Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 1,80 €
  • Gebundenes Buch

Wolfgang Schaller, Hausautor der Dresdner "Herkuleskeule", ist ein empathischer Fürsprecher des kleinen Mannes und engagierter Verteidiger eines ostdeutschen Selbstbewusstseins. Der hoffnungsvolle Skeptiker bewahrte sich auch nach 1990 seinen Widerspruchsgeist. "Da war ein ganz neuer Ernst hinter dem Spaß. Da machte endlich mal wieder einer Satire, bei der der Spaß aufhörte, harmlos zu sein", sagte Peter Ensikat über Schaller, und Dieter Hildebrandt wünscht ihm "... das bleibende Vertrauen seiner Anhänger, zu denen ich gehöre".

Produktbeschreibung
Wolfgang Schaller, Hausautor der Dresdner "Herkuleskeule", ist ein empathischer Fürsprecher des kleinen Mannes und engagierter Verteidiger eines ostdeutschen Selbstbewusstseins. Der hoffnungsvolle Skeptiker bewahrte sich auch nach 1990 seinen Widerspruchsgeist. "Da war ein ganz neuer Ernst hinter dem Spaß. Da machte endlich mal wieder einer Satire, bei der der Spaß aufhörte, harmlos zu sein", sagte Peter Ensikat über Schaller, und Dieter Hildebrandt wünscht ihm "... das bleibende Vertrauen seiner Anhänger, zu denen ich gehöre".
Autorenporträt
Wolfgang Schaller, geboren 1940 in Breslau, studierte in Leipzig am Literaturinstitut, seit 1970 als Autor und Dramaturg am Kabarett Herkuleskeule in Dresden, seit 1986 künstlerischer Leiter und seit 1998 Intendant des Kabaretts. Er schreibt regelmäßig satirische Kolumnen für die Sächsische Zeitung. 2009 wurde er mit dem "Stern der Satire" ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.04.2010

Wählen wir doch den ADAC!
Dem Kabarettisten Wolfgang Schaller zum Siebzigsten
Als Wolfgang Schaller an seinem vierten Geburtstag 1944 morgens erwachte, hatte ganz Breslau für ihn geflaggt. Ein Jahr später war das schon anders. Nähere Erklärungen seines Irrtums hatten sich erübrigt: „Führers Geburtstag” wurde nicht mehr begangen, Schaller hatte seinen Geburtstag wieder für sich allein.
Nebeneffekte dieser Umwälzung waren, dass er nun in einer Ortschaft in der sowjetisch besetzten Zone lebte und seine Mutter Mühe hatte, die Familie zu ernähren. Die Großmutter vertrieb sich und dem Kleinen die Zeit, indem sie ihm vorlas. Letzteres führte zu einem neuen Irrtum, den Schaller bis heute nicht ganz überwunden hat: Neben den Liedern auf Stalin und die Partei, die er in der Schule sang, wurde ihm Rilkes „Herbsttag” nahegebracht. Die Großmutter sagte ihm das Gedicht so oft auf, dass er es – genau wie die Schullieder – bald auswendig konnte. Folglich hielt er Rilke für einen Arbeiterdichter.
Nachdem Schaller den Sozialismus in seiner Familie als eine bildungsbürgerliche Bewegung kennengelernt hatte, blieb es nicht aus, dass er sich darüber wunderte, wie dieser in der DDR praktiziert wurde. Hinzu kam, dass er zu Haus Vorstellungen von Gerechtigkeit mitbekommen hatte, die er in dem neuen Staat nicht verwirklicht fand. Als Jugendlicher gründete er an seiner Görlitzer Schule ein Schülerkabarett. Während seines Studiums an dem angesehenen Leipziger Literaturinstitut erwog er kurzzeitig, ein berühmter Dichter oder Schriftsteller zu werden, verzichtete dann aber auf diese Laufbahn zugunsten des Kabaretts.
Der Erfolg bemaß sich in der DDR an zwei Dingen: der Andrang des Publikums wurde gern gesehen, entscheidend war freilich, wie oft ein Auftritt zensiert wurde. Blieb man von staatlichen Stellen unbehelligt, hatte man etwas falsch gemacht. Schaller darf sich heute sagen, es in diesem Sinn oft richtig gemacht zu haben. Dass er zusammen mit fünf anderen, darunter sein Kabarettistenfreund Peter Ensikat, 1988 aus Honeckers Hand den Nationalpreis der DDR annahm, ist ein peinlicher Umstand, auf den Schaller und Ensikat gelegentlich selbstironisch hinweisen – wenn auch ohne große Resonanz. Merke: Es kann sich nicht jeder Dahergelaufene im Nachhinein zu einem Mitläufer des DDR-Regimes stilisieren!
Rilke: ein Arbeiterdichter
Den Verlust der SED als Ziel seiner satirischen Bemühungen hat Wolfgang Schaller professionell gut überstanden. Seit 1970 arbeitet er bei dem Dresdner Kabarett „Die Herkuleskeule”, seit 1998 sogar als sein Direktor. Kein Haus zu haben und notgedrungen in den Alleen unruhig hin und her zu wandern, wenn die Blätter treiben, ist im Westen – und seit Hartz IV erst recht – gang und gäbe. Nach wie vor prangert Schaller gesellschaftliche Ungerechtigkeiten an, die Rainer Maria Rilke in den Ohren des Achtjährigen so treffend auf den Punkt gebracht hatte.
Diesem Zweck dient auch ein Buch, das Schaller seinem Publikum anlässlich seines 70. Geburtstags geschenkt hat: „Morgen war’s schöner”, seine satirischen Kolumnen aus den vergangenen Jahren, die er mit aktuellen Kommentaren versehen hat (Eulenspiegel Verlag, 175 Seiten, 12,95). Seine Arbeit fasst er so zusammen: „Hielten früher ewig Gestrige meine Texte für zu kritisch, hieß es: ,Du hast wohl was gegen die DDR?!‘ Halten jetzt ewig Heutige meine Texte für zu kritisch, heißt es: ,Du willst wohl die DDR wiederhaben?!‘” Daneben handeln die Artikel aber auch vom Dalai Lama, der „tibetischen Kichererbse”, und vom ADAC, dem 90 Prozent aller Deutschen das Vertrauen aussprechen. Schaller droht den Parteien an: „Dann wählen wir das nächste Mal den ADAC.” Wir für unser Teil geben unsere Stimme Wolfgang Schaller, dies zumal, wenn er Geburtstag hat. FRANZISKA AUGSTEIN
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr