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identische Verleih-Version am 14.09.2007 mit EAN 7321925002232
Dezember 1944: Der totale Krieg ist so gut wie total verloren. Doch so leicht will Goebbels sich nicht geschlagen geben. Am Neujahrstag soll der Führer mit einer kämpferischen Rede noch einmal die Massen begeistern. Das Ganze hat nur einen Haken: Der Führer kann nicht. Krank und depressiv meidet er die Öffentlichkeit. Nur einer kann jetzt noch helfen: sein ehemaliger Schauspiellehrer Adolf Grünbaum, ein Jude. Goebbels lässt ihn samt seiner Familie aus dem KZ Sachsenhausen in die Reichskanzlei holen. Die Zeit läuft, in nur fünf…mehr

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Produktbeschreibung
identische Verleih-Version am 14.09.2007 mit EAN 7321925002232
Dezember 1944: Der totale Krieg ist so gut wie total verloren. Doch so leicht will Goebbels sich nicht geschlagen geben. Am Neujahrstag soll der Führer mit einer kämpferischen Rede noch einmal die Massen begeistern. Das Ganze hat nur einen Haken: Der Führer kann nicht. Krank und depressiv meidet er die Öffentlichkeit. Nur einer kann jetzt noch helfen: sein ehemaliger Schauspiellehrer Adolf Grünbaum, ein Jude. Goebbels lässt ihn samt seiner Familie aus dem KZ Sachsenhausen in die Reichskanzlei holen. Die Zeit läuft, in nur fünf Tagen muss der Führer in Höchstform sein...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Autorenporträt
Helge Schneider, geboren 1955 in Mülheim an der Ruhr, Komiker, Komponist, Musiker, Entertainer, Buch- und Drehbuchautor, Schauspieler, Regisseur. Hobbies: Musikinstrumente und sein Motorrad. Helge Schneider lebt in seiner Geburtsstadt.

Ulrich Mühe, geboren 1953 in Grimma, war ein sehr beliebter Theater- und Filmschauspieler. Seinen größten Erfolg feierte er mit der Hauptrolle als Stasihauptmann Wiesler in dem Oscar prämierten Film "Das Leben der Anderen", für die er 2006 mit dem Deutschen und dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Ulrich Mühe verstarb 2007 nach schwerer Krankheit.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.01.2007

Der Untergag
Dani Levys Filmkomödie "Mein Führer" versucht, zugleich Adolf Hitler zu erklären und lustig zu sein: Gibt es da irgendetwas zu lachen?

Liebe Kinder, so möchte man die Nacherzählung dieses Films beginnen, weil einem jemand anderes dieses Märchen niemals glauben würde, liebe Kleinkinder, im Winter 1944 ging es dem Führer aller Deutschen gar nicht gut. Er war traurig, er schlief schlecht in den Nächten, und am Tag fühlte er sich müde und antriebslos und vom Rest der Welt abgeschottet durch seine Chargen, den Speer, den Goebbels und den Himmler. Man erzählte ihm, die Bomben des Feindes hätten kaum Schaden angerichtet in der solide gebauten deutschen Reichshauptstadt, aber der Führer glaubte das nicht, und eines Nachts hat der Führer dann Blondi gerufen, seinen treuen Schäferhund, der auf Kommando einen sehr schönen Hitlergruß machte, wenn auch mit der linken Pfote, und dann haben sich Herr und Hund zum Fenster hinausgestohlen und sind Gassi gegangen in den Ruinen von Berlin. Und zum ersten Mal sah der Führer der Deutschen, wie es um Deutschland wirklich stand. Und fortan war er endlich bereit, der Realität ins Auge zu sehen.

Was ist das: Eine der vielen Geschichten aus Tausendundeiner Nacht, die vom Wirken des Kalifen Harun al Raschid erzählen?

Oder eine jener Erzählungen, wie sie während des sogenannten Dritten Reichs kursierten und danach erst recht und deren Moral immer darauf hinauslief, dass zwar schlimme Dinge geschehen seien, aber Adolf Hitler habe von alledem nichts gewusst?

Führer ohne Führung

Nein, natürlich ist das die Komödie "Mein Führer", geschrieben und inszeniert von jenem Dani Levy, der, wenn er in Interviews über seine Arbeit spricht, nicht nur sehr kluge und sympathische Dinge sagt, sondern auch einen Film entwirft, den man gern gesehen hätte: eine Komödie, der es weniger um die Rekonstruktion einer historischen Situation ginge als darum, das Hysterische, das Lächerliche und Armselige der Figur Adolf Hitler endlich auch mal in einem deutschen Film sichtbar zu machen (nachdem ja ungezählte amerikanische Filme, von der durchgeknallten Disneyproduktion "Der Fuehrer's Face" bis zu Mel Brooks' "The Producers", seit fast siebzig Jahren vorgemacht haben, wie das geht); ein Film, der den "Untergang" noch einmal erzählte, nicht als Tragödie, sondern als Farce: der Untergag gewissermaßen, mit Helge Schneider in der Titelrolle, dem Komiker, dessen Irrsinn allein schon ein Versprechen wäre.

Dani Levy hat aber auch erzählt, dass er ursprünglich einen ganz anderen Film drehen wollte; dass er seine ganze Geschichte aus der Perspektive Adolf Hitlers erzählt habe, was aber dem Publikum bei einer Testvorführung gar nicht eingeleuchtet habe, weshalb Levy die ganze Sache am Schneidetisch so überarbeitet hat, dass es jetzt der Jude Adolf Grünbaum ist, der uns die Geschichte dieses Films erzählt.

Handlung ohne Haltung

Und natürlich fragt man sich, ob Levy mit dieser Aktion wirklich das Schlimmste verhindert habe - oder ob es dieser nachträgliche Perspektivenwechsel war, der das Projekt so aus der Balance brachte, dass man jetzt im Kino sitzt, und nach einer Stunde schaut man auf die Uhr und hofft, dass der Film endlich mal zum Thema kommen - oder aber sehr bald zu Ende sein möge. Dabei dauert "Mein Führer" nur anderthalb Stunden.

Es fängt damit an, dass Ulrich Mühe (der den Grünbaum spielt) uns erzählt, dieser Adolf Hitler sei in der Alpenrepublik Österreich geboren worden und von dort über die Deutschen gekommen, was insofern ein schlechter Start ist, als man gleich aufstehen und "Nein, stimmt nicht!" rufen möchte, weil Österreich damals alles andere als eine Republik war; und als es eine wurde, lebte Hitler längst in Bayern. Nicht so wichtig, könnte man sagen, in einem Film, der kein Historienfilm sein will. Aber wenn es nicht die Wahrheit ist, was ist es dann: ein Witz?

Nein, es ist eine Schlamperei, die man dem Film nicht weiter übelnähme, wenn nicht "Mein Führer" insgesamt so wäre: unkonzentriert geschrieben und so schludrig inszeniert, dass die Sorge um Adolf Grünbein, den Helden des Films, immer wieder verdrängt wird von dem bangen Gefühl, dass jeden Moment eine Kulisse einstürzen, der Kameramann über ein Kabel stolpern oder Helge Schneider den Set verlassen und nie wiederkommen könnte. "Mein Führer" erzählt, wie Joseph Goebbels den Schauspiellehrer Grünbaum, der einst Hitler die Grundlagen der Selbstinszenierung beigebracht hat, aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen in die Reichskanzlei holt, damit er Hitler heraushole aus der Depression und ihn trainiere für eine enorm wichtige Rede, die in wenigen Tagen gehalten werden muss - und gleich am ersten Trainingstag kommt Hitler sehr gut in Schwung, fuchtelt mit seinen Fäusten vor Grünbeins Gesicht herum, und als er dann fragt, warum die Juden sich nicht wehren, warum die sich eigentlich alles gefallen lassen, holt Grünbaum tief Luft, ballt die Hand zur Faust und trifft seinen Führer so sauber am Kinn, dass der umfällt und erst mal kein Wort mehr sagt.

Das wäre die Szene, wegen welcher man allein schon ins Kino rennen möchte: Der Führer kriegt vom Juden paar aufs Maul. Nur dass hier Dani Levy alles vermasselt - so ratlos, fast gelähmt, wie Grünbaum danach in Hitlers Zimmer steht, genauso wirkt die Inszenierung, die nicht so recht zu wissen scheint, ob jetzt das Bedrohliche oder das Absurde der Lage auszuspielen wäre, und deshalb keines von beiden tut.

Und draußen, vor Hitlers Tür, lungern Joseph Goebbels, Heinrich Himmler, Albert Speer und Johann Rattenhuber herum und wissen nicht so recht, ob sie Grünbaum sofort erschießen oder erst mal warten sollen, bis der Führer wieder aufwacht - und es sind diese Momente, in denen Levys Film ganz bei sich ist, weil es nämlich hier der ersten Garnitur der Nazis genauso geht, wie es zugleich der ersten Garnitur der deutschen Schauspieler geht, Sylvester Groth als Goebbels, Stefan Kurt als Speer, Ulrich Noethen (wie schon im "Untergang") als Himmler und Lambert Hamel als Rattenhuber: Sie hängen alle in der Luft, sie bleiben unter ihren Möglichkeiten, sie brauchten dringend jemanden, der ihnen die Kommandos gibt. Wobei man gar nicht so genau wissen möchte, was es zu bedeuten hat, dass "Mein Führer" sich von der Depression und der Agonie der letzten Monate in der Reichskanzlei hat ergreifen lassen - statt dieser Stimmung seinen Witz entgegenzusetzen.

"Mein Führer" ist nämlich eher ein trauriger als ein lustiger Film, eher depressiv als anarchisch, schwarz und böse, was, einerseits, zuallerletzt an jenem Helge Schneider liegt, der sich jetzt, vermutlich zu Recht, von Levys Film distanziert. Helge Schneider mag kein großer Schauspieler sein, was aber schon deshalb nicht stört, weil auch Adolf Hitler kein ganz großer Schauspieler war, und wohin es führt, wenn man die Rolle einem erstklassigen Schauspieler gibt, hat ja überdeutlich Bruno Ganz vorgeführt, im "Untergang", wo er zu sehr Bruno Ganz war, zu sehr Iffland-Ring-Träger, Peter-Stein-Schauspieler, Grübers Hamlet, Wenders' Engel über Berlin, ein Mann mit zu viel Ernst und Tiefe, als dass man ihm die Charge Hitler ganz geglaubt hätte. Helge Schneider, andererseits, ist als Levys Hitler nicht zu wenig Hitler, sondern viel zu wenig Helge Schneider - nur ein einziges Mal, wenn er in der Badewanne liegt und mit einem Spielzeugpanzerkreuzer spielt und sich unter Wasser vor Albert Speer versteckt, ahnt man, was der Brabbler, Nuschler, der Un- und Wahnsinnspoet Helge Schneider mit diesem Hitler hätte machen können. Aber Schneider sagt meistens nur dürre Drehbuchsätze auf, die darauf hinauslaufen, dass der kleine Adolf von seinem Vater so arg misshandelt wurde, dass er jetzt schwer gestört ist, impotent, ein Angsthase und ein Bettnässer, der die ganze Welt für seine Seelenschäden haftbar macht - eine Deutung, die man trivial und gefährlich harmlos nennen möchte, wenn das nicht selber schon wieder so furchtbar trivial wäre.

Und so sitzt man im Kino und fragt sich, immer trauriger, warum man, nach all den Melodramen, welche das Verführerische, nach all den Farcen und Komödien, die das Absurde und das Lächerliche, all den Thrillern, welche die Angst und den Schrecken des Nationalsozialismus inszeniert haben, sich einen Film anschaut, der nie zu seinem Stil, seiner Haltung findet, sondern immer nur zu seiner simplen psychologischen Hypothese.

Es ist in einem freien Land das gute Recht eines jeden, dass ihm zu Hitler nichts einfällt. Aber warum muss so einer dann einen Film darüber drehen?

CLAUDIUS SEIDL

Von Donnerstag an im Kino.

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