Die junge Dortmunder Kommissarin Anne Kirsch erlebt eine üble Überraschung: von den leitenden Kriminalkommissaren ist die eine an Krebs erkrankt und fällt längerfristig aus und ihr Chef Thorsten ist auf einer Fortbildung in Münster. In dieser Zeit soll ausgerechnet Janitzki kurz JJ die Leitung der
Abteilung für Tötungsdelikte und Vermisste übernehmen. Sie hat doch mehr Erfahrung, warum wurde sie…mehrDie junge Dortmunder Kommissarin Anne Kirsch erlebt eine üble Überraschung: von den leitenden Kriminalkommissaren ist die eine an Krebs erkrankt und fällt längerfristig aus und ihr Chef Thorsten ist auf einer Fortbildung in Münster. In dieser Zeit soll ausgerechnet Janitzki kurz JJ die Leitung der Abteilung für Tötungsdelikte und Vermisste übernehmen. Sie hat doch mehr Erfahrung, warum wurde sie nur übergangen? Stimmt Thorstens Einschätzung, daß kooperative Teamarbeit nicht ihre Stärke ist, sie zu viele Extratouren macht? Hoffentlich tritt kein Notfall ein. Noch während sie dies denkt, werden sie an einen Tatort gerufen. Eine unbekleidete junge Frau, deren halber Körper mit Nadeln gespickt ist, starb durch einen Fall vom Balkon. Kann das wirklich ein Unfall gewesen sein? Anne Kirsch kann das nicht glauben, sie vermutet ein heimtückisches Verbrechen. Eine Spur auf dem PC der Toten führt sie ins Sauerland, wo sie den dortigen Kollegen Anton Hellmann wieder trifft. Dieser ist auf dem Weg zu Rainer Dorn, dem letzten Kontakt der Toten, aber aus einem ganz anderen Grund. Kann das Zufall sein?
Dieser zweite Fall für die hartnäckige und eigensinnige Kommissarin Anne Kirsch ist ausgesprochen spannend. Lediglich zu Beginn muß die Situation präsentiert werden, warum das Team diesmal völlig anders aufgestellt ist. Wobei ich zugeben muß, daß mir die Konstellation mit Anne und dem eitlen JJ sehr gut gefällt. Annes Animositäten und ihre fast schon greifbare Abneigung ihm gegenüber ist schon sehr unterhaltsam, ohne die Geschichte zu stark zu überlagern oder abzulenken.
Die Handlungsstränge in Dortmund und dem Sauerland sind geschickt miteinander verwoben. Dadurch trifft man viele alte Bekannte aus Band 1 Katz und Mord wieder, was mir gut gefällt, weil man erfährt, was aus Anne und „ihrem“ Heiko geworden ist. Hat ihre Mutter Recht, daß ihr Beruf jede Beziehung erdrückt? Ein bißerl kommt es mir so vor, als hätte sie etwas Komplexe, weil er im Gegensatz zu ihr studiert hat. Denn auch der Verdächtige Rainer Dorn ist sehr gebildet und liebt es sich in Bildern auszudrücken, die Anne nicht versteht, da ist sie auf Hilfe angewiesen.
Der Krimi liest sich sehr gut und durch die durchgehende Spannung voller Wendungen und Überraschung auch unglaublich schnell. Allerdings waren einige Wendungen für mich unnötig, da sie nur der Ablenkung dienten. Ich zerbrach mir den Kopf wie Tat X ins Gesamtbild paßt, aber sie wurde nachher nicht mehr aufgegriffen. Das fand ich etwas schade. Ebenso waren es mir dann auch etwas zu viele Zufälle. Interessant fand ich hingegen die forensische Psychiatrie als zeitweisen Handlungsort, den Einblick in Phobien und Manien. Wer ist krank, wer ist gesund? Kann man jede Krankheit heilen, oder sind eigentlich wir angeblich Gesunden die Krankmacher? Schön ist auch die Anspielung auf das eher unbekannte Grimmsche Märchen „Hans mein Igel“ und seine Deutung in der Psychotherapie. Ja, die Gebrüder Grimm haben nicht nur Gute Nacht Geschichten aufgeschrieben. Erschreckend wie viel Schaden die Eltern bei ihren Kindern anrichten können und nicht nur solange sie klein sind. An den Folgen von Lieblosigkeit oder zu großem Druck drohen sie zu zerbrechen und einige psychische Probleme scheinen unlösbar zu sein. Ich hatte nach der letzten Seite erst mal das Bedürfnis meine Eltern anzurufen, um mich bei ihnen zu bedanken und meine Kinder zu umarmen und ihnen zu sagen, wie lieb ich sie habe.
Zudem mußte ich über die Namen schmunzeln, gefühlt kam meine halbe Familie vor. Die Kommissare fuhren an der Autobahnausfahrt meiner Schwiegermutter ab…. Da mußte ich doch auch an den spannendsten Stellen schon mal grinsen. Doch auch wenn der Krimi wirklich atmosphärisch dicht ist und in der Provinz spielt, ist er nicht provinziell.
Mareike Albracht steigert sich von Fall zu Fall, ich bin schon jetzt auf die Fortsetzung gespannt.
Daher spreche ich eine klare Leseempfehlung mit guten 4 von 5 Sternen für diesen spannenden Krimi aus.