benennt die Probleme, zeigt aber keine Lösungen. Eine Grüne Vision fehlt.
Es gibt Bücher, auf die man sehnsüchtig wartet. Manchmal ist man nachher ein wenig enttäuscht, weil der Titel verspricht, dass Habeck schreibt, was eine Grüne Regierung ändern möchte. Stattdessen folgen viele Beispiele
gegen die AfD, aber dafür braucht es kein Buch:
Der Anfang gefällt mir, dass Wörter wie „Heimat“, die…mehrbenennt die Probleme, zeigt aber keine Lösungen. Eine Grüne Vision fehlt.
Es gibt Bücher, auf die man sehnsüchtig wartet. Manchmal ist man nachher ein wenig enttäuscht, weil der Titel verspricht, dass Habeck schreibt, was eine Grüne Regierung ändern möchte. Stattdessen folgen viele Beispiele gegen die AfD, aber dafür braucht es kein Buch:
Der Anfang gefällt mir, dass Wörter wie „Heimat“, die mal missbraucht wurden, trotzdem zur Sprache gehören. Interessant ist der Exkurs über die romantische Liebe. Liebe im Mittelalter bestand in einer von den Eltern arrangierten Hochzeit. In der Moderne entscheiden die Herzen.
Worte schaffen Wirklichkeit, wie 2008, als die Regierung während der Finanzkrise sagte, dass das Geld der Sparer sicher sei.
Leider beschäftigt sich der Autor dann zu sehr mit der AfD und deren Sprachbilder. Neben der Flüchtlingspolitik gibt es andere kritische Wörter, etwa „Alternativlosigkeit“ (S.23). Er zeigt, dass die „Klimakatastrophe“ zum „Klimawandel“ wurde, was zu optimistisch klingt, so dass die Grünen lieber „Klimakrise“ sagen (S.24).
Weitere Beispiele folgen: Aus dem Einwanderungsgesetz wird bei Konservativen ein Fachkräftezuwanderungsgesetz, aus Mindestlohn wird Lohnuntergrenze. Massentierhaltung sei falsch, weil Masse schwer zu definieren ist. Industrielle Landwirtschaft ist besser. Es gibt politische Kampfbegriffe wie Herdprämie.
Die „Ehe für alle“ vergisst er, die letztlich nicht viel mehr war, als ein Adoptionsrecht für Homos.
Abgesehen von einem Aufruf zum Kompromiss und einen Exkurs zur Gerechtigkeit bei der Frage, wie Landwirten angesichts des Dürresommers 2018 geholfen werden kann, folgen 25 Seiten, warum z.B. völkisch, Lügenpresse, und Festung Europa (S.48f) eine Nazi-Herkunft haben und Markus Söder das Wort „Asyltourismus“ nicht mehr verwenden will.
Aber anfangs schreibt Habeck, man dürfe missbrauchte Wörter benutzen, andererseits soll ich nicht von der Festung Europa sprechen, die die Außengrenzen der EU schützt, damit keine Terroristen nach Europa kommen, obwohl die Nazis mit Festung Europa den vom Deutschen Reich besetzten Teil Europas meinten, also etwas ganz anderes?
Das nächste Kapitel behandelt die Unkultur der Diskussion im Internet, bevor im wohl schwierigsten Kapitel definiert wird, was die Nation Deutschland ausmacht. Er wählt, einen geschichtlich, literarischen Ansatz, den ich auch gerne hinterfrage möchte, aber nicht heute.
„Die Menschen der Neuzeit hatten ihre geistige Heimat verloren“ (Hannah Arendt, S.71) soll erklären, wie es zum Antisemitismus kam. Das gilt auch heute in unserer individualisierten Gesellschaft. Die Frage, wie man geistige Heimat schafft, bleibt unbeantwortet.
Eine wichtige Rolle spielt die moderne Kunst, die mit der „Majestät des Absurden“ irritieren darf (S.76), während die AfD die Kunst nur als Hüterin des nationalen Erbes sehen will.
Jeder versteht etwas anderes unter „Gerechtigkeit“ (S.81). Aber dafür gibt es Diskussionen. Sogar der Prolog des Johannes-Evangeliums wird zitiert, um die Göttlichkeit des Wortes herauszuheben.
Das nächste Kapitel, ärgert mich am meisten: Während der Autor Sarrazin mit „linker Sprachpolizei“ zitiert, hat er sie selbst auf S.89 eingeführt: „So sagt man nicht Neger, sondern Afrodeutsche“ Wer ist dieses „man“? Was soll aus dem Negerkönig bei Pippi Langstrumpf werden? Neger heißt im Wortursprung nur Schwarzer. Zu einem Schimpfwort wird es erst, wenn man es als solches benutzt. Hier wünsche ich mir eine Diskussion mit Robert Pfaller.
Satire hilft gegen Ideologen. Die Definition von Populismus umfasst 4 Punkte:
1.unzulässige Verallgemeinerung
2.unterstellte Alternativlosigkeit
3.früher war alles besser mit schiefem Beispiel
4.Teilung der Gesellschaft in „Wir und die“
Die Sozialreformen unter Schröder und die Bankenrettung sind Ursachen der Angst, die jetzt ausbricht. Die wahre Herausforderung ist Zuversicht (S.127).
Alles in allem: 3 Sterne (gekürzt)