Funkenschlagend und spannend bis zum finalen Kurzschluss - »der neue Wolf Haas ist ein Wunder. Bitte ganz unbedingt lesen.« Adam Soboczynski, Die ZeitFranz Escher wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch über den Mafia-Kronzeugen Elio Russo. Elio sitzt im Gefängnis und wartet auf die Entlassung. Er hat so viele Leute verraten, dass er um sein Leben fürchtet. Aus Angst liegt er nachts wach und liest ein Buch. Es handelt von Franz Escher. Der wartet auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt.Wolf Haas' neuer Roman zündet ein erzählerisches Feuerwerk: Was beginnt wie zwei halbwegs übersichtliche Lebensgeschichten, verwirbelt sich zu einem schwindelerregenden Tanz - mit einem toten Handwerker, familiären Verstrickungen und vielen ungelösten Geheimnissen, funkenschlagend und spannend bis zum finalen Kurzschluss.
Richard Kämmerlings hat jede Menge Rätselspaß mit dem neuen Roman von Wolf Haas. Das Buch hat den schwarzhumorigen Brenner-Sound, wartet allerdings mit einer komplexen Plotgestaltung auf, die über das Krimigenre hinausweist, erklärt Kämmerlings begeistert. Genau genommen handelt es sich um zwei Plots, einen um einen Mafia-Paten auf der Flucht, einen aweiteren um einen Trauerredner, der aus Versehen einen Menschen umbringt, die der Autor hier geschickt arrangiert. Und zwar als binäres System, als zwei Handlungen, die sich aufeinander zu bewegen und die die ununterscheidbaren Seiten eines Möbiusbandes bilden, wie der Rezensent feststellt. Für Kämmerlings ein "geniales Puzzle".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Dass einer der Protagonisten in Wolf Haas' neuem Roman Escher heißt wie der "Täuschungskünstler" M.C. Escher, auf dessen Bildern sich beispielsweise zwei Hände gegenseitig zeichnen, ist mit Sicherheit kein Zufall, betont Rezensentin Wiebke Porombka: Sein Escher vertreibt sich die Zeit, in der er auf einen Elektriker wartet, mit der Lektüre eines Romans über den Mafioso Elio, der wiederum einen Roman über einen Escher liest, der auf einen Elektriker wartet. Für Porombka an sich keine schlechte Idee, aber eine, die sich doch ziemlich schnell abnutzt und das Gerüst von Haas' Buch insgesamt ziemlich wacklig aussehen lässt - dass Escher beim Puzzlen das zentrale Teil fehlt, ist da vielleicht symptomatisch zu verstehen.
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