Wieder einmal ein Bischofskandidat, der aus dem ehrwürdigen Marianum hervorging - darauf ist man im Salzburger Knabeninternat besonders stolz. Wenn nur diese häßlichen Gerüchte nicht wären ...
Hat sich Monsignore beim Hygiene-Unterricht im Duschkeller einstmals an einem kleinen Zögling vergangen? Privatdetektiv Brenner soll ganz diskret herausfinden, ob sich der ehemalige Schüler auf der Psychiatercouch nur etwas zusammenphantasiert.
Doch eine schreckliche Entdeckung beendet das allgemeine "Silentium!" bald: 23 Plastiktaschen könnten nicht nur einer Bischofskarriere, sondern auch den Salzburger Festspielen den Garaus machen ...
Hat sich Monsignore beim Hygiene-Unterricht im Duschkeller einstmals an einem kleinen Zögling vergangen? Privatdetektiv Brenner soll ganz diskret herausfinden, ob sich der ehemalige Schüler auf der Psychiatercouch nur etwas zusammenphantasiert.
Doch eine schreckliche Entdeckung beendet das allgemeine "Silentium!" bald: 23 Plastiktaschen könnten nicht nur einer Bischofskarriere, sondern auch den Salzburger Festspielen den Garaus machen ...
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.03.2010Wolf Haas
Ausgerechnet im Marianum soll etwas passiert sein. Dort, „wo der brave Bauernbub als Zehnjähriger auf der einen Seite hinein und acht Jahre später als halbfertiger Pfarrer auf der anderen Seite wieder heraus” kommt. Natürlich meint Wolf Haas in seinem Roman „Silentium” auch dieses „ausgerechnet” ironisch, bevor er in seiner wunderbar schnoddrig-sarkastischen Salzburger Art – Thomas Bernhard ist da nicht weit – das ganze moralinsaure verheuchelte Treiben dieses Priesteranwärter-Internats offenlegt. Dafür schickt er den Detektiv Brenner vor, einen ausgemusterten Kriminaler, den jedes Detail im Marianum an seine Zeit in der Polizeikaserne erinnert. Alles Übrige nimmt Brenner mit österreichischer Gelassenheit, die Untersuchung der Duschräume fällt dennoch gründlich aus. „Es war nicht gern gesehen, dass die Knaben nackt herumliefen”, berichtet der Präfekt. „Die Verführung”, antwortet Brenner. „Wenn man der Verführung einen Kopf abschlägt, wachsen zwei nach”, sagt der Präfekt. Aber weil das Internat in Salzburg liegt, spielen natürlich auch die Festspiele herein und die Tatsache, dass die besten Tenöre nur noch durch Bereitstellung williger Jungfrauen herzulocken sind. Und am Ende? Gibt es grauslich zugerichtete Leichen. HELMUT MAURÓ
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Ausgerechnet im Marianum soll etwas passiert sein. Dort, „wo der brave Bauernbub als Zehnjähriger auf der einen Seite hinein und acht Jahre später als halbfertiger Pfarrer auf der anderen Seite wieder heraus” kommt. Natürlich meint Wolf Haas in seinem Roman „Silentium” auch dieses „ausgerechnet” ironisch, bevor er in seiner wunderbar schnoddrig-sarkastischen Salzburger Art – Thomas Bernhard ist da nicht weit – das ganze moralinsaure verheuchelte Treiben dieses Priesteranwärter-Internats offenlegt. Dafür schickt er den Detektiv Brenner vor, einen ausgemusterten Kriminaler, den jedes Detail im Marianum an seine Zeit in der Polizeikaserne erinnert. Alles Übrige nimmt Brenner mit österreichischer Gelassenheit, die Untersuchung der Duschräume fällt dennoch gründlich aus. „Es war nicht gern gesehen, dass die Knaben nackt herumliefen”, berichtet der Präfekt. „Die Verführung”, antwortet Brenner. „Wenn man der Verführung einen Kopf abschlägt, wachsen zwei nach”, sagt der Präfekt. Aber weil das Internat in Salzburg liegt, spielen natürlich auch die Festspiele herein und die Tatsache, dass die besten Tenöre nur noch durch Bereitstellung williger Jungfrauen herzulocken sind. Und am Ende? Gibt es grauslich zugerichtete Leichen. HELMUT MAURÓ
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Haas ist schlicht DIE Krimi-Entdeckung der letzten Jahre Die Woche