenstaat in Russlands Einflusszone zurückzuzwingen. Was schon der Philosoph Nikolai Berdjajew (1874 bis 1948) an vielen seiner Landsleute zu beobachten glaubte, eine soziale Intelligenz, die sich vorzugsweise in Gemeinheiten kundtue, während sie für konstruktives Handeln zwei linke Hände hätten, das scheint sich bei Putins Feldzug in grandiosem Ausmaß zu bestätigen. Russlands immer brutalere Methoden, das gen Westen strebende Nachbarland an sich zu fesseln, haben erst vitale ostukrainische Städte wie Donezk und Lugansk kaputtgemacht und sollen nun offenbar die Metropolen Charkiw und Kiew (das als "Mutter der russischen Städte" gilt), in Schutt und Asche legen. Das offizielle Ziel der Operation, die "Entnazifizierung" eines Landes, das von einem russischsprachigen Juden angeführt wird, klingt wie Hohn. Der Tod Tausender Soldaten und Zivilisten, ein ewiger Hass zwischen den Völkern, wovor patriotische Veteranen gewarnt hatten - all das scheint der Oberkommandierende nicht als Problem zu betrachten.
Jetzt wird auch deutlich, dass Putins planmäßiges Zerstörungswerk an der russischen Gesellschaft diesen Krieg erst möglich gemacht hat. Oppositionsstimmen gibt es so gut wie keine mehr, Demonstranten gegen den Krieg werden zu Tausenden verhaftet, die Medien, die noch kritisch berichten, aufgelöst, blockiert oder mit einem Maulkorb versehen, der sie verpflichtet, viele Inhalte zu löschen. Zuvor waren über Jahre hinweg eigenständige, strahlkräftige Figuren oder Organisationen zu "ausländischen Agenten" oder gar zu "Terroristen" erklärt, zerschlagen, vertrieben, ermordet worden - ob investigative Journalisten, die Menschenrechtsgesellschaft "Memorial" oder der charismatische Korruptionsbekämpfer Alexej Nawalnyj mit seinem landesweiten Netzwerk aus engagierten jungen Leuten. Diese Verfolgung der Besten der Nation, für die der Staat ein immer dichteres Netz von Strafverfolgern aufbaute, trainiert dazu und belohnt es, komplexere Naturen zu erniedrigen, wofür auch der Präsident ein Faible hat. Putins frühe Replik gegenüber einem kritischen französischen Reporter, dem er eine "Beschneidung" empfahl, bei der "nichts nachwachse", oder seine verliebte Umarmung mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der gerade den Journalisten Jamal Kashoggi hatte ermorden lassen, sind ebenso unvergesslich wie unlängst sein Vergleich der Ukraine mit einer Frauenleiche, die eine Vergewaltigung hinzunehmen habe ("Ob es dir gefällt oder nicht, du musst es dulden, meine Schöne"). Die echte Glut, die ihn in solchen Situationen erfasst, öffnet unter der Geheimdienstlermaske immer wieder Fenster in Putins Seele.
Putin achtet das Gesetz des Dschungels und die Raubtiernatur, die darin regiert. Gern zitiert er aus Rudyard Kiplings "Dschungelbuch", vergleicht den westlichen Hegemon Amerika mit dem mächtigen Tiger Shir Khan, den diverse Schakale - damit sind dann die Europäer gemeint - umschmeicheln, um ihn günstig zu stimmen. Putins Verhältnis zu seinen Vertrauten erinnert ans Ethos eines Rudels von Wölfen, das über die Zivilgesellschaft verfügt. Mit den von Kipling als verächtlich dargestellten Bandar-Log-Affen, die nur für den Moment leben und nichts von morgen wissen, verglich Putin 2011 die von ihm verachtete friedliche Protestbewegung gegen seine Wiederwahl als Präsident.
Der belarussische Schriftsteller Sasha Filipenko, der bis 2020 in Sankt Petersburg gelebt hat, entwarf schon vor sechs Jahren in seinem Roman "Die Jagd" das Bild einer Gesellschaft, in der die Hetze - und das Vergnügen daran - die wichtigste Klammer darstellt. In dem jetzt auf Deutsch herausgekommenen Buch (dessen Originaltitel "Trawlja" meint eher eine Hetzjagd) wird ein Schriftsteller, der als Investigativjournalist die Vermögensverhältnisse eines pseudopatriotischen Oligarchen ausleuchtet, von dessen Trollen in den persönlichen Ruin getrieben. Das Sujet entfaltet sich in filmischen Szenen, die zwischen den Perspektiven des sich seiner Mission bewussten Autors und der auf ihren Zynismus stolzen Verfolger hin und her springen. Dass Filipenko, der einst Cello studiert hat, das polyphone Textgebilde nach dem Bauplan eines Sonatenhauptsatze organisiert, gibt dem brutalen Stoff etwas gleichnishaft Überzeitliches.
Die Trawlja-Hetzjagd ist historisch ein grausames Spektakel, bei dem Hunde auf einen angebundenen Bären losgelassen werden und ihn am Ende zerfetzen. Bezeichnenderweise amüsiert sich damit im Roman der staatsnahe Oligarch, der ein Meister darin ist, mit kriminellen Mitteln Geld aus dem Land zu ziehen und vor der Fernsehkamera Verzicht zu predigen. Mit seinem Namen Wladimir Slawin scheint er das System Putin zu symbolisieren. Das geradezu klischeehafte Dolce Vita der Familie von "Onkel Wolodja", wie Bekannte ihn nennen, auf einer Luxusyacht vor Nizza wird gestört durch eine Publikation über seine ausländischen Immobilien und Konten. Deren Autor Anton Quint - sein russischer Name Pjatyj oder "Der Fünfte" enthält eine Anspielung auf die "Fünfte Kolonne" - lässt an den flammenden Korruptionsbekämpfer Alexej Nawalnyj denken. Ihm ist bewusst, dass der aggressiv unterwürfige Massenmensch, der am liebsten andere erniedrigt, gegen Leute mit Überzeugung wie ihn einen Verdrängungskrieg führt. Daraus extrapoliert Quint eine literarische Dystopie, bei der es zur Fernsehunterhaltung gehört, das Publikum per Knopfdruck Todesurteile fällen zu lassen.
Filipenko motiviert die Schadenfreude seiner Figuren auch dadurch, dass sie selbst gedemütigt wurden und nun den Spieß umdrehen. Der käufliche Hetzreporter Lew Smyslow, den Slawin auf Quint ansetzt, fühlte sich als Kind erniedrigt, als sein Vater infolge der Moskauer Finanzkrise von 1998 seine Geschäfte verlor und er selbst vom Luxusboy zum armen Jungen abstieg. Ein dreister Zigeuner, der ihm hilft, hat als Kind infolge eines Überfalls von Messerstechern seine ganze Familie verloren. Die beiden quartieren unter der Wohnung von Quint Statisten ein, die randalieren, laute Musik spielen, sein Türschloss verkleben, und sorgen dafür, dass der Revierpolizist sich taub stellt. Sie setzen eine Prostituierte auf Quint an, überfallen seine Frau, organisieren Artikel und Sendungen, die ihn als Marionette des westlichen Auslands schmähen. Das Leitmotiv seines gut bezahlten Jobs sei es, klarzustellen, dass an allen hausgemachten Problemen, vom U-Boot-Unglück bis zur Polizeifolter, Amerika schuld sei, erklärt Lew Smyslow, der bekennt, dieses kreative Lügenhandwerk mache ihm Spaß. Und die "patriotischen" Netznutzer, so beobachtet er, veranstalteten vollkommen gratis einen Shitstorm gegen sein Hetzobjekt, um sich dadurch den staatlichen Administratoren anzudienen.
Während Quint übernächtigt und entnervt sein Enthüllungswerk fortsetzt, sagt sich die Schwiegermutter von ihm los, er überwirft sich mit den Fußballkumpeln und seiner Frau. Neue Enthüllungen über Slawin und Quints Weigerung zu emigrieren beantworten die Verfolger mit einer Fernsehshow, die den Journalisten als Kinderschänder hinstellt, und einem Menschenauflauf vor dessen Haus, der aus einem Horrorfilm zu stammen scheint und zu einem schrecklichen Ende führt. Vor seinem Gewissen rechtfertigt Lew Smyslow sich mit dem Argument, Quint habe eben die Hyänen gereizt, also das Gesetz des Dschungels mutwillig herausgefordert.
Seit der Erstveröffentlichung von Filipenkos "Jagd" haben sich die Repressionsmethoden des Putin-Staates in vielem genau nach diesem Drehbuch weiterentwickelt. So wurde der Geschichtsforscher Juri Dmitrijew, der als Leiter des Regionalbüros der historischen Gesellschaft "Memorial" im nordrussischen Karelien Massengräber mit Überresten von Stalin-Opfern fand, 2016 wegen angeblicher Verfertigung von Kinderpornographie verhaftet und angeklagt. Der Freispruch von 2018 wurde wieder kassiert, eine neue Anklage lautete auf sexuelle Übergriffe auf seine Adoptivtochter. Das Verfahren, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, sollte vor allem Dmitrijews hohes Ansehen zerstören. Die Haftstrafe wurde mehrfach, zuletzt Ende des vergangenen Jahres, verlängert; der mittlerweile 66 Jahre alte Forscher soll offenbar sein Leben hinter Gittern beschließen.
Russische Fernsehtalkshows haben sich zu einem regelrechten Hetzjagdritual entwickelt. Ob "Sonntag Abend" (Woskresnyj Wetscher) mit Wladimir Solowjow, ob "Die Zeit wird's zeigen" (Wremja pokaschet) mit Artjom Schejnin - stets erlebt man staatstreue "Experten", deren Lieblingssport es ist, Einzelgäste, die Positionen etwa Polens oder der Ukraine vertreten, gemeinsam niederzuschreien und zu verhöhnen. Wie bei Filipenko verbreiten Armeen bezahlter Trolle Falschnachrichten, gern auch über den inhaftierten Nawalnyj, um inzwischen weitgehend gesperrte Informationen über ihn vergessen zu machen, und fluten die Medien mit Pro-Putin-Kommentaren. Zugleich verzeichnet seit dem Kriegsausbruch selbst das als seriös geltende Levada-Umfragezentrum, das zum "ausländischen Agenten" erklärt wurde, gestiegene Zustimmungswerte für Präsident Putin von nunmehr 71 Prozent. Zwar ist der Demoskopie unter Diktaturen kaum zu trauen. Doch zumindest der Hälfte der russischen Bevölkerung scheint die Rücksichtslosigkeit, mit der Putin die Welt umbaut, zu imponieren.
Doch was der Schriftsteller noch nicht ahnen konnte, ist das Ausmaß physischer Gewalt und Zerstörung, die das System Putin in der lange vorbereiteten heißen Phase des Krieges gegen das Nachbarland Ukraine, aber auch gegen die Kulturschicht in Russland selbst entfalten würde. Die mutigen Menschen, die weiterhin täglich gegen den Krieg demonstrieren, werden von Polizeibeamten wie Freiwild gejagt und auf der Wache verprügelt und verhöhnt. Wie die "Nowaja gaseta" dokumentierte, misshandeln die Polizisten auch Frauen, denen sie ganz offen erklären, Putin unterstütze das, und die Gewaltexzesse würden mit Prämien belohnt. Seit am vergangenen Wochenende das Gesetz verabschiedet wurde, wonach öffentliche Äußerungen über den Krieg, die der offiziellen Lesart widersprechen, mit bis zu fünfzehn Jahren Haft bestraft werden können, ist ein großer Teil der Intelligenz - Schriftsteller, Journalisten, Musiker, Theaterleute, Ärzte - aus Russland in alle Himmelsrichtungen geflohen, nach Armenien, nach Usbekistan, nach Israel, nach Lettland, nach Deutschland. Von den Verbliebenen suchen jetzt viele ihr Heil im Lobgesang auf den Präsidenten und seinen Feldzug - womit sie das Menschliche in sich abtöten, wie der Psychologe Alexander Asmolow sagt, der solche Leute versteht, aber auch bedauert. Putin, der auch in diesem Konflikt um jeden Preis siegen will, ist bereit, dafür nicht nur der Ukraine, sondern auch dem eigenen Land das Rückgrat zu brechen.
Sasha Filipenko: "Die Jagd". Roman.
Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer. Diogenes Verlag 2022.
288 S., geb., 23,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main