Ein Buch, das über die Verstrickungen deutscher Wissenschaftler in den beiden Weltkriegen Zeugnis ablegt. Die nach dem Exodus der jüdischen Wissenschaftler übriggebliebenen deutschen Physiker und Chemiker scheitern, wissenschaftlich wie moralisch, am Bau der Bombe. Davon wird in diesem Buch
ausführlich, und unter Bezug auf echte Quellen, glaubwürdig erzählt. Aber auch der Chemiewaffeneinsatz des…mehrEin Buch, das über die Verstrickungen deutscher Wissenschaftler in den beiden Weltkriegen Zeugnis ablegt. Die nach dem Exodus der jüdischen Wissenschaftler übriggebliebenen deutschen Physiker und Chemiker scheitern, wissenschaftlich wie moralisch, am Bau der Bombe. Davon wird in diesem Buch ausführlich, und unter Bezug auf echte Quellen, glaubwürdig erzählt. Aber auch der Chemiewaffeneinsatz des ersten Weltkriegs kommt zur Sprache, und da sehen Hahn und Franck, beide Nobelpreisträger, unter anderen, gar nicht mehr so gut aus, wie das die offizielle Sprachregelung immer wieder versichert hat. Ein Verdienst des Buches, vor solchen Offenlegungen nicht zurückzuscheuen.
Wer wollte es den Forschern verdenken. Der Forscher ist einer der Ehrgeizigsten weit und breit; er will der erste sein, der den Mechanismus versteht, das Gerät bauen kann; dem ersten gebührt der Ruhm, und der ist ihm ebenso wichtig wie die Erkenntnis. Dann kann es auch eine Bombe sein, insbesondere, wenn diese den Krieg vorzeitig beenden hilft. Auf der einen wie der anderen Seite klingen die Argumente ähnlich, aber natürlich mit verschiedenen moralischen Gewichten.
Das wird in diesem Buch klar herausgearbeitet. Sicher ist vieles längst bekannt, aber in der Zusammenstellung, wie vorgelegt, ist vermutlich das eine oder andere auch noch nicht bekannt, erscheint in etwas anderem Licht. Ich war erstaunt, welche Rolle Erich Bagge damals gespielt hat; er war später einer der prominenten Verfechter der Kernenergie und somit beliebte Zielscheibe der Anti-AKW-Bewegung. Schon pensioniert, aber immer noch ziemlich einflussreich, als ich an sein Institut kam. Ein wissenschaftlich wie körperlich raumfüllender Mann. Jedenfalls fand ich ihn nicht unsympathisch, und es passt zu dem, was ich nicht wusste und erst aus Schirachs Buch erfahren habe.
Die Fotos im Buch sind hilfreich, es hätten sogar mehr sein können. Ein Buch, das zu lesen sich lohnt.