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Ruth spielt Geige und hat Angst vor Vampiren. Sie wächst in einem Pfarrhaus in der ostdeutschen Pampa auf. Aber Gott ist kein Parteisekretär, um dessen Schutz man buhlen könnte. Ihr bester Freund Viktor hat einen Mondglobus und Falten im Gesicht. Er fürchtet sich nur vor seinem Scheißschwager. Aber dann findet er diesen Schalter in seinem Kopf, um rein gar nichts zu empfinden. Und wird selbst zum Fürchten. Was Gewalt bedeutet, wissen sie beide. Hier, wo der Braunkohleabbau ganze Dörfer und Wälder verschlingt, hilft man sich am besten selbst. Viktor macht jeden Tag Sit-ups und rasiert sich eine…mehr

Produktbeschreibung
Ruth spielt Geige und hat Angst vor Vampiren. Sie wächst in einem Pfarrhaus in der ostdeutschen Pampa auf. Aber Gott ist kein Parteisekretär, um dessen Schutz man buhlen könnte. Ihr bester Freund Viktor hat einen Mondglobus und Falten im Gesicht. Er fürchtet sich nur vor seinem Scheißschwager. Aber dann findet er diesen Schalter in seinem Kopf, um rein gar nichts zu empfinden. Und wird selbst zum Fürchten. Was Gewalt bedeutet, wissen sie beide. Hier, wo der Braunkohleabbau ganze Dörfer und Wälder verschlingt, hilft man sich am besten selbst. Viktor macht jeden Tag Sit-ups und rasiert sich eine Glatze. Dass einer wie er als Au-Pair nach Frankreich geht, versteht niemand. Doch für Viktor ist es überall besser als zu Hause. Und Ruth? Die flüchtet sich ins Geigenspiel.Wohin es die beiden auch verschlägt, überall werden sie von Gewalt eingeholt. Wann also schaut Ruth von ihrer Geige auf? Und vor allem: Wie rettet man einander? »Monster wie wir« ist der erste Roman der gefeierten Dichterin und Klangkünstlerin Ulrike Almut Sandig. In funkelnder Prosa voll harter Beats schildert sie ihre Generation, geprägt von Um- und Aufbruch, von Identitätsverlust und der Suche nach Selbstbestimmung.
Autorenporträt
Ulrike Almut Sandig wurde in Großenhain geboren. Bisher erschienen von ihr vier Gedichtbände, drei Hörbücher, zwei Erzählungsbände, ein Musikalbum mit ihrer Poetry-Band Landschaft sowie zahlreiche Hörspiele. Ihre Gedichte wurden verfilmt und übersetzt, für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Preise. Zuletzt wurde sie 2018 mit dem Wilhelm-Lehmann-Preis, 2020 mit dem Roswitha-Preis und 2021 mit dem Erich-Loest-Preis 2021. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.08.2020

Missbrauch Es gibt Dinge, die lassen sich nur schwer erzählen. Nicht weil sie so abstrakt sind, sondern weil sie so konkret sind, dass sie sich jeglicher Poesie entziehen. Es sind Dinge, über die wenig gesprochen wird, die dadurch kaum eine Sprache finden. Vor allem keine literarische. Wie beispielsweise der Missbrauch von Kindern. Ulrike Almut Sandig erzählt davon in ihrem Debütroman "Monster wie wir" (Schöffling & Co., 240 Seiten, 22 Euro), von physischer, psychischer, von sexueller Gewalt an Ruth, ihrem Bruder Fly und ihrem besten Freund Viktor. Sie wachsen in der zusammenbrechenden DDR auf, im Nirgendwo; sie als Pfarrerstochter, Viktor als Kind ukrainischer Einwanderer. Die Kinder werden geschlagen und Ruth von ihrem Großvater, Viktor vom Mann seiner Halbschwester sexuell missbraucht. "Alles beginnt damit, eine Ohrfeige für das natürliche Ende eines Gesprächs zu halten." So verstummen die Kinder und versuchen fortan, ihre Sprache zu finden: Die Erwachsenen in Ruths Welt sind saugende Vampire, sie selbst ist eine Untote, die obsessiv Geige spielt und "mit offenen Augen schläft". Und Viktor ein Junge, der zum Yeti heranwächst, sich irgendwann den Kopf kahl rasiert und so zum realen Monster, einem "salaud de nazi" wird. Was wirklich beängstigt, sind dabei die Kinder als erwachsene Gestalten, wenn Viktor sein "faltiges Lachen" zeigt, "das allen anderen Vierjährigen Angst einflößt". Seine Hoffnung, als Au-pair in der Provence der Gewalt entfliehen zu können und eine ganz neue Sprache zu lernen, wird enttäuscht. Missbrauch findet sich überall. Viktor in diese schöne Landschaft zu versetzen ist brillant: Denn so entwachsen die kindlichen Horrormetaphern zu einer bildstarken Prosa, die sich aus der französischen Landschaft speist, um Gewalt zu erzählen - und die sich zuletzt in einer der stärksten Szenen am Ende des Romans ganz entfaltet. So findet zumindest der Roman eine Sprache für diese Gewalt. Auch wenn die schließlich Erwachsenen nie darüber sprechen werden.

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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensentin Katharina Granzin macht sich Gedanken über den "formverliebten" lyrischen Ton in Ulrike Almut Sandigs Debütroman. Die doppelte Missbrauchsgeschichte, die hier erzählt wird, bleibt für Grazin seltsam wolkig und oberflächlich, allerdings auch leserfreundlich und "nervenschonend". Ob die Autorin nun ein ernstes Thema verharmlost, indem sie auf eine direkte Schilderung wie auch auf die Psychologisierung der Figuren verzichtet, oder ob sie dem Leser damit einen Gefallen tut, vermag Granzin nicht zu entscheiden.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ulrike Almut Sandig wahrt mit ihrem Roman 'Monster wie wir' subtil die Balance zwischen Poesie und Horror.«Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung»Die Dichterin hat viel zu erzählen, und sie kann es auch - wie ihr fulminantes Romandebüt zeigt.«Carsten Otte, taz.de»'Monster wie wir' ist ein sprachgewaltiger Roman, der auf sensible wie eindrucksvolle Weise von Gewalt erzählt - und davon, wie sie nachwirkt.«Timo Dallmann, MDR Kultur»Ein höchst lesenswerter Roman.«Christoph Leibold, KulturWelt auf BR2»Ihre Texte nehmen ihre Leser mit auf rasante Reisen durch Zeit und Raum, Realität und Traum in Gefilde, die auf keiner gültigen Landkarte verzeichnet sind.«Heike Bartel, Faust-Kultur»Können Lyriker Prosa schreiben? Nein, sagt das Vorurteil. Ja, beweist Ulrike Almut Sandig.«DER SPIEGEL»Einer der bisher interessantesten Romane dieses Bücherherbstes«Jan Drees, DLF Büchermarkt»'Monster wie wir' ist ein Roman, der lange nachhallt. Die Sprache entwickelt oft Poesie, ohne künstlich zu sein.«Nadine Kreuzahler, rbb Inforadio»Für dieses sensible Thema hat Sandig eine erstaunlich dezente, empathische Sprache mit wirkmächtigen Bildern gefunden.«SWR Bestenliste, September 2020»Ein erstaunlicher Debütroman« Rainer Moritz, NDR Gemischtes Doppelt